So dick, wie es jetzt gekommen ist, hätte es nicht kommen müssen: Emmanuel Macron hat sich vergangenes Jahr einen „Sicherheitschef“ – verständlicher ausgedrückt: einen Bodyguard – gekürt. Dieser, Alexandre Benalla, versteht unter „Sicherheit“, draufzuhauen, und haut demzufolge höchstpersönlich am 1. Mai ein paar Demonstranten vors Maul. Niemand hat ihm erklärt, dass dies die Aufgabe von Schergen mit größerer Distanz zum Häuptling ist. Kann passieren, einen Personenschützer wählt man nicht in erster Linie nach dessen intellektueller Kapazität aus. Mit der Entlassung des Schlägers hätte der Fall aus der Welt gewesen sein können. Zum Skandal wurde die Geschichte in Frankreich erst, als der Staatspräsident in Sonnenkönigs-Attitüde die Verantwortung für den „Schlaganfall“ seines Vertrauten übernahm. Das macht die Affäre Benalla zur Affäre Macron. Der ehemalige Investmentbanker hält sich inzwischen tatsächlich für den, den die Medien aus ihm gemacht haben: den neoliberalen Saubermann, den strahlenden Sieger der Präsidentschaftswahl 2017, den Retter Frankreichs aus wirtschaftlichem Niedergang. Den europäischen Großstaatsmann. Er muss daran erinnert werden, wie das vor etwas über einem Jahr war: Im ersten Wahlgang kam er auf 24, die Faschistin Le Pen auf 21, 3 Prozent der Stimmen. Beim zweiten Wahlgang entschieden sich zwei Drittel der Wählerinnen und Wähler gegen Le Pen und das hieß zwangsläufig: für ihn. Das ist der ganze Macron: Ein kleineres Übel.