Helios-Beschäftigte beantworten Tarifangebot mit Warnstreiks

Dividende oder Lohn?

Peter Weyland

Bei Helios finden zurzeit Tarifverhandlungen statt. Die Tariflandschaft beim größten privaten deutschen Klinikkonzerns gleicht einem Flickenteppich. Neben dem Helios-Tarifvertrag existieren mindestens 23 weitere Tarifverträge für einzelne Kliniken oder Servicegesellschaften. In Letztere sind in den vergangenen Jahren sogenannte patientenferne Bereiche (Verwaltung, Reinigung, Versorgung) ausgegliedert worden. Es gibt zudem regionale Unterschiede, inklusive der Gehaltsgefälle zwischen West und Ost, die bis zu 20 Prozent betragen können. Zusätzlich wird in den Kliniken zwischen ärztlichen und nicht-ärztlichen Beschäftigten unterschieden.

Der Marburger Bund (MB) hat bereits im März einen Tarifabschluss für Ärzte mit dem Konzern ausgehandelt. Dieser blieb ein gutes Stück hinter den Forderungen zurück. Bei einer Laufzeit von 28 Monaten sind Lohnsteigerungen von aufgerechnet 8 Prozent – genauer gerechnet sind es maximal 6 Prozent – sowie leichte Anhebungen der Bereitschaftsdienstentgelte und Wochenendregelungen vereinbart worden.

ver.di verhandelt seit Ende 2024 nicht nur den Konzerntarif, sondern auch an diversen Häusern lokale Tarife. Dabei legte die Geschäftsführung erst in der dritten Verhandlungsrunde ein Angebot vor, allerdings ein völlig unzureichendes.

Die Forderungen der Gewerkschaft sind an denen der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst orientiert: Zwischen 8 und 12 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro pro Monat, 150 bis 200 Euro für Azubis. Dazu ein echtes 13. Monatsgehalt, Verbesserungen bei Arbeit zu ungünstigen Zeiten und drei zusätzliche Urlaubstage nur für ver.di-Mitglieder. Insbesondere die letzte Forderung stieß bei den Helios-Granden auf Ablehnung.

Der Mutterkonzern Fresenius denkt vor allem an die Dividende. Die betrug zuletzt einen Euro pro Aktie – das sind in Summe 580 Millionen Euro. Die müssen jetzt wieder reinkommen. Entsprechend sieht das Angebot der Kapitalseite aus: Die geforderte Laufzeit von zwölf Monaten wurde abgelehnt. Stattdessen will Helios 28 Monate mit vier Nullmonaten und einer Lohnsteigerung von 6 Prozent (real 4 Prozent).

Die Ablehnung der Beschäftigten zeigt sich in einer relativ hohen Beteiligung an den Warnstreiks der letzten Monate. Überall in der Republik sind Belegschaften tageweise in den Ausstand gegangen.

Ob es bei Ablehnung der inakzeptablen Angebote der Geschäftsführungen zu unbefristeten Erzwingungsstreiks kommen wird, ist allerdings noch nicht ausgemacht. Die Bereitschaft, sich zu organisieren, ist bei vielen Kolleginnen und Kollegen noch zu wenig ausgeprägt. Vor diesem Hintergrund erschließt sich auch die Forderung nach Vorteilen nur für Gewerkschaftsmitglieder, die dabei helfen soll, den Organisationsgrad zu erhöhen.

Mit Blick auf die Tarifrunde im Öffentlichen Dienst steht zu befürchten, dass das Ergebnis bei Helios auf einen ähnlich faulen Kompromiss hinausläuft.

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"Dividende oder Lohn?", UZ vom 11. April 2025



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