Elke und Gerd Brucks organisieren den Tag der Begegnung in Torgau

Ein Handschlag besiegelte den Frieden

Aglaja Beyes-Corleis

Parallel zum „Elbe-Day“ der Stadt Torgau organisiert die DKP als Anmelder seit 2018 den Tag der Begegnung am Brückenkopf in Torgau, als Demonstration für Frieden und Völkerverständigung. „Wir versprachen einander, dass die Nationen der Erde in Frieden leben sollten und müssten“, heißt es im Schwur der US-amerikanischen und sowjetischen Soldaten, geleistet vor 80 Jahren. UZ sprach mit Elke und Gerd Brucks von der DKP Torgau über die Lehren aus diesem historischen Ereignis.

UZ: Die Stadt Torgau weist darauf hin, dass die „Begegnung zwischen US-amerikanischen und sowjetischen Streitkräften am 25. April 1945 für viele Menschen weltweit das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutet“, und organisiert dazu eine Gedenkveranstaltung. Seid ihr da eingebunden?

Gerd Brucks: Wir haben mal angefragt bei der Stadt, aber es ist nie dazu gekommen, etwas gemeinsames zu machen. In den vergangenen Jahren ist die Bedeutung des Schwurs an der Elbe weitgehend untergegangen. Immerhin: Dieses Jahr hat die Stadt die Söhne von Joe Polowsky (1916-1983) eingeladen, der bei dem Friedensgelöbnis an der Elbe dabei war. Er hat sich sein ganzes Leben lang für den Frieden eingesetzt. Er ließ sich in Torgau bestatten, auf eigenen Wunsch, zu DDR-Zeiten. Ein schönes Symbol zur Erinnerung an den gemeinsamen Schwur von Torgau sowjetischer und US-amerikanischer Soldaten: „Wir versprachen einander, dass die Nationen der Erde in Frieden leben sollten und müssten.“

Elke Brucks: Warum werden heute die sowjetische und US-amerikanische Fahne nicht gehisst, gemeinsam, über der Tafel mit dem Schwur in drei Sprachen, auf russisch, englisch und deutsch? So war das zu DDR-Zeiten, und selbst noch in der Bundesrepublik vor 2022.

UZ: Weil die Botschaft dieser historischen Begegnung in Vergessenheit zu geraten droht, organisiert ihr seit 2017 den Tag der Begegnung in Torgau. Mit wie vielen Teilnehmern rechnet ihr dieses Jahr, zum 80. Jahrestag des Treffens an der Elbe?

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Elke und Gerd Brucks

Gerd Brucks: Wir hoffen auf 1.500 Teilnehmer. So viele haben wir angemeldet. Weil 1.500 US-Atomsprengköpfe jederzeit gefechtsbereit sind, stationiert in den USA, Israel, in Europa. Darum wollen wir, dass 1.500 Menschen über die Brücke von Torgau ziehen, um gegen diese Bedrohung und für den Weltfrieden zu demonstrieren.

Elke Brucks: Wir erwarten auch eine Delegation der tschechischen Kommunisten (KSČ) aus Prag. Zur Begrüßung haben wir ein Banner vorbereitet, auf dem es auf tschechisch heißt: „Wir distanzieren uns von der Innen- und Außenpolitik der herrschenden Parteien“.

UZ: Die geschäftsführende deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat vor der Teilnahme russischer Vertreter auf Gedenkveranstaltungen gewarnt. Wird trotzdem ein russischer Diplomat teilnehmen?

Gerd Brucks: Im vergangenen Jahr hat der Erste Sekretär des russischen Botschafters an unserer Gedenkveranstaltung teilgenommen. Wir nehmen an, dass wir wieder einen Vertreter der Botschaft der Russischen Föderation herzlich begrüßen dürfen.

UZ: Welche Redner habt ihr eingeladen?

Elke Brucks: Die Publizistin Christiane Reymann, der Journalist Arnold Schölzel und Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, haben bereits zugesagt. Wir haben weitere Redner angefragt. Die Botschaft der Russischen Föderation in der BRD und unsere tschechischen Genossen richten Grußworte an uns.

UZ: Wann geht es los am Samstag, den 26. April?

Gerd Brucks: Start der Demonstration ist um 11.30 Uhr auf der Ostseite der Elbe am Fahnenmonument am Brückenkopf. Nach der Eröffnungsrede bewegt sich der Zug über die Brücke zum Thälmann-Monument. Hier ist der erste Zwischenstopp mit einer Rede des Vorsitzenden vom Revolutionären Freundschaftsverband (RFV), Albrecht Geißler. Es geht weiter zum Rathausplatz mit der nächsten Rede, dann zum Denkmal der Begegnung in der Elbstraße, wo auch wieder Dutzende Blumenschalen von Friedensorganisationen, Genossen und Sympathisanten stehen. Die ganze Zeit über wird uns Ernesto Schwarz mit Gitarre und seinen roten Liedern begleiten.

UZ: Ein großes Kulturprogramm habt ihr auch organisiert.

Gerd Brucks: Ja, Tino Eisbrenner kommt mit seiner Band. Dafür haben wir uns richtig reingekniet, um das zu ermöglichen, und viele Spenden gesammelt. Viele haben mitgeholfen. Und Ernesto Schwarz vom Deutsche Freidenker-Verband kommt aus Frankfurt. Wir bekommen die Bühne von der DKP aus Münster und die Video-Wand von Kumpeln aus dem Erzgebirge. Während des Konzerts ist auch für das leibliche Wohl gesorgt, mit der Friedensküche, die dieses Jahr von der DKP-Gruppe Clara-Zetkin aus Königs Wusterhausen organisiert wird, mit Nudelsalat, Kartoffelsalat, Buletten sowie einer Kaffee- und Kuchentheke für den Nachmittag.

UZ: Das klingt nach sehr hohem Organisationsaufwand.

Elke und Gerd Brucks: In der Tat. Wir danken allen, die mitgeholfen haben, schon im Vorfeld: Von den DKP- und SDAJ-Gruppen bis zur „jungen Welt“, „RotFuchs“, Friedensbrücke, Berliner NaturFreunde, BSW, die Kommunistische Plattform, Friedensglocke, die Vereinigte Linke Cottbus und vielen anderen.

UZ: Welches Signal soll vom Tag der Begegnung ausgehen?

Elke Brucks: Der Zwei-plus-Vier-Vertrag muss endlich eingehalten werden! Das heißt zum Beispiel: Keine Stationierung von Atomwaffen und ausländischen Truppen auf ostdeutschem Gebiet.

Gerd Brucks: Und die UN-Charta. Dafür gehen wir auf die Straße. Wenn Menschen fragen: „Welchen Frieden wollt ihr?“, dann antworten wir: Wir wollen, dass alle Länder die UN-Charta wieder ernst nehmen und danach ihre Politik ausrichten. Der Handschlag bringt Frieden. Wie vor 80 Jahren in Torgau. Heute sind die Fronten verhärtet. Doch Frieden geht nur mit Russland und China.

Tag der Begegnung
Demonstration am 26. April 2025 ab 11.30 Uhr am Brückenkopf in Torgau
Anschließend Konzert mit Tino Eisbrenner und Ernesto Schwarz
Kontakt: torgau@dkp.de

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