Zu Corona-Krise und Hartz IV

Ein Überlebenskampf

Die Medien sind zurzeit voll von Berichten über die Folgen der Corona-krise, doch wie immer beschränken sich die Berichte in erster Linie auf Menschen und Unternehmen, die normalerweise wenig Probleme mit einem halbwegs gesicherten Überleben haben. Die traditionell Abgehängten, wie eben Hartz-IV- oder andere Grundsicherungsbezieher, kommen nicht vor.

Dabei haben diese Gruppen zur Zeit enorme Probleme, den Alltag zu meistern. Es gibt zwar auch Positives wie die vereinfachte Antragstellung ohne Prüfung der Vermögensverhältnisse und der Kosten der Unterkunft oder der Wegfall der meistens sinnfreien Einladungen zum Jobcenter. Doch nach Ende der Krise werden die Prüfungen kommen und damit die Rückforderungen.

Das ist es aber nicht alleine. Grundsicherungsbezieher sind nicht in der Lage, Vorräte anzulegen oder bestimmte Waren in größeren Mengen zu kaufen. Durch die Hamsterkäufe der besser Verdienenden müssen sie teilweise auf Hochpreisprodukte zurückgreifen, obwohl sie das Geld dafür nicht haben.
Die Schließung der Tafeln hat bei vielen zur unmittelbaren Bedrohung ihrer physischen Existenz geführt, besonders wenn Kinder im Haushalt sind. Hinzu kommt, dass bei Grundsicherungsbeziehern der Wohnraum häufig nicht üppig ausgestattet ist. Das wirkt sich in Zeiten der Schul- und Kitaschließungen besonders übel aus. Die bereits bestehende gesellschaftliche Isolation der Betroffenen wird durch die Kontaktsperre verstärkt und führt zu noch größeren psychischen Problemen. Die Zunahme häuslicher Gewalt wird sicherlich auch in diesen Kreisen stattfinden, aber im Gegensatz zu ministeriellen Annahmen eher unterproportional.

Und die „Empfehlung“, die Wohnung nach Möglichkeit nicht zu verlassen, ist für Obdachlose nicht sinn- und hilfreich. Auch daran ist zu sehen, wie wenig Gedanken sich die Politiker über die Menschen machen, die die Folgen ihrer unternehmerfreundlichen Politik zu tragen haben.

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"Ein Überlebenskampf", UZ vom 3. April 2020



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