Betr.: „Leseland ist abgebrannt“, UZ vom 28. Juni

Effektive Fremdverwaltung

Von Jörg-Axel Penz, per E-Mail

Im Artikel „Leseland ist abgebrannt“ wird die Frage gestellt, was von der Literatur des untergegangenen Staates bleibt? Eindeutig nichts, wenn es nach dem Willen der Regierenden und ihrer Bediensteten geht.

Die völlig geplünderten und nunmehr seit Jahrzehnten effektiv unter Fremdverwaltung stehenden Ostzonen-Kolonien wurden ab 1990 durch die bewährte Politik der „verbrannten Erde“ in einen Zustand versetzt, der es in den kommenden Generationen nicht mehr gestatten wird, als unabhängiges Wirtschaftsgebiet eine bemerkenswerte Rolle zu spielen. Die Kleinstaaterei in der Bildungspolitik hat durch ihr ständig sinkendes Niveau – zum Beispiel haben nach Presseangaben in Mecklenburg ein Drittel der neu eingestellten „Lehrer“ als Quereinsteiger keine pädagogische Ausbildung – dafür gesorgt, dass im Zusammenhang mit der intensiven Einflussnahme privater Medien schlichte und leicht zu leitende Menschen die Schulen verlassen.

Wem diese Medien gehören, dürfte bekannt sein. Die Standard-Tageszeitungen der Ostzone sind wohl auch alle fest in westdeutscher Hand, so dass die Herren in Ludwigshafen bestimmen, was in Chemnitz gedruckt wird. Das und nur das wird von der Masse der Bürger aufgenommen und als eigene Meinung gespeichert.

Deshalb also wird es die Literatur der DDR in absehbarer Zeit, also mit dem Ableben meiner Generation nicht mehr geben. (…) Da hilft es heute auch nicht, Namen wie Heinrich und Thomas Mann, B. Traven oder Kurt Tucholsky getragen zu haben. Weg damit, wenn das Produkt aus einer DDR-Druckerei stammte. So landeten und landen viele Millionen Druckwerke auf den Deponien. Die Verbrennung auf den Marktplätzen hat wohl die Umwelt-Liga wegen der Feinstaubbelastung untersagt. (…)

Auch der Deutsche Journalistenverband und das-PEN Zentrum Deutschland möchten mit der Bewahrung von DDR-Kultur in Form von Literatur nicht belästigt werden. Wer sich für die wahrheitsgetreue Geschichtsschreibung durch die Bewahrung der Originaldokumente und ihre dauerhafte Offenlegung für die breite Volksmasse einsetzt, sieht sich der oben beispielhaft erwähnten geschlossenen Front staatlicher und wirtschaftlicher Macht und deren eindeutigen Zielen gegenüber. Damit ist Ihre Frage nach dem Verbleib der Literatur von 1945 bis 1990 aus DDR-Druckmaschinen beantwortet, ganz gleich, ob es sich um Weltliteratur handelt, eine Betriebschronik oder auch nur um das Archiv einer Schule, wie beispielsweise der meinen.

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"Effektive Fremdverwaltung", UZ vom 6. September 2019



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