Am 8. Oktober wird in Hessen ein neuer Landtag gewählt. Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) tritt nicht nur mit einer Landesliste, sondern auch in mehreren Wahlkreisen direkt an. UZ spricht mit den Kandidatinnen und Kandidaten über ihre Motivation, ihre Regionen und ihre Ziele.
Iris Schaffrina (28) ist gelernte Fachkraft für Schutz und Sicherheit und arbeitet für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Frankfurt am Main.
UZ: Was sind deine politischen Schwerpunkte?
Iris Schaffrina: Ich beschäftige mich intensiv mit Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit. Bei ver.di arbeite ich im Landesfachbereichsvorstand sowie in der hessen- und bundesweiten Tarifkommission mit. Außerdem vertrete ich die Interessen meiner Kolleginnen und Kollegen im Betriebsrat. Bei meiner Kandidatur setze ich Schwerpunkte in der Verkehrs- und Umweltpolitik.
UZ: Du kandidierst im Wahlkreis Frankfurt am Main V. Was ist das für ein Gebiet?
Iris Schaffrina: Mein Wahlkreis umfasst die innerstädtischen Stadtteile Bornheim, Nordend und Ostend. Es gibt viele Beschwerden über Mangel an Parkplätzen und eine eingeschränkte Mobilität. Dagegen setzen wir die Forderung nach einem Ausbau des ÖPNV. Dann würde auch weniger Autoverkehr in die Innenstadt fließen. Die Viertel sind urban und die Menschen vielfach eher links oder grün orientiert. Bei der letzten Landtagswahl haben die Grünen hier mehr als 30 Prozent geholt. Wenn man sich mit den Leuten unterhält, dann merkt man aber, dass sie inzwischen enttäuscht sind von dem, was die Grünen machen.
UZ: Gibt es eine Forderung aus dem Landtagswahlprogramm der DKP, die dir besonders am Herzen liegt?
Iris Schaffrina: Wir fordern ein kostenloses Landesticket für alle. Das ist mir besonders wichtig – nicht nur als Nutzerin, sondern auch als Person, die für den öffentlichen Nahverkehr arbeitet. Zusätzlich muss der ÖPNV massiv ausgebaut werden. Damit das gelingt, müssen die Fahrer in eine höhere Lohngruppe hochgestuft werden. Die Entgeltgruppe 4 des öffentlichen Dienstes ist viel zu niedrig dafür, dass sie jeden Tag so viele Menschen sicher von A nach B bringen. Der Personalmangel in diesem Bereich ist real, die Löhne müssen steigen.
UZ: Welche Erfahrungen machst du im Wahlkampf?
Iris Schaffrina: Ich führe sehr gute Gespräche mit Leuten in meinem Betrieb, wo ich als Kommunistin bekannt bin. Auch auf der Straße erlebe ich viele positive Reaktionen auf unsere Forderungen. Häufig sind die Menschen, die mich nicht kennen, überrascht, wenn ich ihnen danach erzähle, dass ich Kommunistin bin.
UZ: Warum ist es wichtig, am 8. Oktober die DKP zu wählen?
Iris Schaffrina: Um ein Zeichen zu setzen! Und um uns die Möglichkeit zu geben, zukünftig mit noch mehr Menschen ins Gespräch zu kommen und zusammen für eine bessere Politik zu kämpfen.
Detlef Schabicki (81) war früher als Kapitän eines Binnenschiffes auf dem Rhein unterwegs. Heute ist er Rentner und Direktkandidat der DKP im Wahlkreis Frankfurt III.
UZ: Du bist am 8. Mai 1942 geboren …
Detlef Schabicki: Ja, ich bin ein Kriegskind. Der Tag der Befreiung war mein dritter Geburtstag. An die Zeiten im Keller und die Bombardierungen erinnere ich mich natürlich nicht genau, aber sie stecken in meinem Unterbewusstsein. Mein Vater war Russe und meine Mutter Deutsche. Als sie heirateten, wurden meine Mutter und ihre Kinder staatenlos. Das blieb ich bis zu meinem 15. Lebensjahr.
UZ: Im Wahlkampf der DKP spielt der Frieden die zentrale Rolle. Ist das für dich ein Antrieb für die Kandidatur?
Detlef Schabicki: Meine deutschen und meine russischen Vorfahren haben in zwei Weltkriegen gegeneinander kämpfen müssen. Ich bin unheimlich empört über den derzeitigen Bruch der Friedenspolitik; darüber, dass mit deutschen Waffen wieder Russen getötet und die deutschen Massenmorde an den Völkern der Sowjetunion vergessen gemacht werden sollen. Der Krieg geht auch von Hessen aus. Über 100 Firmen hier im Land heizen das Wettrüsten mit an und fahren damit gewaltige Profite ein. Dieser Rüstungswahn muss gestoppt werden!
UZ: Mit welchen Problemen bist du in deinem Wahlkreis konfrontiert?
Detlef Schabicki: Mein Wahlkreis liegt im Herzen von Frankfurt. Das superreiche Westend gehört dazu, aber auch das Bahnhofsviertel, wo die Drogenszene, Obdachlosigkeit und Armut zuhause sind. Die Klassengegensätze könnten offener kaum zutage treten. Die bürgerlichen Parteien führen Scheingefechte, etwa darüber, ob der Bereich um den Bahnhof eine „waffenfreie Zone“ werden soll. An die Ursachen wollen sie nicht rangehen. Ich glaube auch: Das Elend soll sichtbar bleiben, als Abschreckung für alle, die täglich darum kämpfen müssen, ihre Wohnung zu bezahlen. Und das sind bei den extrem hohen Mieten hier sehr viele Leute. Zwangsräumungen sind ein riesiges Problem. Ich weiß von einer Jugendherberge hier, die viele Menschen aufnimmt, die ihre Wohnungen verlieren – darunter auch Familien mit Kindern und Menschen mit Behinderung.
UZ: Warum ist es wichtig, am 8. Oktober die DKP zu wählen?
Detlef Schabicki: Die DKP ist die einzige Partei, die konsequent für Frieden und gegen Militarisierung eintritt.