Barbara Kuprat zum Internationalen Frauentag

Ein Feiertag zum Kämpfen

Wenn am Internationalen Frauentag wohlfeile Reden gehalten werden, es bunte Blumensträuße und Pralinen gibt und Netto, Lidl und Co. mit Sonderangeboten in Sachen Haushaltswaren durchstarten, dann wird deutlich: Der Internationale Frauentag soll zum Weltfrauentag mutieren, er soll seines kämpferischen Ursprungs beraubt werden. Gern gesehen ist ein bisschen Muttertag, ein bisschen Valentinstag und eine Menge Schulterklopfen dafür, dass 30 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen sitzen.

Aber nicht mit uns! Der Internationale Frauentag muss bleiben, was er ursprünglich war: ein Kampftag für die Rechte der Frauen. Gerade in der heutigen Zeit, in der rechtes Gedankengut an Frauenrechten kratzt und sexistisches, rassistisches und antifeministisches Denken wieder gesellschaftsfähig ist. Wir müssen auf der Hut sein, uns wehren und Solidarität zeigen.

Frauen verdienen immer noch etwa 21 Prozent weniger als Männer. Zeigen wir unsere Solidarität mit den vielen Frauen, die um gerechten Lohn und bessere Arbeitsbedingungen kämpfen.

Wir erleben einen erschreckenden Anstieg an häuslicher Gewalt. Mindestens 122 Frauen starben im vergangenen Jahr durch die Hand ihres Partners, jährlich erleben hunderttausende Frauen physische und sexuelle Gewalt durch Partner oder Ex-Partner. Zeigen wir Solidarität mit Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Kämpfen wir für mehr Frauenhäuser und gegen jeden Sexismus.

Ungewollt schwanger? Informationen über Schwangerschaftsabbrüche werden mit Hilfe des § 219a als „Werbung“ für Abbrüche diffamiert. Kaum noch FrauenärztInnen führen Schwangerschaftsabbrüche durch, da meist rechte sogenannte Lebensschützer Ärztinnen und Ärzte mit Strafanzeigen überhäufen. Zeigen wir Solidarität mit Kristina Hänel, die bereits zwei Mal wegen Verstoßes gegen den unsäglichen § 219a verurteilt wurde und nun vor das Bundesverfassungsgericht ziehen will. Kämpfen wir für die Abschaffung der §§ 218 und 219a.

Immer noch sind Frauen zuständig für Kindererziehung oder häusliche Pflege mit den Folgen von Lohnausfall und niedrigen Renten. Setzen wir uns ein für mehr und bessere Kitas, Pflegeheime und Ganztagsschulen.

Und kämpfen wir dafür, dass der Internationale Frauentag ein Feiertag wird. Nicht um zu feiern und um uns auszuruhen, sondern um auf die Straße zu gehen und zu zeigen: Wir sind viele, wir sind stark, wir sind solidarisch. Mit roten Fahnen und roten Nelken.

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"Ein Feiertag zum Kämpfen", UZ vom 6. März 2020



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