Bis zum 5. August lief die Befragung zum Schlichterspruch in der Tarifauseinandersetzung der Sozial- und Erziehungsdienste. Ein Ergebnis liegt zu Redaktionsschluss noch nicht vor. Auch die Ergebnisse im Kampf um mehr Personal an der Charité, für die die Kolleginnen und Kollegen gestreikt haben, stehen noch aus.
Neue Auseinandersetzungen kündigen sich für die Zeit nach den Sommerferien an oder haben bereits begonnen:
Im Oktober 2014 hat ver.di das „Forum für Senioren“ in Berlin für die circa 60 Altenpflege-Auszubildenden zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Hierbei geht es darum, überhaupt erstmals einen Tarifvertrag abzuschließen. Seit Ende April haben die Auszubildenden wiederholt gestreikt. 13 Streiktage sind es bisher, weitere stehen bevor. Das kommunale Mutterunternehmen Vivantes (hundertprozentige Eigentümerin) verweigert die Aufnahme von Verhandlungen mit ver.di. Angeblich lägen die Ausbildungsentgelte jetzt schon über dem Landesniveau in der Altenpflege. Ein Tarifvertrag müsste regeln, dass u. a. Benachteiligungen wie 100 Euro Schulgeld, zwei bis drei Urlaubstage weniger, keine Jahressonderzahlung von 90 Prozent eines Monatsgehalts usw. abgeschafft werden.
In Niedersachsen streitet ver.di sogar für einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für alle 105 000 Pflegekräfte. Alle fünf Wohlfahrtsverbände sind zu Tarifverhandlungen aufgefordert.
Damit packt ver.di ein weiteres großes gesellschaftliches Thema an. In der Pflege – wie in vielen anderen Bereichen – haben die meist seligen – weil kirchlichen – „Arbeitgeber“ den Bogen so weit überspannt, dass bald nur noch die von der deutschen Wirtschaft organisierte Zuwanderung von Arbeitskräften aus Spanien, Griechenland und aus der ganzen Welt den Kollaps ihres kranken Systems verhindert.
Aber auch eine Kollegin aus Spanien kann (und will) nicht auf Dauer vom Gottes- bzw. Hungerlohn leben, der in der Pflege geboten wird. Zumal die hohe Arbeitsbelastung sehr vehement zur Frage drängt: Was kommt danach?
Der Vorschlag, künstlich ausgeblutete Bereiche unserer Wirtschaft ohne Perspektive im Job – auch „Fachkräftemangel“ genannt – mit Flüchtlingen wieder auf einen funktionsfähigen Personalstand zu bringen, ist bereits auf dem Tisch. Umso wichtiger ist der gewerkschaftliche und gesellschaftliche Kampf um die Besserstellung der Auszubildenden, die Verringerung der Arbeitsbelastung und die einheitliche Regelung der Löhne und Arbeitsbedingungen.
Schlechte Arbeit, die kaputt macht und von deren Lohn niemand leben kann, braucht kein Mensch.