DKP Flensburg fordert, die insolvente Werftengruppe FSG-Nobiskrug in Volkseigentum zu überführen

Ein unschlagbares Duo

Ralf Cüppers

Die Werftengruppe FSG-Nobiskrug ist insolvent. Nachdem Lohnzahlungen ausblieben, wurden auch die Sozialversicherungsbeiträge für die Beschäftigten nicht mehr bezahlt. Auf Antrag einer Krankenkasse erklärte das Amtsgericht mehrere Unternehmen aus der Werftengruppe für vorläufig insolvent. Für die Beschäftigten heißt dies, dass die Agentur für Arbeit mit Insolvenzgeld einspringt, finanziert aus den solidarisch gezahlten Arbeitslosenversicherungsbeiträgen der Werktätigen.

Der Eigentümer der Werften ist die Tennor-Gruppe des „Finanzinvestors“ Lars Windhorst. Windhorst ist auch Geschäftsführer der Werften. Inwiefern die Insolvenz ihn persönlich betrifft, ist bislang unklar. Mehrere Strafanzeigen liegen vor. Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt wegen des Vorwurfs der Insolvenzverschleppung.

2019 stieg „Investor“ Windhorst in die Werft ein. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) wirft Windhorst laut Presseberichten heute vor, „kein Versprechen eingehalten“ zu haben. Zuletzt hatten er und Wirtschaftsminister Claus Rune Madsen (CDU) öffentlich eine Zukunft der Werften ohne Windhorst gefordert, damit es bei den beiden wichtigen Industrieunternehmen im Norden wieder nach vorne geht. Zum Zeitpunkt seines Einstiegs 2019 war Windhorst jedoch kein Unbekannter. Der Vermögensverwalter H2O Asset Management habe Windhorst und seine Unternehmen über Jahre zuverlässig mit Geld versorgt, berichtete die Investigativ-Journalistin Cynthia O’Murchu von der „Financial Times“. Das Unternehmen soll mehr als eine Milliarde Euro von nichtsahnenden Anlegern in Windhorsts Firmen investiert haben. „Nun allerdings ist ein Großteil des Geldes der Anleger nicht mehr greifbar – man könnte auch sagen: es ist weg.“ Die „Financial Times“ hatte diesen Fall bereits im Jahr 2019 aufgedeckt. In Hannover war Windhorst 2019 Eigentümer einer Firma, der ein Großteil des Ihme-Zentrums gehört. Dabei handelt es sich um einen Betonkomplex aus Wohn- und Gewerbeflächen, in dem seit Jahren riesige Flächen leer stehen. 2023 folgte die Insolvenz von Windhorsts Immobilienfirma. Weil er kein Hausgeld mehr bezahlt hatte, blieben rund 500 Kleineigentümer, die in dem Komplex Wohnungen besitzen, auf Kosten von mehreren hunderttausend Euro pro Monat sitzen, die nun per Umlage – wohl über einen längeren Zeitraum – abgetragen werden müssen.

Michael Schmidt ist Bevollmächtigter der IG Metall in Flensburg. Er findet, dass „unsere geliebte Werft (…) endlich einen verlässlichen Gesellschafter und Geschäftsführer“ verdient habe. Er glaubt offenbar an den Weihnachtsmann, wenn er meint, dass sich im Finanzkapitalismus „verlässliche Gesellschafter“ überhaupt finden lassen können. Das Einzige, worauf man sich bei kapitalistischen „Investoren“ verlassen kann, ist ihre Profitgier. Möglichst geringe Summe werden „investiert“, möglichst hohe Beihilfen des Staates mitgenommen. Profite landen auf den Privatkonten der Investoren. Was folgt, ist die nächste Insolvenz. Das ist bei der Flensburger Werft eine unendliche Geschichte.

Die Alternative: Die Werft wird in gesellschaftliches Eigentum übernommen. Es müsste nicht einmal eine Entschädigung an Lars Windhorst gezahlt werden, denn eine insolvente Werft hat einen Zeitwert von Null. Das einzige „Kapital“ ist die qualifizierte Belegschaft, die Schiffe bauen kann und die es zusammenzuhalten gilt. Die Belegschaft, die immer wieder als „loyal“ und „so großartig“ gelobt wird, sollte die Werft auch leiten. In eigener Führung können Schiffe gebaut werden. Den erzielten Mehrwert müssen sie nicht an irgendwelche Kapitalisten abgeben.

Die DKP Flensburg hatte bereits vor vier Jahren, am 21. Dezember 2020, vorgeschlagen, den „Volkseigenen Betrieb Windkraft Flensburg“ zu gründen. Der günstige Standort der Industrieanlage direkt an der Kaikante ermöglicht die kostengünstige Aufstellung von Offshore-Windkraftanlagen. Zusammen mit einer Werft, die die dazu nötigen Schiffe baut, wäre das ein unschlagbares Duo. Dazu sind Kapitalisten nicht nötig, das kann die großartige Belegschaft mit ihrer Kompetenz ohne sie besser.

Dann braucht FSG-Nobiskrug auch keine Staatsaufträge für Rüstung, um die jetzt gebettelt wird. Rüstungsaufträge sind im besten Fall Geldvernichtung. Das Geld sollte in Windkraftanlagen investiert werden, um kostengünstigen Strom für alle zu produzieren. Für diejenigen, die in Flensburg wohnen, und weit rüber Flensburg hinaus.

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