Zu „Ein vollgepacktes Leben“, UZ vom 9. Juli

Einzigartige Biografien

Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen

Über den kompletten Elite-Austausch vor 30 Jahren wurde die Öffentlichkeit nicht informiert. Von den ehemals über zwei Millionen Hoch- und Fachschulabsolventen, zum DDR-Ende davon 400.000 nicht immer freiwillig in Rente, sind 1.600.000 Menschen aus dem Berufsleben dauerhaft ausgegrenzt, durch das Rentenstrafrecht an den sozialen Rand gedrängt worden. Die Biographien des großen antifaschistischen Bildhauers Fritz Cremer und von Lea Grundig zerstörte man; eine große Sportlerpersönlichkeit wie Täve Schur will man nicht in der „Hall of Fame“ haben. Dem jüdisch-kommunistischen DDR-Außenpolitiker Hermann Axen raubte man sein gesamtes Privatvermögen, seiner beeinträchtigten Ehefrau Sonja wurde 1992 die monatliche Entschädigungsrente von 800 DM aberkannt.

Die Familie Rapoport hatte drei Leben, in Nazideutschland, in den USA und in der DDR. Ihr ältester Sohn Tom, habil. Biochemiker, gehörte dort zu den abgewickelten Wissenschaftlern. Doktorvater des Mathematikers Peter Scholze, Träger der Fields-Medaille, war Professor Michael Rapoport. Schmerzlich für die ganze Familie war, dass beim Anschluss 1990 die Chance einer auf positiven Erfahrungen in beiden deutschen Staaten fußenden Integration vertan wurde. Inge Rapoport war 102 Jahre alt, als sie ihre Doktorarbeit nach 77 Jahren vor drei Uni-Professoren in Hamburg ein zweites Mal verteidigte.

In Bremen-Nord kämpften DKP-Mitglieder, FriedensaktivistInnen, ein Sozialdemokrat, ein Grüne-Landtagsabgeordneter erfolgreich für Wegebenennungen nach zwei enthaupteten KPD Widerstandskämpfern. Bei der Presse gingen Anrufe ein, dass es sich bei Leo Drabent und Hans Neumann um „Stalinisten“ handelt, die in der Weimarer Republik an Lebensmitteldiebstählen beteiligt waren.

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"Einzigartige Biografien", UZ vom 23. Juli 2021



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