Zum Tag der Befreiung und zum Tag des Sieges

Ein anderes Deutschland

„Ein großer Tag“ war der 8. Mai 1945. Der Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus. Die Hitlerarmee war geschlagen, zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen. Den größten Anteil am Sieg der Alliierten hatte die Rote Armee. Und die So­wjet­union mit 27 Millionen Toten und einem verwüsteten Land die meisten Opfer.

Deutschland war zerstört, das deutsche Volk mehrheitlich faschistisch. Dass es mehr als nur das Ende des Krieges war, dass es eine Befreiung war, begriffen die meisten erst später. Nach dem Potsdamer Abkommen sollte es ein Neubeginn werden: friedlich, antifaschistisch, antimilitaristisch. Das verhinderten allerdings in drei Besatzungszonen die Westmächte mit Hilfe revanchistischer deutscher Politiker. Deutschland musste im Kalten Krieg gegen den „Bolschewismus“ stark gemacht werden.

Im Osten wurde die Axt an die Wurzeln des Faschismus gelegt. Mit radikalen Reformen. Ausgeführt von Befreiten aus Gefängnissen und Konzentrationslagern und Rückkehrern aus der Emigration. Unter dem Schutz der Sowjetmacht.

Als sich vor 75 Jahren zwei deutsche Staaten gründeten, waren die Weichen gestellt. Zwei völlig gegensätzliche Welten. Die Bundesrepublik als Fortsetzung des Deutschen Reiches – imperialistisch und antikommunistisch. Mit Alleinvertretungsanspruch für ganz Deutschland. Und die Deutsche Demokratische Republik, seit 1952 mit sozialistischer Perspektive. Über vier Jahrzehnte mit allen Mitteln von der BRD bekämpft. Antifaschismus und Sowjetfreundschaft wurden in der DDR „Staatsräson“. Und allmählich zur festen inneren Überzeugung der meisten Menschen. Unvergessen der heldenhafte und opferreiche Kampf der Sowjetvölker. Der tiefe Sinn der Befreiung wurde mit Dank als Verpflichtung verstanden.

Seit der staatlichen Vereinigung 1990 bereitet Deutschland einen dritten Anlauf vor. Wieder nach Osten, gegen Russland. Nun ganz vorn von NATO und EU, an der Seite der USA. Mit Worten und Taten, Waffen und Sanktionen und dem „Operationsplan Deutschland“. Dieses Deutschland ist de facto im Kriegszustand mit Russland.

Die führenden Politiker der BRD haben – von wenigen Ausnahmen abgesehen – die Niederlage der faschistischen Armee nie verkraftet, schon gar nicht als Befreiung verstanden. Einen radikalen Bruch mit dem Faschismus hat es nie gegeben. Ihre Aktionen gegen rechts waren und sind geheuchelt. Unverhohlen kollaborieren Politiker mit Faschisten in und aus der Ukraine und anderswo. Und das eigene Volk wird betrogen, belogen, manipuliert, sanktioniert. Es muss „kriegstüchtig“ gegen Russland werden. Hass, Hetze und Dämonisierung des Feindes eskalieren weiter. Konsulate Russlands werden geschlossen, der Umgang mit seinen Diplomaten wird nach EU-Vorgabe restriktiv eingeschränkt, Vertreter der Befreier von Konzentrationslagern zu Gedenkfeiern für unerwünscht erklärt. Geschichte wird verschwiegen, geklittert und umgeschrieben. Das ist Großdeutschlands Kriegspolitik nach innen und nach außen.

Kriegsminister Pistorius nannte den Start der Stationierung von bis zu 5.000 Angehörigen der Bundeswehr in Litauen an Russlands Grenzen einen „großen Tag“. Eingedenk der faschistischen Verbrechen in der So­wjet­union und der Umtriebe von Faschisten im heutigen Litauen ist der braune Inhalt dieses Aktes unübersehbar. Für alle Antifaschisten bleibt der 8. Mai, der Tag der Befreiung, gerade jetzt ein „großer Tag“. Danken wir unseren russischen Freunden dafür und bekunden wir unüberhörbar, dass es auch ein anderes Deutschland gibt.

Unser Autor ist Vorsitzender der Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären Unterstützung und Vizepräsident des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden.

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"Ein anderes Deutschland", UZ vom 3. Mai 2024



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