Ende Oktober soll die deutsche Ausgabe des Buches „What Lies Across the Water: The Real Story of the Cuban Five“ von Stephen Kimber unter dem Titel „Diesseits und jenseits der Straße von Florida: Die wahre Geschichte der ‚Cuban Five’ – Ein Agententhriller, wie ihn das Leben schrieb“ beim VAS-Verlag in Bad Homburg, erscheinen.
„Es spielt keine Rolle, wer der Präsident der Vereinigten Staaten oder wer in Kuba im Amt ist. Nichts wird sich ändern zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten, bevor sie nicht die Sache mit den Fünfen lösen.“
Dieser Satz seines kubanischen Reiseführers in Havanna gab dem kanadischen Journalistikprofessor, der eigentlich einen teilweise in Kuba spielenden Liebesroman schreiben wollte, den Anstoß zu einer gründlichen Recherche für ein Sachbuch:
Noch kann er keine der beiden Versionen des Falles glauben, weder die diesseits noch jenseits der Straße von Florida dargebotene.
Nach dem Studium von Gerichtsdokumenten, Zeitungsarchiven, Interviews und Korrespondenzen mit den jeweiligen Akteuren kann er uns die Fakten plastisch wiedergeben und führt uns hinter die Kulissen der ganz eigenen Welt der Exilkubaner, ihrer berüchtigtsten Vertreter und deren geheimer Paramilitärs. Er schildert und erklärt so zugleich ihren historisch gewachsenen Einfluss auf das Weiße Haus und auf europäische Politiker – immer im Dienst der „Freiheit des Westens“. Er lässt uns teilnehmen an den Lebensumständen der für Anschläge gedungenen Söldner, ihrer „geglückten“ und „nicht geglückten Abenteuer“ auf Kuba, aber auch an den Schicksalen ihrer Opfer.
Und er beschreibt das riskante Doppelleben kubanischer Agenten im Auftrag des kubanischen Geheimdienstes, insbesondere das der „Cuban Five“, der fünf Mitglieder eines Agentennetzwerks, die in den 1990ern im subtropischen Sumpf von Miami unter Verleugnung ihrer wahren Identität recherchierten, um ihr Heimatland vor geplanten Terroranschlägen zu warnen, wie und warum Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Antonio Guerrero, Fernando González und René González dort gefasst und in einem Schauprozess in Miami zu horrenden Gefängnisstrafen verurteilt wurden.
Als die Originalausgabe des Buches 2013 erschien, war René schon zurück in Kuba, stand Fernandos Entlassung noch bevor und sah es so aus, als ob Ramón und Antonio ihre Strafe ebenfalls vollständig verbüßen sollten und Gerardo Hernández im Hochsicherheitsgefängnis von Victorville, Kalifornien, werde sterben müssen.
Für die Ende Oktober 2015 erscheinende deutsche Ausgabe konnte der Autor den glücklichen Ausgang der Geschichte der Fünf hinzufügen, nicht ohne die Anstrengungen der Internationalen Solidarität und die 18-monatigen Geheimverhandlungen zwischen den USA und Kuba und deren namhaften Vermittlern wiederzugeben, die in der Freilassung der letzten Drei der „Cuban Five“ am 17. Dezember 2014 gipfelten und in der Erfüllung von Gerardos und Adrianas langjährigem Kinderwunsch, des am 6. Januar 2015 geborenen Töchterchens Gema.
Gleichzeitig belegt sein Buch jetzt, dass die Moral und die Liebe der Menschen sowohl für einander als auch für das Recht ihres Heimatlandes auf Souveränität und die ausdauernde internationale Solidarität für die gerechte Sache über den jahrzehntelangen reaktionären Hass gewisser Ewiggestriger siegen können.
Mit der Aufzeichnung der von ihm belegten Fakten könnte Kimber der Liebe ein größeres Denkmal gesetzt haben, als es ihm mit dem angedachten „realitätsnahen“ Roman gelungen wäre.
Stephen Kimber lehrt an der Universität von King’s College in Halifax Journalismus und ist preisgekrönter Schriftsteller, Herausgeber und Rundfunksprecher sowie Autor von zehn Sachbüchern und des Romans „Reparations“.
Für das 2013 erschienene Werk, „What Lies Across the Water. The Real Story of the ‚Cuban Five’“ hat er den kanadischen „Evelyn-Richardson-Preis“ für das beste Sachbuch des Jahres 2014 gewonnen.