Medienhäuser weichen Tarifverträge auf

Ein Mantel für Bielefeld

Von Jürgen Meier

Die Medienhäuser „Neue Westfälische“, „Lippische Landes-Zeitung“ und „Mindener Tageblatt“ haben eine Gemeinschaftsredaktion der ostwestfälisch-lippischen Verlage gegründet. Das „Mindener Tageblatt“, dessen vierköpfige Redaktion bislang in eigener Regie einen Mantel produzierte, wird es in dieser Form nicht mehr geben. Hier ist beschlossen, dass ein Kollege mit einem befristeten Jahresvertrag und ein weiterer Kollege in den „vorzeitigen“ Ruhestand entlassen werden. Künftig wird es eine Mantelredaktion für alle Zeitungen des Konzerns in Bielefeld geben.

Da künftig die Mantelredaktion in eine eigene Firma und die technische Produktions- wie die Verteilerorganisation in unterschiedlichen Firmen outgesourced werden, die ohne Tarifanbindung agieren, ist die Einkommenssicherheit der Kolleginnen und Kollegen stets prekär. Betriebsräte wird es in den neuen eigenständigen Firmen nicht geben. Sie neu zu schaffen ist schwierig. Durch die unterschiedlichen Firmen, die gemeinsam an einer Zeitung arbeiten, ist die Streikfähigkeit, so der Betriebsrat Arno Ley, nicht mehr gewährleistet.

Der Chefredakteur der Mantelredaktion, Thomas Seim, ist gleichzeitig auch Chefredakteur der Lokalredaktion Bielefeld, wobei die Lokalredaktionen andernorts selbstständig bleiben sollen. Das einzige Konkurrenzblatt, das „Westfalen Blatt“, scheint derartig zu schwächeln, dass es sich im Vertrieb der Zeitung mit der „Neuen Westfälischen“ verbunden hat, um das Blatt an die Leserinnen und Leser bringen zu können.

„Uns wurde versichert“, so Arno Ley, Betriebsrat der „Neuen Westfälischen“, „dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Aber die Details kommen noch. An denen dürfen wir, nachdem alle wesentlichen Entscheidungen ohne uns gefallen sind, wieder mitwirken. Da soll es im September/Oktober weitergehen. Bei allen Schwierigkeiten, die auf unsere Gewerkschaftsarbeit zukommen werden, bin ich froh, dass der Mantel nicht an den Madsack-Konzern gegangen ist, denn dann würde es für uns ganz schlecht aussehen. Auch die Nähe zum ostwestfälischen Leser wäre dann nicht mehr gewährleistet.“

Mehr als 500 000 Leserinnen und Leser der Tageszeitungen und monatlich mehr als 2,5 Millionen Besucher der Nachrichtenportale in Ostwestfalen-Lippe werden künftig von der Gemeinschaftsredaktion der OWL-Verlage mit Infos bedient. Alleiniger Eigentümer der Neuen Westfälischen ist seit 1. Januar 2016 die Presse-Druck GmbH, die zu 100 Prozent der SPD-Medienholding Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft gehört.

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"Ein Mantel für Bielefeld", UZ vom 19. Juli 2019



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