Der „Friedensgipfel“, der offenbar am vergangenen Wochenende in Kopenhagen stattgefunden hat, segelte unter dem medialen Wahrnehmungsradar. Kaum jemand berichtete darüber. Immerhin waren solche neokonservativen Schwergewichte wie Jacob Sullivan und Victoria Nuland an Bord. Laut der russischen Nachrichtenagentur „Sputnik“ sollen sich politische Berater aus Brasilien, Kanada, Dänemark, der Europäischen Union, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, der Ukraine, aus Saudi-Arabien, Südafrika, Großbritannien, den USA, der Türkei und Japan auf der Konferenz befunden haben. Bemerkenswert ist, dass die Initiatoren zwar einige BRICS-Staaten einbezogen hatten, dass man aber die Beteiligung eines russischen Vertreters für entbehrlich hielt.
Hintergrund dieses „Friedensgipfels“ ist das Scheitern des US/NATO-Ukraine-Projektes. Spätestens im Sommer 2022 hatte die Ukraine den Krieg verloren und obwohl der Wertewesten alles Verfügbare an die Front wirft, stehen die ukrainischen Truppen auch bei ihrer groß angekündigten Offensive vor einer Katastrophe. Das Ukraine-Projekt ist selbstruinierend und wird zu einer politischen Belastung, vor allem vor dem Hintergrund der künftigen Wahlen in den USA und des geplanten China-Krieges.
Also schießen die Ideen ins Kraut, wie der Konflikt gesichts- und positionswahrend, analog der Korea-Lösung, „eingefroren“ werden könnte. Ganz so, als reiche dazu die Absicht des „Westens“. Für die russische Führung aber gab es gewichtige Gründe für den 24. Februar 2022: Die Verwandlung der Ukraine in einen faschistisch geprägten NATO-Frontstaat, die Aussicht US-Atomwaffen vor der Haustür zu sehen, und die Unterdrückung der russischstämmigen Bevölkerung. Moskau kann es sich gar nicht leisten, die Ukraine-Operation zu beenden, ohne eine Lösung dieser elementaren strategischen Probleme erreicht zu haben. Die verbreitete russische Kritik an der russischen Kriegführung lautet: Es geht nicht schnell und entschieden genug voran. Nach dem Prigoschin-Abenteuer wird Präsident Putin sich dem stellen müssen.
Einfrieren geht nicht
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