Eine Hommage an Lore Wolf

Ein Leben ist viel zu wenig

Norbert Birkwald

Lore Wolf wurde am 11. März 1900 in Sommerhausen als Eleonore Winkler geboren. Ihre Eltern zogen nach Frankfurt-Höchst, als Lore sechs Jahre alt war. Sie war Kommunistin, Widerstandskämpferin, wurde von den deutschen Faschisten verfolgt und ins Zuchthaus gesteckt, wo sie die Befreiung erlebte. Sie starb am 4. August 1996 in Frankfurt am Main.

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Voller Saal: NaturFreunde Frankfurt am Main und VVN-BdA Frankfurt am Main feiern den 125. Geburtstag von Lore Wolf. (Foto: Norbert Birkwald)

Die Frankfurter NaturFreunde und VVN-BdA nahmen ihren 125. Geburtstag zum Anlass, um am 9. März an diese mutige Frau zu erinnern. Sie richteten eine Geburtstagsfeier im Titania in Frankfurt-Bockenheim aus. Dieses kleine Theater, das Freie Schauspiel Frankfurt, ist der passende Ort, um an Lore Wolf zu gedenken und sie hochleben zu lassen. Das Titania war der Ort, wo Rosa Luxemburg sprach: Am 26. September 1913 hält Rosa Luxemburg in der völlig überfüllten Liederhalle, so der damalige Name des heutigen Theaters, eine leidenschaftliche Rede über „Die politische Situation und die Aufgabe der arbeitenden Klasse“ und fordert die Frankfurter Arbeiter auf, sich zu weigern, gegen ihre französischen Brüder die Waffe zu erheben: „Wenn uns zugemutet wird, die Mordwaffe gegen unsere französischen oder anderen Brüder zu erheben, dann rufen wir: Nein, das tun wir nicht!“

Der Chor der NaturFreunde führte musikalisch, zusammen mit der kleinen Band Politokk, durchs Programm. Bettina Kaminski, die Schauspielerin des Titania, führte lesend durchs Programm. Man kann auch sagen, Lore Wolf selbst bestimmte Takt und Ton: Denn Kaminski las aus Lores Biografie „Ein Leben ist viel zu wenig“ und aus ihren „Tagebuchblättern aus dem Zuchthaus Ziegenhain“ (beide im UZ-Shop erhältlich), und gesungen wurden ihre Lieder: „Drei rote Pfiffe“, „Kinderhymne“, „Die greene Cousine“, „Jeder Traum“, „Edelweißpiraten“, „Mir lebe ewig“ …

In einer Gesprächsrunde erinnerten sich Weggefährten an die mutige Antifaschistin und Kommunistin, darunter die Enkelin von Lore Wolf, Anja Bandas, und der Bildhauer Clemens Strugalla, der an der Frankfurter Paulskirche die Büste von Johanna Kirchner, eine Weggefährtin von Lore, geschaffen hatte.

Die Geburtstagsfeier schloss mit der „Internationalen“ ab, wie auch sonst?! Lore hätte es gefallen. Gefallen hätte ihr auch, dass das Titania-Theater mit 170 Besucherinnen und Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt war. Wobei Lore sicherlich gemeint hätte, „das war jetzt nicht nötig“. Schließlich gibt es fast hundert Unterschriften mehr unter dem Berliner Appell. Ganz in ihrem Sinne!

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