„Freihandel“ gab es – entsprechend einiger historischer Quellen – erstmals im 14. Jahrhundert: 1353 einigten sich England und Portugal auf wechselseitige Handelsfreiheit für Kaufleute. Vorherrschend aber war in jener Zeit die Praxis, an jeder Brücke, an jedem Stadttor und Pass Zoll auf Waren zu erheben – eine der wichtigsten Einnahmequellen.
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert bestimmte in den frühkapitalistischen Staaten Europas der Merkantilismus das wirtschaftspolitische Handeln. Leitbild war das Streben nach Ausdehnung der politischen und militärischen Macht des Staates durch Förderung der heimischen Unternehmen und der Reduzierung der Importe von Fertiggütern durch eine entsprechende Zollpolitik. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Theorie des Merkantilismus durch die klassische Nationalökonomie des schottischen Ökonomen Adam Smith verdrängt.
David Ricardo entwickelte die Smithschen Auffassungen weiter und meinte, dass der Handel zwischen zwei Staaten selbst dann sinnvoll sei, wenn ein Land dem anderen bei den Produktionskosten aller in Frage kommenden Güter unterlegen sei. Jedes Land solle sich auf die Produktion der Güter konzentrieren, die es relativ günstiger als andere herstellen könne, um die durch Produktion und Tausch insgesamt verfügbare Gesamtgütermenge zu erhöhen. Es produziere dann vorteilhaft, wenn die Kosten des Verzichts auf ein Gut durch die Produktion eines anderen niedriger seien als bei seinem Handelspartner. Für Ricardo war Freihandel für alle Beteiligten von Vorteil. Aber die Realität zeigt bis zum heutigen Tag, dass „Freihandel“ nur den ökonomisch Stärkeren nutzt.
Die britischen Ökonomen Adam Smith und David Ricardo schufen die Grundlage der Freihandelslehre. Der Freihandel, für die Entwicklung des Kapitalismus und die Herausbildung eines kapitalistischen Weltmarktes fördernd, blieb in der Praxis aber noch Jahrzehnte nur Theorie. Im 19. Jahrhundert entwickelt sich die Freihandelsbewegung zuerst in England mit der Anti-Corn Law League, der Bewegung der Industriellen gegen die Getreidezölle. Erste Erfolge waren die Aufhebung der Navigation Acts 1849 und der britischen Einfuhrzölle auf Getreide 1846.
Das Königreich, das im 18. und im 19. Jahrhundert die wirtschaftlich und technisch-technologisch fortgeschrittenste Nation war, erhob noch 1848 Zölle auf 1 146 verschiedene Güter, 1860 waren es nur noch 48. Zwischen England und Frankreich wurde 1860 der erste internationale Vertrag abgeschlossen, der in Artikel V die Meistbegünstigung zwischen den Vertragsparteien vorsah.
Um den Vorsprung aufzuholen und die eigene Industrie zu schützen setzten andere europäische Länder sowie die USA dagegen noch lange auf Protektionismus, d. h. hohe Zollschranken für Importgüter oder schafften – wie das Deutsche Reich 1876 – in ökonomischen und politischen Krisenzeiten entsprechende Regelungen für den Freihandel wieder ab. Dabei schuf der Deutsche Zollverein 1834, der der Aufhebung der Zölle zwischen den deutschen Staaten diente, doch im Grunde mit die Voraussetzung für die Reichsgründung 1871. Doch auch diese Zollverträge dienten vor allem den wirtschaftlich stärksten deutschen Ländern Preußen und Sachsen.
Besonders hoch waren übrigens die Zölle in den USA, die im Durchschnitt zwischen 35 und 50 Prozent lagen – und zwar von 1820 bis zum Zweiten Weltkrieg. Erst ab 1950 sanken sie kontinuierlich. Die USA bauten die Zölle erst ab, als sie unangefochten die weltweit führende ökonomische Macht waren und Konkurrenz nicht mehr fürchten mussten.
Und wenn es darum ging, neue Märkte zu erobern, den eigenen Machtbereich zu erweitern, Kolonien zu errichten, dann wurde „Freihandel“ oft auch – von den europäischen Mächten, vor allem von England, sowie von den USA – mittels militärischer Gewalt durchgesetzt. In zwei Opiumkriegen zwischen 1839 und 1860 zwang England China zur Öffnung seiner Märkte für indisches Opium. China wurde innerhalb kurzer Zeit zur europäischen Halbkolonie. 1853 öffneten die USA die japanischen Häfen gewaltsam für den Handel und schlossen asymmetrische Verträge mit Japan ab. Auch die Abschaffung des Handelsmonopols der britischen Ostindienkompanie durch den India Act von 1833 unter dem Vorzeichen des Freihandels trug zur Verstärkung der Abhängigkeit und zur Kolonialisierung Indiens bei.
Der Lehrsatz, dass der Freihandel „Garant für den Wohlstand aller Nationen“ sei, wird im Interesse der großen Konzerne und ihrer Profite genutzt, um sich neuen Bedingungen anzupassen:
So bezieht sich auch die WTO mit ihren 160 Mitgliedsländern auf die Freihandelsdoktrin. Sie verliert aber gegenwärtig an Bedeutung. China (seit 2001 Mitglied), Indien, Brasilien und andere Staaten lassen sich nicht mehr alles durch die bislang führenden kapitalistischen Industriestaaten diktieren.
Diese haben daraus die Konsequenz gezogen, ihre handelspolitischen und expansionistischen Interessen stärker über bilaterale und ausgewählte multilaterale Abkommen durchzusetzen, wie z. B. das Nordatlantische Freihandelsabkommen NAFTA von 1994 zwischen USA, Kanada, Mexiko. Es kam zu Produktionsverlagerungen. Mexiko wurde mit billigem Gen-Mais überschwemmt, erlebte aber kein „Wohlstandswachstum“.
Bei einem solchen Abkommen zwischen Ländern mit unterschiedlichem wirtschaftlichem Niveau profitiert immer der ökonomisch und politisch Stärkere, die Schwächeren unterliegen.