ver.di hat die Beschäftigten im Handel heute erneut bundesweit zu Streiks aufgerufen. Nach über einem halben Jahr Tarifverhandlungen in 13 Tarifgebieten gibt es weder einen Tarifabschluss noch ein verbessertes Angebot von Seiten der Handelsverbände. Die Wut der Beschäftigten wird immer größer. Bundesweit streikten Zehntausende.
In Stuttgart demonstrierten gut 350 Kolleginnen und Kollegen vom Groß- und Einzelhandel durch die Innenstadt. „Freitag ist kein Arbeitstag, denn Freitag ist Streiktag!“ und passend zum Wetter: „Ob’s regnet, stürmt oder schneit, wir sind im Streik!“, so ihre Botschaften. ver.di fordert in Baden-Württemberg für die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel ein Lohnplus von rund 13 Prozent und im Einzelhandel um die 15 Prozent bei einjähriger Laufzeit.
Auf der Kundgebung standen insbesondere die 6 Nullmonate in der Kritik, aber auch die Prozenthöhe des Angebots. Das hätte eine Reallohnsenkung zur Folge. Cuno Brune-Hägele vom ver.di-Bezirk Stuttgart will die Mogelpackung nicht akzeptieren. „Wir können rechnen. Wenn die Arbeitgeber nicht die Kurve kriegen – Weihnachten steht vor der Tür, wir auch! Wir werden ihnen das Weihnachtsgeschäft versauen. Für wie doof halten die uns? Wir werden keine Nullmonate akzeptieren!“ Er betonte, dass die Beschäftigten diejenigen sind, die den Mehrwert erarbeiten. Die Einzelhändler haben gut gefüllte Taschen, machen hohe Gewinne. Sie können ordentliche Tariferhöhungen bezahlen. Seine klare Ankündigung: „Wir machen so lange weiter, bis es einen ordentlichen Tarifvertrag gibt.“ Außerdem kritisierte er, dass 100 Milliarden für Rüstung und Tod vorhanden sind. „Das sind 100 Milliarden, die nicht in der Gesellschaft ankommen.“
Die Einschätzung von ver.di ist eindeutig: Die Handelsketten verlieren Einkünfte, sie kommen unter Druck, die Regale werden langsam leerer. Die Streikbeteiligung ist stabil. Zum Teil steigt die Streikbereitschaft, weil die Wut immer stärker wird. Immer öfter werden die Kolleginnen und Kollegen aus dem laufenden Betrieb zum Streik aufgerufen. So können sich die Filialen nicht vorbereiten und Ersatzkräfte bereitstellen. Am 3. November sind die nächsten Verhandlungen. Bis dahin wird weiter Druck gemacht.