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„Paris erwacht“ ist der Titel des dritten Bühnenprogramms von Blandine Bonjour und Bernd Köhler. Dieses Mal hat das profilierte deutsch-französische Gesangsduo eine (übrigens brillante) Live-Aufnahme eines Konzertes vom Mai 2015 in Mannheim produziert. Das Album umfasst 14 Titel, u. a. von Brassens, Apollinaire, Sartre, Gainsbourg und anderen – einige davon sind weltweit bekannt geworden. Die Chansons erzählen von der Liebe, den Straßencafés, der Metro, der Revolution – kurz vom charakteristisch pulsierenden Leben in Paris.
Die CD steht als Mut machendes musikalisches Signal gegen die Lähmung und den Schock nach dem zweiten fürchterlichen Terroranschlag in Paris im Jahr 2015. Wer die Liedersammlung anhört, schöpft trotz der Trauer um die Opfer Optimismus durch die überzeugende Kraft, die von diesen Songs ausgeht.
Das Pariser Straßenleben spielt allgemein eine zentrale Rolle in den französischen Chansons. Es gibt Hymnen auf sie wie den Ohrwurm „Les Champs Elysées“ (von Joe Dassin), der natürlich in dem Album nicht fehlen darf. Und die Straße kommt vor in vielen Liedern, weil sie in Paris wohl mehr als in anderen Metropolen der Ort ist, wo gekämpft wird, gelebt, gelitten, gestritten und geliebt. Der Titel eines neuen Liedes (2007) zu diesem Thema auf der CD lautet „Eine Straße in Paris“. Der Song wurde von vier Geschwistern gemacht, die das Paris der prekären Jugend besingen, nicht die reiche Hauptstadt, die nur Touristen zu sehen bekommen.
Natürlich ist eine Sammlung französischer Chansons ohne einen Beitrag zu den Ereignissen im Jahr 1968 nicht vorstellbar. Ein leider viel zu früh verstorbener Liedermacher aus der Bretagne erinnert in seinem Song „Mai 1968“ an die Revolte, die in Nanterre, der Pariser Universität, anfing und sich dann im Mai 1968 in ganz Frankreich verbreitet hatte: „Das Blut der Jungen von Nanterre hat sich mit der Erde vereinigt und lässt die Lumpen blühen. Das Blut hat die Farbe der Fahne im Königreich von Frankreich …“
Eine Würdigung des unverwechselbaren Musikinstruments übrigens, das viele Pariser Chansons begleitet, wird durch eine schöne Interpretation des populären Stückes „Accordéon“ von Serge Gainsbourg (mit dem Tastenspiel von Blandine selbst) präsentiert.
An dieser Stelle übrigens ein Kompliment zur instrumentellen Begleitung, den Arrangements und Kompositionen. Neben Blandine, die nicht nur singt, sondern auch Melodica und Akkordeon spielt, ist außer Bernd Köhler (Gesang, Gitarre) in bewährter Tradition Adax Dörsam (E-Gitarre, Bass, Gitarre) dabei.
Zwei deutsche Kompositionen beschließen den Reigen der französischen und Pariser Lieder. Der bekannte Song „Die Frauen der Commune“ der legendären österreichischen Polit-Band „Schmetterlinge“ macht zu Recht noch einmal auf die Bedeutung der französischen Revolution aufmerksam. Die „Pariser Commune“ wurde nach 72 Tagen blutig niedergeschlagen, 30 000 Menschen verloren ihr Leben. Das Lied der Schmetterlinge stammt aus der „Proletenpassion“ und ist den Frauen von Paris gewidmet, die beim Aufstand im Jahr 1871 dabei waren.
Das zweite Lied stammt von Bernd Köhler selbst. Es ist eine musikalische Verneigung vor der revolutionären und demokratischen Geschichte Frankreichs und heißt „Die kleine Commune“ (2006).