Am vergangenen Montag sind die Ergebnisse der PISA-Zwischenstudie „Erfolgsfaktor Resilienz“ veröffentlicht worden. Und alle sind aus dem Häuschen. Denn laut der Studie hat sich der Anteil der resilienten, soll heißen „widerstandsfähigen“ Schülerinnen und Schüler in Deutschland so sehr verbessert wie in kaum einem anderen der Studienländer. Resilient meint, dass die Schüler trotz widriger Umstände – in diesem Kontext z. B. Herkunft aus so genannten „bildungsfernen Schichten“ – mindestens solide Leistungen in der Schule erbringen. Laut der Studie spielen bei der Entwicklung dieser Fähigkeit in Deutschland vor allem Faktoren wie ein gutes Schulklima, offene Kommunikation und motivierte Schulleiter, die dafür sorgen, dass es so in den Schulen ist. Ob dem so ist oder doch eher einem Wunschdenken entspringt, um desolate Zustände zu verschleiern, muss angemerkt werden.
Was jedoch auch in dieser Studie nicht ausgehebelt werden konnte: Deutschland gehört trotzdem zu den Vorreitern in Fragen Chancenungleichheit. An der Tatsache, dass in kaum einem Land die Bildung so sehr vom sozialen Hintergrund abhängt, hat sich nämlich nichts geändert. Die vodafone-Stiftung, eine „Denkfabrik“ des Telekommunikationsriesen, hatte das Projekt mitfinanziert. Sebastian Gallander von der Stiftung drückt die Synthese aus diesen beiden Tatsachen so aus: „Nur wenn wir die sozial schwächsten Schüler befähigen, die Leistungsstärksten zu werden, können wir die soziale Kluft verringern.“ Die Berichterstattung zu den Studienergebnissen zeichnet erschreckend deutlich den zunehmenden Leistungsdruck im deutschen Bildungssystem ab. Niemand konzentriert sich darauf, dass die prinzipielle Chancenungleichheit sich kein Stück geändert hat, diese wird schulterzuckend akzeptiert. Alle stürzen sich darauf, dass es immer mehr Schülerinnen und Schüler gibt, die das „Augen zu und durch“-Prinzip immer besser verinnerlicht haben. Kaum verwunderlich, dass, wenn man dafür gelobt wird, sich halt durchzubeißen um Erfolg zu haben, irgendwann der große Knall kommt: Jeder 3. Schüler fühlt sich überlastet. Auf 60 Schüler kommt einer mit Burn-Out, aber etwa jeder 5. ist gefährdet. Möglich, dass solche Gefährdungen durch engagierte Lehrer aufgefangen werden können. Jedoch, und auch das zeigt die Studie, haben die Lehrkräfte an deutschen Schulen zu viel zu tun, als sich adäquat um die ihnen Anvertrauten kümmern zu können und die eingangs erläuterten Faktoren zu befördern. Es wäre also die eigentliche politische Aufgabe, sich mehr um die Bedingungen für echte Chancengleichheit zu kümmern, als zu versuchen, die Effekte der Chancenungleichheit zu kaschieren und dafür Zeit, Geld und mediale Aufmerksamkeit aufzuwenden.