Andrea Hornung,
Bundesvorsitzende der SDAJ
Wir jungen Sozialistinnen und Sozialisten konnten die Sowjetunion leider nicht mehr aktiv miterleben, wir hatten nicht die Möglichkeit, das Land, seine Errungenschaften mit eigenen Augen kennenzulernen. Unser Zugang zur Sowjetunion ist ein historischer – über Gespräche, über Bücher. Doch er ist nicht unparteiisch, er ist nicht neutral. Denn wir wissen: In diesem Land konnten wesentliche Grundrechte Jugendlicher durchgesetzt werden, für die wir heute kämpfen. Wir kämpfen heute für sie in einem Land, in dem die Produktivität viel höher ist, in dem diese Rechte mit einem Fingerschnipsen durchgesetzt werden könnten, stünden ihnen nicht die Interessen der Kapitalisten entgegen.
In der Sowjetunion gelang der Aufbau eines Bildungssystems, das anstatt auf soziale Auslese auf Bildung für Arbeiterkinder setzte. Es gab ein Berufsbildungssystem ohne jegliche Ausbeutung und das Recht auf Arbeit. Die Bildung hatte die allseitige Entwicklung der Menschen zum Ziel, denn es ging um den Aufbau einer Gesellschaft, in der „die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“. Soziale Versorgung und Sicherheit standen nicht unter dem Sparzwang der Profitlogik. Nicht zuletzt war die Sowjetunion Bündnispartner der Arbeiterklasse in den kapitalistischen Ländern und der antiimperialistischen Befreiungsbewegungen. Die Sowjetunion hatte den entscheidenden Anteil an der Befreiung Deutschlands vom Faschismus und dem Zügeln westdeutscher Kriegsambitionen nach 1945.
Wenn wir heute gegen Lehrermangel in der Schule kämpfen, wenn wir uns gegen ausbildungsfremde Tätigkeiten und Überstunden schon in der Ausbildung einsetzen, wenn wir wie jetzt mit unserer Kampagne gegen Preissteigerungen aktiv werden, wenn wir uns gegen Bundeswehr, NATO und Aufrüstungsprogramme stellen und wenn wir in Frage stellen, warum mit Energie und Lebensmitteln Profit gemacht wird, dann ist die Sowjetunion ein Beispiel für uns. Sie zeigt, dass der Kapitalismus nicht das Ende der Geschichte ist. Sie zeigt, dass sich der Kampf für eine sozialistische Zukunft lohnt.