Drei Tage im Juli – Nachlese zum 19. UZ-Pressefest

Das Gespräch führte Gerhard Ziegler

UZ: Das 19. UZ-Pressefest liegt hinter uns und euch. Was war für euch das Wichtigste?

Klaus Leger: Die solidarische Stimmung ist wohl das Prägende dieses Festes. Das haben mir auch ganz viele BesucherInnen – mit und ohne DKP-Parteibuch – bestätigt. Ich persönlich bin noch immer ganz begeistert von unserem Jugendverband. So haben SDAJ-GenossInnen aus Münster palettenweise antiquarische Literatur und anderes Material über den ganzen Platz gekarrt. Und die Arbeit der SDAJ-Keksbrigade, die nach dem Fest die Bodenplatten vom modrigen Schlamm gereinigt hat, verdient einen Orden. Die SDAJ hat einen großen Anteil an der Ausstrahlung und am guten Gelingen des Pressefestes. Wenn das die Zukunft unserer Partei ist, dann können wir optimistisch sein!

Wera Richter: Ja, da stimme ich Klaus voll zu. Was den Jugendverband angeht sowieso, aber auch was die Stimmung angeht. Es war eine ganz besondere Atmosphäre. UZ-Pressefest eben.

Die aktuellen Ereignisse in der Türkei unterstreichen für mich noch einmal wie wichtig unsere Einladung an Grup Yorum und unser Kampf gegen das Auftrittsverbot zwei Wochen zuvor in Gladbeck waren. Auch in Dortmund hat der Staatsschutz versucht, Druck auf die Stadt und den Revierpark auszuüben. Wir haben uns davon nicht beirren lassen. Natürlich hätten wir uns mehr BesucherInnen für dieses Konzert gewünscht, aber die, die da waren, waren begeistert.

Es gab weitere schöne und zum Teil neue Elemente in einem insgesamt gelungenen Programm zum Beispiel das Kinder-Konzert mit Fredrik Vahle, die Kleinkunstbühne an der Kogge oder das Brecht-Programm in der Eishalle, der Auftritt des Hans-Beimler-Chors aus Berlin, aber auch der von Dota Kehr, der Kleingeldprinzessin, auf dem Lenin-Platz. Natürlich hat es weh getan, dass das Programm auf der Hauptbühne am Sonntag vor allem der Auftritt des KunstSalonOrchesters um Klaus den Geiger durch das Wetter gestört wurde. Schließlich haben wir entschieden, das Abschlusskonzert mit Esther Bejarano und der Microphone Mafia in die Eishalle zu verlegen. Es war ein würdiger und toller Abschluss.

Ich will sagen, wir hatten auch einige schwierige Situationen zu meistern und haben das mit Ruhe, Vertrauen und großer Solidarität untereinander hinbekommen. Da will ich vor allem Uli Abc mit seiner Erfahrung danken.

Uli Abcynski: Ich war vor allem beeindruckt vom Durchhaltevermögen und dem Willen vieler junger, aber auch ältere Genossinnen und Genossen dieses Fest zu ermöglichen. Wir hatten wieder eine tolle Truppe für den Auf- und Abbau. Alle zogen an einem Strang, egal welche Meinung sie auch in der Parteiauseinandersetzung haben. Da war die Verlegung von zehn Tonnen Panzerplatten und sechs Tonnen Holz schnell erledigt. Die Solidarität untereinander war toll, es gab keine Streitigkeiten. Wir hatten viel Spaß und haben viel voneinander gelernt.

UZ: Aber es war dieses Mal mit den Platzverhältnissen durch den anhaltenden Regen vor dem Fest auch ganz schön anstrengend, oder?

Uli Abcynski: Es stimmt, diesmal war es besonders schwierig. Durch die zusätzlich nötigen Arbeiten kamen wir auch an unsere Grenzen. Sammy und andere haben die Helferparty verschlafen, so müde waren sie. Das gab es noch nie. Aber es überwiegen doch die schönen Erlebnisse und auch Fortschritte. Klaus hat schon die Keks-Brigaden und den tollen Einsatz der SDAJ erwähnt. Schön war das Erlebnis mit Ingolf und seiner Frau, die früher bei vielen Festen geholfen haben und jetzt wieder Lust bekommen haben, mitzuhelfen. Es war einfach toll. Bewundert habe ich Katrin, mit welcher Ruhe sie die Hygieneabnahme durchgeführt hat, und zwar erfolgreich. Damit hatten wir nach den Erfahrungen in den letzten Jahren fast nicht mehr rechnen dürfen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Revierparks haben uns großartig unterstützt. Es gab von vielen die Aussage, wir dürfen gern wiederkommen.

Meine Begründung für dieses Fest, die ich 2015 gegeben habe, hat sich voll bestätigt. Da habe ich gesagt: „Ich habe natürlich auch Bedenken, ob wir ein Pressefest 2016 durchführen können, aber nach vielen Diskussionen mit FreundInnen und GenossInnen komme ich zum Schluss: Ein Pressefest 2016 ist zu packen und kann uns weiterbringen, wenn wir es gemeinsam in Angriff nehmen.“ Gemeinsam und Solidarisch haben wir es geschafft. Dafür ein großes Dankeschön an alle Beteiligten!

UZ: Das 19. UZ-Pressefest sollte ein Fest des Friedens und der Solidarität sein. Hat das Fest gehalten, was ihr versprochen habt?

Wera Richter: Auf jeden Fall. Die Gedanken Frieden, Antifaschismus und Internationale Solidarität haben sich wie ein roter Faden durch das Programm gezogen – durch das zentrale Programm, das der Dortmunder Kreisorganisation in der Perle, das der Bezirke, aber auch das der Bündnispartner zum Beispiel im Zelt der Linksfraktion des Bundestages, im Roten Zelt antifaschistischer Initiativen und bei der jungen Welt. Die Zahl unserer internationalen Gäste war so hoch wie nie und entsprechend die Begrüßung der VertreterInnen von 29 Parteien und drei Botschaften im Rahmen des Antikriegsmeetings auf der Hauptbühne durch Günter Pohl, unseren Internationalen Sekretär. Und wahrscheinlich habengar nicht alle mitbekommen: Das Bündnis Dortmund gegen Rechts hat Flüchtlinge aus einer Dortmunder Unterkunft zum Pressefest eingeladen und ihre Anreise organisiert. Mehr als 100 Gäste wurden mit Buttons und Taschengeld ausgestattet und haben sich bei uns sehr wohl gefühlt.

Auf dem Pressefest wurden wichtige Fragen diskutiert. Dabei sind wir Streitfragen in der Bewegung bewusst nicht aus dem Weg gegangen, sondern haben sie angepackt und mit wichtigen Protagonisten diskutiert. Wir haben mit VertreterInnen der VVN und mit Horst Schmitthenner über den Kampf gegen die AfD und auch über das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ diskutiert und unseren Standpunkt dargelegt. Wir haben Vertreter der Friedensbewegung mit ihren unterschiedlichen Positionen an einen Tisch geholt und über die Perspektiven und das „Wie weiter?“ gesprochen und nicht zuletzt über die EU und den Brexit diskutiert. Es war ein sehr politisches Fest und trotz der hohen Anzahl an Diskussionen waren alle gut besucht.

Neben den Schwerpunkten Frieden und Antifaschismus gab es wichtige Runden zur Gewerkschaftspolitik und Branchentreffen zum Gesundheitswesen und der Automobilindustrie. Auch hier haben sich GenossInnen getroffen, um nach dem Fest gemeinsam weiterzuarbeiten.

UZ: Besuch und Beteiligung waren ähnlich wie bei den Vorgängerfesten. Was war besonders auffällig

Klaus Leger: Wir wollten wieder ein generationsübergreifendes Fest auf die Beine stellen und das ist uns gelungen. Die jüngsten Besucher hatten viel Spaß auf dem Kinderfest, nicht nur Fredrik Vahle hat die Kleinen (und Großen) begeistert. Und gegenüber im Café K wurden jene Genossinnen und Genossen geehrt, die bereits in den ersten Jahren nach der Befreiung vom Faschismus den Weg in die kommunistische Bewegung gegangen sind und unsere Partei bis heute prägen. Es war vor allem auch ein junges Fest. Im großen Jugendbereich der SDAJ war immer viel los. Diskussionen, Musikveranstaltungen und Feten lösten sich fast rund um die Uhr ab.

UZ: Schon beim Aufbau war durch die Beschädigung von Zelten der erste finanzielle Schaden entstanden. Wagst du dich schon an eine Bilanz?

Klaus Leger: Die Beschädigung der beiden leeren Zelte ist ärgerlich. Wir haben daraus für die Sicherheit beim Aufbau unsere Konsequenzen gezogen, uns aber ansonsten nicht irritieren lassen. Für eine abschließende finanzielle Bilanz ist es noch zu früh. Wir können auf kommerzielle Sponsoren und Eintrittspreise verzichten, weil viele hundert Einzelspender weit über 100.000 Euro aufgebracht haben. Bis heute treffen täglich mehrere Zahlungen auf dem Spendenkonto für das UZ-Pressefest ein. Für diese hohe Spendenbereitschaft möchte ich mich noch einmal herzlich bedanken und werde in einer der nächsten Ausgaben der UZ Rechenschaft über die Verwendung dieser Gelder ablegen.

UZ: Was fällt euch bei der Zahl 2018 ein?

Uli Abcynski: Am 7. Juli 2018 werde ich Rentner. Und: Vor 50 Jahren traf ich zum 1. Mal Mitglieder der SDAJ, der ich dann auch bald beitrat.

Wera Richter: 2018? Unsere Partei und die SDAJ feiern ihren 50. Geburtstag. Und wenn ich die vielen positiven und begeisterten Stimmen zum Pressefest höre, kann ich mir auch schon vorstellen, in welchem Rahmen wir diese Geburtstage feiern. Es gibt kaum eine Auswertung ohne den Hinweis „nächstes Mal“ machen wir dieses oder jenes besser. Wir wollen jetzt schnell eine Arbeitsgruppe bilden, um auch konzeptionell über das 20. Pressefest nachzudenken. Für mich sieht das nach Hattrick aus: DKP, SDAJ und das UZ-Pressefest feiern Geburtstag.

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"Drei Tage im Juli – Nachlese zum 19. UZ-Pressefest", UZ vom 29. Juli 2016



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