Mehrmals wurden in den vergangenen Jahren chemische Kampfstoffe in Syrien eingesetzt, Chlorgas, Senfgas oder auch Sarin. Grundsätzlich wird ein solcher Einsatz von vornherein der syrischen Regierung zur Last gelegt. Indizien, die auf Dschihadisten als Urheber hinweisen, werden abgetan. Die Fälle, in denen das nicht möglich ist, werden heruntergespielt.
Nun wurde erneut ein Angriff mit chemischen Waffen gemeldet. Mehr als einhundert Einwohner wurden verletzt, als Dschihadisten aus dem Umland ein Wohngebiet in Aleppo mit Granaten beschossen, deren Gefechtskopf Chlorgas verbreitete. Ein AFP-Fotograf berichtete von dutzenden Zivilisten mit Atemproblemen in Aleppo.
Der Angriff wurde aus der mit der Türkei vereinbarten sogenannten Deeskalationszone heraus ausgeführt. Das zeigt erneut, dass die türkische Regierung andere Prioritäten hat als die Entwaffnung der Dschihadisten.
Die mediale Reaktion auf den Angriff blieb erwartungsgemäß zurückhaltend, war es doch offensichtlich ein Angriff von Dschihadisten. „Rebellen“ werden mit den Worten zitiert, es sei alles eine Erfindung der Regierung. Und „Rätselraten“ – so die Überschrift des Artikels – herrscht in der Redaktion der „Süddeutschen“.
Der Angriff kommt wenige Tage vor einer neuen internationalen Verhandlungsrunde in Astana. Viele der dschihadistischen Gruppen sind an Verhandlungen und einem Waffenstillstand nicht interessiert. Auch in der Vergangenheit hat es immer wieder Eskalationen vor internationalen Konferenzen gegeben.
Die meisten der Verletzten konnten das Krankenhaus inzwischen verlassen, niemand schwebt in Lebensgefahr. Die russische und syrische Luftwaffe haben am Sonntag Stellungen von Dschihadisten angegriffen, die den Chlorgasangriff auf Aleppo verübt haben. Es waren die ersten Angriffe auf die von Russland und der Türkei ausgehandelte Pufferzone rund um Idlib seit zwei Monaten.