In Torgau wird wieder für den Frieden demonstriert 

Ein Handschlag für das Ende aller Kriege

Am 22. April findet in Torgau der Elbe-Tag statt. Im UZ-Interview erzählen die Mitorganisatoren Elke und Gerd von der DKP Torgau von den Schwierigkeiten und Erfolgen. Sie erklären, warum der Schwur an der Elbe nicht in Vergessenheit geraten darf und worauf sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesem Jahr besonders freuen können.

UZ: Am Elbe-Tag wird in Torgau für den Frieden demonstriert. Dabei wird auch des symbolischen Handschlags gedacht, mit dem sowjetische und US-amerikanische Soldaten 1945 das nahende Ende des Krieges besiegelten. Warum ist es wichtig, dieses Ereignis in Erinnerung zu rufen und was bedeutet der Schwur an der Elbe heute?

Gerd Brucks: Der Schwur an der Elbe fand am 25. April 1945 statt. Die beteiligten sowjetischen und alliierten Soldaten versicherten sich gegenseitig, dass der Krieg gegen die Wehrmacht und das faschistische Deutschland bald enden würde. Heute erinnert ein Denkmal daran. Dort findet sich folgender Spruch: „Hier wurde der Geist der Elbe geboren, der sich an die Menschen aller Nationen wendet, Differenzen ausschließlich mit friedlichen Mitteln zu lösen. Er ist ewige Mahnung an alle Nationen, für das gemeinsame Wohl der gesamten Menschheit zusammenzuarbeiten.“ Seit 1990 gab und gibt es wieder viele Kriege auf der Welt und auch in Europa, die durch die NATO und die USA verursacht wurden. Gerade heute müssen wir unbedingt in Torgau demonstrieren und für den Frieden auf die Straße gehen. 1945 war es ein Handschlag zwischen amerikanischen und russischen Soldaten. Heute stehen sich die USA und die Russische Föderation als Gegner gegenüber und Russland kämpft alleine gegen faschistische Kräfte, die von der NATO unterstützt werden. Das ist ein sehr, sehr gefährliches Spiel. Mit dem Bezug auf den Schwur an der Elbe setzen wir uns für den Weltfrieden ein, in einer Situation, in der alles versucht wird, um die Friedensbewegung zu spalten.

UZ: Das Gedenken findet schon seit dem Jahr 2017 statt. Wie hat das damals angefangen?

Elke Brucks: 2017 gab es noch keine große Demonstration. Wir haben Blumenschalen aufgestellt und ein kleines Gedenken gefeiert.

Gerd Brucks: Auf den Schleifen stand zum Beispiel: „Frieden mit Russland – Raus aus der NATO – NATO raus aus Deutschland“. In Torgau lädt die Bürgermeisterin jedes Jahr zu einer Kranzniederlegung ein. Wir haben uns mit unseren Losungen dazugestellt und deutlich gemacht, dass der Schwur an der Elbe uns dazu anhält, gegen Aufrüstung und für den Frieden einzustehen. Damals waren wir mit 20 Leuten vor Ort. Die erste richtige Demonstration fand dann 2018 statt.

Elke Brucks: Ja, das war eine kurze Demonstration mit 70 bis 80 Teilnehmern vom Fahnen-Monument über die Brücke zum Denkmal. Das hob sich deutlich ab von dem Rummel, den die Stadt zu diesem Tag immer veranstaltet: mit Badewannenrennen, dem „Tag des Bieres“, Hüpfburgen und Trödelmarkt. Das alles hat mit dem Handschlag, der hier im Jahr 1945 gegeben wurde, überhaupt nichts zu tun.

Gerd Brucks: Diesen Versuchen, den Elbe-Tag zu entpolitisieren, treten wir entgegen. Den Soldaten ging es damals um die Verteidigung des Weltfriedens, das darf nicht in den Hintergrund treten. Das war auch für uns der Anlass, diesen Tag wieder in seinen historischen und politischen Zusammenhang zu bringen.

UZ: Seitdem ist die Bewegung deutlich gewachsen. Im vergangenen Jahr nahmen mehr als 500 Teilnehmer und 25 Friedensorganisationen teil. Wie ist das gelungen?

Gerd Brucks: Wir sind auf viele Menschen zugegangen und haben sie eingeladen, teilzunehmen und Blumenschalen aufzustellen. Das hat natürlich neugierig gemacht. Gerade in der Corona-Pandemie waren viele Menschen froh, dass es möglich war, für den Frieden zu demonstrieren. Es kamen mehr Organisationen und Bündnispartner dazu, zum Beispiel die Friedensglockengesellschaft, der Revolutionäre Freundschaftsbund (RFB), der Motorradclub Kuhle Wampe oder der Verein Unentdecktes Land, um nur einige zu nennen. Auch aus der DKP kam viel Unterstützung. Viele Gruppen stießen dazu und plötzlich reisten Menschen mit Bussen aus Berlin an, um in Torgau zu demonstrieren.

Elke Brucks: Im letzten Jahr wurden leider viele Blumenschalen zerstört. Die Schuldigen wurden bis heute nicht ermittelt und wir sind auf dem Schaden sitzengeblieben. Dieses Jahr werden es wohl weniger Schalen. Stattdessen wollen wir besonders viele Menschen motivieren, selbst nach Torgau zu kommen.

UZ: Es wird auch eine Kundgebung mit einem spannenden Programm geben. Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesem Jahr?

Elke Brucks: Wir haben Musik von Jane Zahn und Erika Zeun. Auf dem Marktplatz wird Diether Dehm auftreten. Rainer Perschewski vom Parteivorstand der DKP wird sprechen, außerdem kommt Barbara Majd Amin aus Berlin. Auch Heinrich Bücker, der für eine Rede zum Gedenken an den faschistischen Überfall auf die Sowjetunion verurteilt wurde, wird in Torgau auf der Bühne stehen. Darüber freuen wir uns sehr! Außerdem wird eine Rede von Liane Kilinc verlesen.

Gerd Brucks: Die Freidenker werden auch vertreten sein und natürlich auch unsere anderen Bündnispartner. Wir werden sicher von der Lage im Donbass hören und von dem Wahnsinn, den die NATO und ihre ukrainischen Partner dort angerichtet haben. Es wird also öffentlich über die westliche Kriegstreiberei gesprochen und all das auf den Tisch gebracht, was die hiesigen Medien gerne verschweigen. Es ist sehr wichtig, dass wir in Torgau dafür ein öffentliches Forum bieten. Doch es gibt nicht nur Reden und Musik. Auf dem Markt werden Infostände aufgebaut sein und wir haben eine Gulaschkanone mit Linsensuppe und Bockwürsten vor Ort. Weil wir auch umweltbewusst sind und nicht so viel Müll verursachen wollen, wird der Eintopf in Brotschüsseln serviert. Es ist also auch für das leibliche Wohl gesorgt.

UZ: In den vergangenen Jahren mussten immer wieder Hindernisse überwunden werden. Corona und den Vandalismus habt ihr bereits angesprochen. Mit welchen Problemen habt ihr dieses Jahr zu kämpfen und wie geht ihr damit um?

Gerd Brucks: Die Friedensbewegung soll gespalten werden. Das erleben wir derzeit in vielen Städten und Gemeinden. Ein Ergebnis davon ist zum Beispiel, dass die nordsächsische „Linke“ in diesem Jahr wieder nicht am Elbe-Tag teilnehmen will. Das ist sehr ärgerlich. Außerdem wurde erstmals eine zweite Demonstration von einer Organisation namens „Torgau für den Frieden“ angemeldet, die am gleichen Tag stattfindet wie unsere. Das ist natürlich krass und anders, als wir uns das gewünscht haben. Aber wir versuchen, auf die Teilnehmer dieser Veranstaltung zuzugehen und ihnen ein Angebot zu machen. Einige stehen uns distanziert gegenüber, andere wünschen sich eine gemeinsame Friedensdemonstration im nächsten Jahr. Unsere inhaltliche Stoßrichtung ist dabei klar: Der Hauptfeind steht im eigenen Land und die NATO muss aufgehalten werden. Dafür werben wir.

Natürlich sind bei uns alle eingeladen, die am Elbe-Tag für den Frieden demonstrieren wollen. Und wir wollen auch lernen. Wir müssen uns doch fragen, warum es der AfD oder den Freien Sachsen hier gelingt, soviel Zuspruch aus der Bevölkerung zu erhalten. Wenn wir da einhaken wollen, dann müssen wir uns dem Gegner stellen und unsere Positionen darstellen. Inzwischen sehen wir die ganze Sache eher positiv und sind optimistisch, dass es vielleicht gelingt, ein paar Leute mehr und auch nachhaltig für den Frieden auf die Straße zu bringen. Deshalb wird unsere Demonstration wie geplant stattfinden. Um 12 Uhr geht es am Fahnen-Monument los.

Elbe-Tag
Demonstration am 22. April
Beginn: 12 Uhr am Fahnen-Monument am Brückenkopf (Ostufer)
Kundgebungen am Thälmann-Denkmal und Marktplatz
Abschlusskundgebung: ab 15.30 Uhr am Denkmal der Begegnung

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"Ein Handschlag für das Ende aller Kriege", UZ vom 14. April 2023



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