Am 31. Oktober 2024 berichtete „Prensa Latina“, dass die Regierung der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum Treibstoff nach Kuba schicken wird, um dem Antillenstaat bei der Überwindung der derzeitigen Energiekrise zu helfen. Insgesamt sollen 400.000 Barrel Öl in das karibische Nachbarland exportiert werden. Mexiko sei mit Kuba solidarisch und unterstütze es aus humanitären Gründen, erklärte die Präsidentin dazu.
Sheinbaum führte weiter aus, Mexiko habe die Blockade Kubas durch die US-Regierung nie befürwortet, welche sich ihrer Auffassung nach gegen die Bevölkerung Kubas richte. Bereits vorher hatte die verfassungsmäßige Präsidentin der Vereinigten Mexikanischen Staaten „technische Unterstützung für Kuba angesichts der aktuellen Energienotlage“ angekündigt. Der mexikanische Energieerzeuger CFE (Comisión Federal de Electricidad) stehe über das Außenministerium in Kontakt mit Kuba, um ihm technische Hilfe zukommen zu lassen. Bei dieser Gelegenheit bekräftigte sie auch Mexikos Widerstand gegen die feindliche Politik des Weißen Hauses gegenüber dem kubanischen Volk und der kubanischen Regierung.
Kuba leidet unter Energieengpässen, die durch Brennstoffknappheit und Hindernisse bei der Modernisierung und dem Betrieb seiner Stromerzeugungsanlagen aufgrund der US-Blockade verursacht werden. Hinzu kommen die Wiederaufbauarbeiten nach dem Durchzug von drei Hurrikans im Herbst 2024, die erhebliche wirtschaftliche Schäden hinterließen. Die kubanische Elektrizitätsunion (UNE) hat seit Mitte 2024 regelmäßig ein Stromerzeugungsdefizit von etwa der Hälfte des kubanischen Bedarfs. Immer noch arbeiten die thermoelektrischen Kraftwerke der Insel maximal mit 65 bis 70 Prozent ihrer Kapazität.
Wie das mexikanische Finanzblatt „El Financiero“ berichtet, wurden neben den 400.000 Barrel Rohöl eine zusätzliche Lieferung von 67.000 Barrel Diesel im Wert von 5,5 Millionen Dollar nach Santiago de Cuba geschickt, was insgesamt einem Wert von 31 Millionen Dollar entspricht. Der mexikanische Geschäftsmann Ramses Pech wurde in der mexikanischen Presse mit der Aussage zitiert, dass Kuba Diesel importieren müsse, weil seine Raffinerien kein Produkt von ausreichender Qualität zur Stromerzeugung herstellten. „Etwa sechs Prozent des Stroms auf der Insel wird mit Diesel erzeugt“, sagte er. Die Lieferungen der mexikanischen Regierung erfolgen über das Unternehmen Gasolinas Bienestar S. A. de C. V. mittels eines von der mexikanischen Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit (AMEXCID) des Außenministeriums unterzeichneten Abkommens. Der US-Experte Jorge Piñon erinnerte daran, dass sich der Wert des Erdöls, das Mexiko nach Kuba lieferte, allein im Jahr 2023 auf 300 Millionen Dollar belief, während das Land in der ersten Hälfte des Jahres 2024 durchschnittlich 15.000 bis 20.000 Barrel Rohöl pro Tag im Wert von 100 Millionen Dollar geliefert habe. Zudem schickt Mexiko sein bestes Öl nach Kuba: „Sie schicken ihnen das leichte ‚Istmo‘-Öl, da Kuba das Maya-Rohöl nicht verarbeiten kann, weil es sehr schwer ist, also schicken sie das qualitativ beste Rohöl auf die Insel“, so Piñon.
In den USA wird derweil gerätselt, wie die Bezahlung der Treibstoffe abgewickelt wird. „Wir wissen nicht, ob sie sich für die kubanischen Ärzte, die sie nach Mexiko geschickt haben, oder für die Covid-Impfstoffe, die sie ebenfalls von der kubanischen Regierung erhalten haben, revanchieren, aber es handelt sich um eine beträchtliche Summe“, so der Vertreter der Universität von Texas.
Mexiko ist damit zu Kubas Lebensversicherung geworden, da Russland und Venezuela ihre Versprechen, das „schwarze Gold“ auf die Insel zu liefern, zwischenzeitlich nicht einhalten konnten. „Die Russen hatten versprochen, Öl zu schicken, aber wir haben kein einziges Schiff entdeckt, das nach Kuba fährt, während Venezuela früher durchschnittlich 53.000 Barrel pro Tag schickte, aber seit dem letzten Monat haben sie ihre Lieferungen auf durchschnittlich 25.000 Barrel pro Tag reduziert“, sagte der US-Experte Jorge Piñón.
Darüber hinaus bestätigte die Abteilung für soziale Kommunikation des Außenministeriums gegenüber „El Financiero“, dass sich die kubanischen Behörden auch an die kubanische Botschaft in Mexiko gewandt haben, um sie um Hilfe bei der Beschaffung von Ersatzteilen zu bitten. Die mexikanische CFE half Kuba dabei offensichtlich als Vermittler, damit es Gespräche mit Lieferanten aufnehmen konnten.
Die traditionell guten, aber zwischenzeitlich getrübten Beziehungen zwischen Mexiko und Kuba haben sich seit der Regierung von Andrés Manuel López Obrador und seiner Nachfolgerin Claudia Sheinbaum, zu deren Amtseinführung am 2. Oktober 2024 der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel nach Mexiko reiste, wieder deutlich intensiviert.
Dazu gehört, dass kubanische Ärzte in 23 mexikanischen Staaten aktiv sind und dort seit dem Beginn ihrer Tätigkeit 300.000 Behandlungen durchgeführt haben. Nur dadurch ist das unter López Obrador wieder etablierte flächendeckende Gesundheitssystem überhaupt möglich. Ganz offensichtlich profitieren beide Länder von der verstärkten Kooperation.
Dieser Beitrag erschien zuerst in „Cuba Libre“, Ausgabe 1/2025.