Für viele unbekannt: Bitcoins stürzen ab

Digitales Klimpergeld

Von Christoph Hentschel

Der Kurswert der bekanntesten Währung, die es nur im Internet gibt, der sogenannten Bitcoins ist innerhalb von wenigen Stunden von 7 300 US-Dollar auf 6 700 pro Bitcoin abgestürzt. Das veranlasste die deutsche Finanzaufsicht Bafin dazu, eine offizielle Warnung vor Bitcoins auszusprechen.

Man kann sich Bitcoins als eine Art weltweite „Regionalwährung“ im Internet vorstellen, denn bei ihnen handelt es sich um ein digitales Zahlungsmittel, das auch als Kryptowährung bezeichnet wird. Bitcoins werden nicht gedruckt oder entstehen „plötzlich“, sondern werden berechnet. Dieser Berechnungsvorgang wird als „Mining“ (dt.: schürfen) bezeichnet. Dabei werden nach einem von Satoshi Nakamoto 2008 entwickelten Algorithmus unter großem Aufwand an Rechenleistung in einem eigenen Netzwerk (Blockchain) die Bitcoins berechnet. Also leider nichts, um mit seinem heimischen PC sein Weihnachtsgeld aufzubessern.

Bitcoins können über Onlinebörsen erworben werden. Die Transaktionen mit den errechneten Bitcoins werden über sogenannte „Wallets“ (dt.: Brieftasche), einer speziellen Software, ausgeführt. Dabei wird ein asymmetrisches kryptographisches Verfahren verwendet, das Sicherheit vor Fälschungen und Diebstahl bieten soll.

Bitcoins haben den Vorteil, dass sie eine Art Weltwährung darstellen und die Anwender ohne Zeitverlust und zusätzliche Kosten Transaktionen durchführen können. Durch die Netzwerkstruktur, die dezentral aufgebaut ist, entziehen sich die Bitcoins staatlicher Kontrollen, aber auch Regulierungen und geldpolitischen Entscheidungen einzelner Staaten. So sind Bitcoins besonders für Privatmenschen aus Ländern mit schwachen Währungen und instabilen politischen Systemen interessant, um über das Internet Waren und Dienstleistungen von Anbietern zu beziehen, die Bitcoins als Bezahlmöglichkeit anbieten.

Bis Ende 2011 belief sich der Wechselkurs für einen Bitcoin unter 10 US-Dollar. Anfang 2016 konnte man einen Bitcoin für 450 US-Dollar erwerben. Am 3. Januar 2017 knackte der Bitcoin-Kurs die 1 000 US-Dollar-Marke und stieg nicht mal in einem Jahr auf 7 300 US-Dollar. Die Menge von Bitcoins ist durch das aufwendige Rechenverfahren beschränkt und so ist die Kryptowährung auf Deflation, d. h. bei entsprechender Nachfrage steigt der Wert pro Einheit, ausgelegt. Durch die Verwendung leistungsstärkerer Rechner (Quantencomputer) könnte dies aber in naher Zukunft in eine Inflation umschlagen. Da im Unterschied zu „analogen“ Währungen eine staatliche Instanz fehlt, die für den Wert der Währung garantiert, hängt der Wert der Bitcoins komplett von der Nachfrage ab. So schwankt der Kurswert und es gibt immer wieder markante Einbrüche.

Ende Oktober 2017 waren 16,6 Millionen Bitcoins im Umlauf mit einem Wert von ca. 120 Milliarden US-Doller. Der Handel mit Bitcoins wird von der Bafin als ein privates Veräußerungsgeschäft eingestuft und unterliegt damit der Einkommenssteuer. Durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) werden Bitcoins als Währung eingestuft und sind somit von der Mehrwertsteuer befreit.

Auf Grund der starken Kursschwankungen, der fehlenden staatlichen Garantien und der Gefahr, durch Hackerangriffe und technischen Problemen sein Guthaben zu verlieren, rät die Bafin von der Verwendung von Bitcoins ab.

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"Digitales Klimpergeld", UZ vom 17. November 2017



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