Davoser Treffen übt sich in Besorgnisr Treffen übt sich in Besorgnis

Einkehrtag der Klima-Killer

Das selbsternannte „World Economic Forum“, genauer gesagt die Ultra-Reichen dieser Welt und ihr politisches Personal, gaben sich in diesem Jahr zum 50. Mal die Ehre. Wie immer im Hochsicherheitstrakt des Schweizer Nobel-Skiort Davos – bestens abgeschirmt von Protesten und den Fährnissen des realen Lebens. Und wie immer konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, in einer Parallelwelt zu leben, so wenig hatte das dort Gesagte mit den realen Problemen zu tun, mit denen sich die restlichen 99 Prozent, die nicht über zehnstellige Beträge auf ihren Bankkonten verfügen, herumschlagen müssen. Schon das offizielle Motto „Akteure für eine kohärente und nachhaltige Welt“ macht den Grad an Hybris und die Bigotterie der WEF-Zampanos deutlich.

Nun gibt es reichlich Probleme in der realen Welt. Die materielle Ungleichheit wächst mit dem Reichtum der Wenigen von Rekord zu Rekord. Die globale Verschuldung ebenso. Die mit Billionensummen überkleisterte Krise meldet sich zurück. Ihr erneuter Ausbruch ist eine Frage des „Wann“ und nicht des „Ob“. Im Nahen/Mittleren Osten steht das US-Imperium vor den Scherben seiner Kriegspolitik. Der Wirtschafts- und Technologiekrieg gegen die VR China, der rücksichtslose Protektionismus der USA wird weitergehen, Teilabkommen hin oder her. Und schließlich sind da noch die völlig ungelösten Ökologie- und Klimaprobleme. Neben der flächendeckenden Verseuchung der Umwelt, der Meere, der landwirtschaftlich genutzten Flächen und des gefrackten Untergrunds steht die Bewohnbarkeit des Planeten für Hunderte Millionen Menschen auf dem Spiel.

Spielte das in der Davoser Parallelwelt eine Rolle? Außer, dass die versammelte „Elite“ die von ihren Spindoktoren abgezirkelten Phrasen aufsagen konnte, wurde wenig geboten. In der Klimadebatte versuchten die Europäer, an vorderster Front die deutsche Kanzlerin, den US-Präsidenten als großen Watschenmann zu nutzen, von dem sich die europäischen Klimakämpfer positiv abgrenzen konnten. Das ist angesichts des deutschen Versagens auf diesem Gebiet an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. Selbst die schlimmsten Umweltverschmutzer, die Braunkohlekraftwerke, laufen noch bis 2038. Wie in vielen anderen Bereichen spielte man auch hier das Schwarze-Peter-Spiel, das von den Dimensionen der Probleme und insbesondere davon ablenken soll, dass hier niemand eine Lösung anzubieten hat. Die neoliberal zugerichtete Wirtschaft, allemal die des Westens, ist dem Share Holder Value verpflichtet, nicht dem 1,5-Grad-Celsius-Ziel.

Donald Trump hatte in seiner Rede die alte Platte des US-amerikanischen Exzeptionalismus aufgelegt. Seiner Meinung nach läuft es, Dank seiner großartigen Führung, „America first“, in den Staaten vorzüglich. „Amerikas wiederentdeckte Prosperität“ sei „unbestreitbar beispiellos und unerreicht in der Welt“. Der Aktienmarkt sei auf Allzeithoch und die Arbeitslosigkeit niedrig wie nie. Die USA seien Netto-Exporteure von Gas und Öl und die Klimaaktivisten „Propheten des Untergangs“. Die USA seien dem Eine-Billion-Bäume Aufforstungsprogramm der UNO beigetreten. Etwa zur gleichen Zeit begann in Washington das Impeachment-Verfahren volle Fahrt aufzunehmen.

Trumps Prahlereien machten es der Kanzlerin leicht, in die Rolle der besorgten Landesmutter zu wechseln. Selbstredend beherrscht sie, „Deutschland geht es gut“, die politische Hochstapelei ebenso wie Trump. Aber sie will ja nicht wiedergewählt werden, und braucht keine Wahlkampfbühne. Dafür gibt es eine Menge technischer Details, mit denen sie zu belegen versucht, dass sie Ahnung von der Klimaproblematik hat. Es laufe noch nicht alles rund, da gebe es eine Menge Widerstand auf dem Land, aber man arbeite daran. Auch das ist von der Wirklichkeit weit entfernt, klingt aber besser. Davos, das ist vor allem ein Wettstreit der Politikdarsteller und ihrer „Messages“, der Großerzählungen. Seit Donald Trumps „Amerika first“ muss die in Europa deutlich anders klingen als die des früher so geliebten Großen Bruders.

Ein bemerkenswertes Aufforstungsprogramm, nicht nur in der Regierungs-PR, sondern auch in der Realität, gibt es in China. Der „Great Green Wall“ soll die Bodenerosion und die Wüstenbildung im Nordwesten des Landes aufhalten und zurückdrängen. Seit 1978 seien, so Peking, hier 66 Mrd. Bäume gepflanzt worden.

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"Einkehrtag der Klima-Killer", UZ vom 31. Januar 2020



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