Im August standen nach übermäßigen Regenfällen weite Teile Pakistans unter Wasser. 30 Millionen Menschen waren und sind von den Überschwemmungen betroffen, mehr als 1.500 starben, Straßen, Brücken und 500.000 Wohnhäuser wurden beschädigt oder zerstört. Der zuständige pakistanische Minister nannte dies eine humanitäre Katastrophe, die von der Klimaveränderung verursacht wurde. Pakistans Ministerpräsident Shehbaz Sharif schätzte die Kosten der von den übermäßigen Monsunregen verursachten Schäden auf 30 Milliarden US-Dollar.
Es waren Monsunregen, wie sie jedes Jahr vorkommen – und für die Bewässerung durchaus nötig sind. Aber sie wurden verstärkt durch Schmelzwasser von Gletschern und die Regenfälle selbst waren außerordentlich heftig. In den Provinzen, die am stärksten betroffen waren, fiel achtmal mehr Regen als im langjährigen Durchschnitt.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Europa, den USA und Pakistan, die das Geschehen nachträglich analysierte, kam zu dem Schluss, dass der Klimawandel solche Regenfälle wahrscheinlicher gemacht hat. In den Monsunwochen mit den stärksten Niederschlägen, schätzen die Forscher, fallen jetzt 75 Prozent mehr Regen als vor einigen Jahrzehnten. Die Gruppe nennt noch weitere Ursachen für die katastrophalen Auswirkungen der stärkeren Monsunregen. Es sind gesellschaftliche Gründe wie Siedlungsbau in Überschwemmungsgebieten, veraltete Drainagesysteme, unzulängliche Infrastruktur und Versorgung – also Armut.
Der übermäßige Monsunregen in Pakistan bleibt angesichts der weltweiten Klimaveränderung keine einmalige Erscheinung – weitere Länder sind betroffen. Djoomart Otorbaev, ehemaliger Ministerpräsident von Kirgisistan und Professor der „Belt and Road School“ der Pekinger Universität, weist auf die Bedeutung der Gletscher Zentralasiens hin, deren Schmelzwasser der Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen dient. Wegen der globalen Erwärmung haben die wichtigsten Gletscher der Tian-Shan-Bergregion in China in den letzten 50 Jahren 27 Prozent ihrer Masse und 18 Prozent ihrer Fläche verloren. Bis 2050 könnte die Hälfte dieser Gletscher verschwinden. Wie könnte die Landwirtschaft mit diesen Veränderungen umgehen? In Zentralasien, so Otorbaev, ist das Problem des Klimawandels kein theoretisches Konstrukt, sondern eine wirkliche Bedrohung.
Hier trifft Reichtum auf Armut. In den Ländern, die wenig entwickelt sind und mit ihrem CO2-Ausstoß nur einen geringen Beitrag zum Klimawandel leisten, wirkt dieser sich zurzeit am stärksten aus. Pakistan lag 2020 in der Liste der Länder nach CO2-Ausstoß auf dem 126. Platz mit einer Tonne CO2 pro Einwohner, Deutschland lag auf dem 31. Platz mit fast 8 Tonnen CO2 pro Einwohner.
Reichtum trifft auf Armut – das zieht sich durch alle Ebenen des CO2-Problems, es bleibt ein Luxusproblem. Die Preiskrise der Energieversorgung trifft den ärmeren Teil der Bevölkerung besonders hart. Dabei kommen auf die ärmste Hälfte der Bevölkerung zum Beispiel in Britannien nur 20 Prozent des Energiekonsums, die reichsten 5 Prozent der Bevölkerung verbrauchen allein mehr als 20 Prozent. Und die 4 Millionen reichsten Menschen weltweit trugen zu 5 Prozent des CO2-Ausstoßes bei, die ärmsten 4 Milliarden zu 7 Prozent.
Einer der 4 Millionen reichsten Menschen der Welt, die Schauspielerin Angelina Jolie, flog in den Süden Pakistans, um den Menschen dort Mut zuzusprechen. Sie erzeugte, zusammen mit ihren Begleitern und Unterstützern, eine Wolke von CO2.