Über das „Team Todenhöfer“ und die Friedensbewegung

Ein eigenwilliger Kopf

Rolf Jüngermann

Bestimmte Teile der Friedensbewegung zählen unter anderem auch das „Team Todenhöfer“ zu den „Faschisten und rechtsorientierten Gruppen und Parteien“, mit denen sie jede Zusammenarbeit vehement ablehnen. Schauen wir uns als Grundlage einer fundierten Urteilsbildung die politischen Aktivitäten und Aussagen von Jürgen Todenhöfer und seinem Team etwas genauer an. Anstelle langatmiger Argumentationen lassen wir Todenhöfer selbst zu Wort kommen, mit drei jüngeren, weitgehend repräsentativen, wörtlich zitierten Beiträgen auf der Internetplattform X (ehemals Twitter), wo er sich häufig zu Wort meldet.

Am 19. Juli dieses Jahres forderte er dort: „(…) 1.) Abrüstungsverhandlungen statt Aufrüstung! Dialog statt Krieg, Renten statt Raketen, Bildung statt Bomben! 2.) Stopp der ‚Volksverdummung‘ bei Nord Stream, Cum-Ex und 29 verfassungsfeindlichen Nebenhaushalten, Schattenfonds und ‚Sondervermögen‘. “

Eine weitere Nachricht bezog sich am 1. Juli 2023 auf die französischen Unruhen nach der Ermordung eines Jugendlichen durch die Polizei: „Frankreich zahlt mit seinen brennenden Vorstädten für seine Kolonialverbrechen in Algerien. Es hat die Algerier dort wie Halbaffen behandelt und 2 Mio. ermordet. Es zahlt ferner für seinen Rassismus gegenüber deren Nachkommen, die es nie als echte Franzosen respektierte. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe in Paris studiert und war während des Algerienkrieges in dem nordafrikanischen Land.“

Am 2. August wandte sich Todenhöfer der Situation in Westafrika zu: „Nach Mali wirft auch Niger Franzosen und Deutsche raus! Frankreich war in der Region, um Uran und Gold zu plündern, nicht um Terroristen zu bekämpfen. Deutschland hat es dabei unterstützt. Das ist schlimmster Postkolonialismus. Afrika gehört den Afrikanern, nicht Frankreich. Seit fast 10 Jahren schreibe ich über den Einsatz der Bundeswehr in Mali. So am 29. Januar 2014 (gekürzt): ‚Frankreich ist der hemmungsloseste Neo-Kolonialist unserer Zeit. Sein Eingreifen ist die 23. französische Militärintervention in Afrika seit dem Ende des Algerienkriegs. Was will Ursula von der Leyen mit unserer Bundeswehr in Mali? Frankreichs Uran-Exporte absichern, von denen die französische Stromversorgung weitgehend abhängt? Bei französischen Militär-interventionen geht es fast immer um französische Wirtschaftsinteressen und nicht um humanitäre Anliegen (…) Afrika braucht Hilfe, keine Waffen (…)‘. “

Auch beim Studium älterer öffentlicher Wortmeldungen Todenhöfers trifft man stets auf ein vergleichbares Vorgehen, das sich auszeichnet durch ein kämpferisches Engagement für friedenspolitische Vorstellungen und Forderungen, verbunden mit entschieden und ausdauernd vorgetragenen antiimperialistischen Positionen. Durchaus nicht zufällig gehörte Todenhöfer zu den 69 Erstunterzeichnern des „Manifests für Frieden“ von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer Anfang des laufenden Jahres.

Im Ergebnis all dieser Überprüfungen drängt sich die Frage auf: Was an alledem ist rechts oder gar faschistisch? Die Antwort lautet eindeutig: rein gar nichts. Und so bleibt es unverständlich, wie einige Teile der Friedensbewegung ihm und seinem Team gegenüber zu einer derart dezidierten Ablehnung kommen können. Zum Gesamtbild gehört allerdings auch ein Blick auf Wikipedia, der zeigt, dass Todenhöfer während des größten Teils seines politischen Lebens aktiv und offensiv auf der anderen Seite der politischen Barrikade gekämpft hat (allerdings auch dort nicht immer so ganz auf Linie). Umso besser, dass das nun ganz offenbar seit Längerem vorbei ist und wir ihn als Mitkämpfer in der Friedensbewegung willkommen heißen können.

Wer Todenhöfers Positionen noch genauer kennenlernen möchte, kann Beiträge über ihn und von ihm auf den NachDenkSeiten studieren.

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"Ein eigenwilliger Kopf", UZ vom 11. August 2023



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