Hunderte kamen nach Torgau, um an den Handschlag an der Elbe zu erinnern und für Frieden heute zu demonstrieren

Eine Brücke in die Gegenwart

Knapp 400 Demonstranten sind am vergangenen Samstag nach Torgau gekommen, um gemeinsam den Tag der Begegnung zu würdigen. Vor 79 Jahren, am 25. April 1945, reichten sich hier an der Elbe Soldaten der Roten und der US-Armee die Hände. „Wir versprachen einander, dass die Nationen der Erde in Frieden leben sollten und müssten“, berichtete der US-amerikanische Schütze Joe Polowsky später über diese Begegnung. Dieses Versprechen stand im Zentrum der Veranstaltung. Ein abwechslungsreiches und kämpferisches Programm bei bestem Wetter füllte den Tag. Eröffnet wurde es von Elke und Gerd Brucks (DKP Torgau). Für das musikalische Programm sorgten Jane Zahn und Wilhelm Rettler. Auf dem Marktplatz stellten sich verschiedene Gruppen mit Infoständen vor. Auch für das leibliche Wohl war mit Gulaschkanone und anderen Leckereien gesorgt.

Die Veranstaltung startete am Fahnenmonument. Stefan Natke, Landesvorsitzender der DKP Berlin, wies darauf hin, dass die Repression des Staates härter und die Daumenschrauben weiter angezogen würden. Als Beispiel nannte er die brutale Räumung des Berliner Protestcamps gegen den Völkermord in Palästina. Natke erinnerte daran, dass die gleichen Regierenden, die diesen Demokratieabbau betreiben, unablässig davon reden, dass die „Demokratie geschützt“ werden müsse. Zugleich würden sie dazu aufrufen, „demokratische Parteien“ zur „Europawahl“ zu wählen. Schon der Begriff „Europawahl“ sei irreführend. Schließlich reiche der Kontinent Europa bis zum Ural. Die DKP kandidiere mit einer internationalistischen Liste als Sand im Getriebe des EU-Großkapitals. Sie trete als einzige Partei konsequent für Frieden mit Russland ein. Die Forderung müsse klar lauten: NATO raus aus Deutschland, Deutschland raus aus der NATO!

Im Anschluss stellte Paul für die SDAJ Leipzig klar, dass Aufrüstung niemals im Interesse der arbeitenden und lernenden Jugend sein kann. Die Jugend brauche stattdessen 100 Milliarden für gute Arbeits- und Lebensbedingungen, für gute Bildung und genügend Ausbildungsplätze und für ein Gesundheitssystem, in dem keine menschenverachtenden Arbeitsbedingungen herrschen. Paul erinnerte an die Losung von Karl Liebknecht: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land!“. Man müsse den Hebel gegen die Kriegstreiber im eigenen Land ansetzen, gegen die Rüstungsindustrie und die Bundesregierung.

Am Thälmann-Denkmal erinnerte Albrecht Geißler, Vorsitzender des Revolutionären Freundschaftsbundes (RFB), daran, dass Thälmann schon 1925 dazu aufrief, der Ostpolitik der deutschen Bourgeoisie die Maske herunterzureißen. „Was hier von der deutschen Bourgeoisie im Stillen organisiert wird, kann morgen zu einem ungeheuer blutigen Abenteuer werden.“ Geißler forderte die Demonstranten auf, die Kriegspolitik des Kapitals zu entlarven. Matthias Werner, Präsident des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden (OKV), ergänzte, dass sich eine gespaltene Arbeiterklasse ihrer Möglichkeit beraube, den Kampf gegen das Monopolkapital erfolgreich zu führen. Er rief dazu auf, gegen imperialistische Machtpolitik, gegen jede Form von faschistischen Tendenzen und gemeinsam für den Frieden zu kämpfen.

Der nächste Beitrag kam von Jutta Kausch von der Friedenskoordination Berlin. Sie betonte, dass Krieg am Ende nur von den Rüstungskonzernen gewonnen werde. Zugleich warte das internationale Kapital darauf, die durch den Krieg zerstörte Ukraine wieder aufbauen zu dürfen. Krieg sei zudem der größte Klimakiller. In der Ukraine bestehe darüber hinaus die Gefahr einer nuklearen Katastrophe. ausch ging auch auf den Krieg in Gaza ein, der bislang über 34.000 Todesopfer und weit mehr Verletzte gefordert habe. Mit einer Verteidigung Israels habe das nichts zu tun. Über eine Million Menschen seien von Hunger bedroht, weil sie bewusst von Wasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung ausgeschlossen werden. Die deutsche Regierung liefere weiter Waffen. Aus diesen Gründen sei es an der Zeit, die herrschenden Narrative in eine Krise zu bringen. Die EU sei keine Friedensmacht.

Patrik Köbele, Parteivorsitzender der DKP, begann seinen Redebeitrag mit der Darstellung von verschiedenen Lügen der Regierenden wie zum Beispiel dem Versprechen der „blühenden Landschaften“ auf dem Gebiet der früheren DDR oder dem sogenannten „Sondervermögen“, das in Wahrheit nur aus Sonderschulden bestehe. Einen Höhepunkt der Lügen schaffte der EU-Generalsekretär Stoltenberg, als er verkündete, dass die NATO für 75 Jahre Frieden stehe. Dabei habe sich dieses Kriegsbündnis an allen dreckigen Kriegen auf der Welt beteiligt und dränge uns jetzt an den Rand eines Atomkrieges.

Die Herrschenden haben es geschafft, die Arbeiterbewegung und Gewerkschaften weitgehend in ihren Kurs zu integrieren, so Köbele. Eine Chance zur Gegenwehr biete der Aufruf der Gewerkschaften gegen Aufrüstung und Krieg. Dieser Aufruf müsse eine Plattform für die Sammlung der Arbeiterbewegung auf Friedenspositionen werden. Auf Unterstützung aus den Parlamenten dürfe man sich dabei nicht verlassen. Dort regiere eine große Koalition zur Unterstützung des Stellvertreterkriegs in der Ukraine, für das Liefern von Waffen an Israel und auch in der Frage der NATO-Mitgliedschaft. Köbele betonte die Bedeutung einer großen außerparlamentarischen Opposition. Auch wenn die DKP aktuell zur EU-Wahl kandidiere, sei der Platz der Kommunistinnen und Kommunisten auf der Straße.

Max von der Kommunistischen Organisation (KO) aus Leipzig begründete, warum Kritik an der jahrzehntelangen Unterdrückung des palästinensischen Volkes kein Antisemitismus sei. Diese Unterdrückung sei die Ursache für die heutige Situation. Die waffenliefernden Staaten schauten dem Völkermord in Gaza weiter zu und unterstützten dabei die Ermordung von tausenden unschuldigen Menschen, viele davon Kinder.

Am Denkmal der Begegnung wurden Blumen und Kränze abgelegt. Hier sprach Dirk Benicke aus Berlin. Der Geist an der Elbe richte sich an die Menschen aller Nationen, Differenzen ausschließlich mit friedlichen Mitteln zu lösen. Er sei ewige Mahnung an alle Nationen, für das gemeinsame Wohl der gesamten Menschheit zusammenzuarbeiten. Doch aktuell zeichne sich deutlich das Inferno eines möglichen, alles vernichtenden Atomkrieges ab. Es müsse gelingen, dieses unvorstellbare Unheil zu verhindern.

Klaus Hartmann, Bundesvorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes, betonte in seinem Beitrag, dass der Ukraine-Krieg nicht erst im Jahr 2022 begonnen habe. Am 24. Februar 2022 habe Russland in den seit 2014 laufenden Krieg eingegriffen. Die Donbass-Republiken seien entstanden, weil sie die Machtübernahme durch die NATO-gesteuerten „Euro-Maidan“-Putschisten auf ihrem Territorium verhindern wollten. Die Junta in Kiew habe daraufhin eine „antiterroristische Aktion“ ausgerufen und Truppen sowie neonazistische Einheiten gegen den Donbass in Marsch gesetzt. Dieser Aggression gegen die „eigene“ Bevölkerung fielen bis Anfang 2022 über 14.000 Menschen zum Opfer – in der großen Mehrheit Donbass-Bewohner und ethnische Russen.

Mit Michael Suchow sprach in diesem Jahr auch ein Sekretär der Russischen Botschaft in Torgau. Er ehrte die Widerstandskämpfer und betonte, dass hier an der Elbe die Lücke zwischen der Ost- und Westfront geschlossen werden konnte, unter großem Einsatz der sowjetischen Kämpfer. Russland werde auch in Zukunft darauf achten, dass die historische Wahrheit nicht verdreht oder vergessen werde.

Anja Meewes, Vorsitzende der Friedensglockengesellschaft Berlin, verlas einen Brief an die russische Bevölkerung mit Stimmen zum Jahrestag der Befreiung, in der die Unterzeichner sich klar von der NATO-Osterweiterung distanzierten und von der deutschen Regierung einen sofortigen Stopp der Waffenlieferungen forderten.

Jakob aus Torgau konnte am Schluss der Veranstaltung berichten, dass sich in Torgau am Anfang des Jahres eine antifaschistische, antikapitalistische Gruppe aus politisch interessierten Jugendlichen gegründet habe. Die DKP Torgau nahm Kontakt zu „United Trubble“ und versicherte ihre Unterstützung. Am Elbe-Tag schlugen die Veranstalter eine Brücke von der Vergangenheit bis in die Gegenwart und in die heute notwendigen Kämpfe für den Frieden.

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"Eine Brücke in die Gegenwart", UZ vom 3. Mai 2024



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