Ohne Scham – Bayern gegen Dortmund

Dortmund 06

Von Karl Rehnagel

dortmund 06 - Dortmund 06 - Bayern München, Borussia Dortmund, Fußball - Die letzte Seite

( Public Domain)

Bei der Bierausgabe wurde ich zum Tippen aufgefordert, welches ich mit einem „Nach 10 Minuten wird es 2:0 stehen, da tippe ich kein Endergebnis“ beantwortete. Wie immer hatte ich mich verhauen, die Bayern brauchten doch glatte 14 Minuten für den zweiten Treffer.

Die Kneipe selber war 328 Prozent voller als sonst, sämtliche Modefans, von uns gerne „Hanni & Nanni“ genannt, waren in Erwartung eines glorreichen Auswärtssieges eingefallen. Das vielleicht einzig Schöne an diesem Abend war zu beobachten, wie der Latte mit veganer Milch und das Bananenweizen dem einen oder der anderen im Halse stecken blieb. Zur Halbzeit leerte sich der Laden dann auch rapide. Und tschüss!

Zum Thema BVB muss man an diesem Abend eigentlich nichts schreiben, denn er war nichts vorhanden. Kein Mut, kein Aufbäumen, kein Ballbesitz, kein Gefühl im Fuß und schon mal überhaupt kein Zusammenspiel, geschweige denn Gegenwehr. Von Schamgefühl mal gar nicht zu reden. Es war absolut NICHTS. Das Ganze mutete an wie die 4. Mannschaft des „Turn- und Sportvereines Lola Hohenlockstedt“ in doppelter Unterzahl gegen den FC Barcelona. Und hätten die Bayern gewollt, wir wären zweistellig nach Hause geschickt worden. Bei unserm Verein stimmt überhaupt nichts mehr und man möchte in die unschuldige Bierbank beißen vor Wut über diese millionenschweren Facebook-Selfie-Lackaffen, die dort auf dem Rasen unser Trikot spazierentragen. Wobei: Spazieren würde ja noch Bewegung beinhalten.

Drumherum war auch alles Eins A prima. Meine Ex-Freundin mit am Tisch, die gefühlt 721 mal fröhlichst von sich gab, wie gut es ihr mit dem neuen und so viel jüngeren Freund geht. Supi. Mein Gegenüber, Kollegin M., beschloss acht Minuten nach Anpfiff nicht mehr zu sprechen, also wirklich überhaupt nicht mehr, selbst auf Nachfrage nicht, und mein Nebenmann U. ist nicht zu verstehen, ihr wisst: keine Zähne. Drei Biere und einen Wodka später hatte ich sein sprachliches Niveau erreicht und konnte den Rest des Spieles vor mich hin dösen. Danke für nichts.

Und sonst? Diesmal … nix. Mir ist die Lust vergangen. Oder um es mit Dettmar Cramer zu sagen: „Es hängt alles irgendwo zusammen. Sie können sich am Hintern ein Haar ausreißen, dann tränt das Auge.“ Eben.

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"Dortmund 06", UZ vom 6. April 2018



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