Bei Ian Rankin ist Edinburgh „ein kalter Ort zum Sterben“

Die Zeiten ändern sich

Von Bee

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Ian Rankin

Ein kalter Ort zum Sterben

Übersetzt von Conny Lösch

Goldmann Verlag

Geb., 474 S., 20,- Euro

Caledonian Hotel, Edinburgh. John Rebus sitzt mit seiner derzeitigen Lebensgefährtin Deborah Quant, Pathologin und ehemalige Kollegin, beim Abendessen. 30 Jahre lang war er im Polizeidienst, seit kurzem abgeschoben in den Ruhestand hadert er mit der Langeweile und seiner angeschlagenen Gesundheit. Das Caledonian war vor fast 40 Jahren Schauplatz eines Verbrechens. In Zimmer 316 wurde die ebenso schöne wie lebenslustige Bankiersfrau Maria Turquard ermordet aufgefunden. Das Delikt wurde nie aufgeklärt, Rebus nur am Rande damit beschäftigt, will die Tat jetzt aufklären.

Hilfe bekommt er von seiner langjährige Partnerin und Vertrauten Siobhan Clarke. Die ist mit einer schweren Körperverletzung beschäftigt. Das Opfer Darryl Christie, aufstrebende Unterweltgröße, wurde vor seinem eigenen Haus überfallen, hat aber nichts gesehen. Die Spekulationen laufen auf Hochtouren und landen immer wieder bei Big Ger Cafferty, Ex-Unterweltboss, Ex-Mentor von Darryl, Erzfeind von Rebus. Die beiden kennen sich seit Kindesbeinen. Rebus ist Cafferty zeit seines Polizistendaseins auf den Fersen, bisher vergeblich. Man respektiert sich, hält Kontakt. Auch der dritte im Bunde des Ex-Dream-Teams der schottischen Polizei taucht auf: Malcom Fox, nicht ganz so langjähriger Partner, Konkurrent und gleichzeitig Freund von Rebus, soll Darryl der Geldwäsche überführen. Die drei beginnen ihre Arbeit. Zunächst getrennt, stellen sie schnell fest, dass es bei den beiden Verbrechen zumindest personelle Verbindungen gibt. Sir Magnus Brough, Inhaber eines Bankimperiums, skrupellos, habgierig, tatkräftig, war mit den Turquads befreundet. Sein Neffe Anthony eifert ihm nach, gründetet eine Investment- und eine Consultingfirma und macht Geschäfte mit Darryl Christie.

Ian Rankin lässt seinen Ermittler John Rebus nach genau 30 Jahren seinen 21. Fall lösen. Älter ist er geworden, aber immer noch starrsinnig, wenn es um seine Intuition, unkonventionell bis ruppig, wenn es um seine Techniken geht. Der Plot ist verwickelt, das Personal umfangreich, dazu schnelle Schnitte und Dialoge in einem so schnodderigen Ton, dass sie amerikanischen „hardboiled Noirs“ alle Ehre machen würden. Alles in allem ein hochspannender, tempo- und wendungsreicher Krimi.

Bis alle Fäden zusammengefügt sind brauchen die drei einen langen Atem und viel Geduld, die aufzubringen allen schwerfällt. Sie sind aufeinander angewiesen, auch wenn Rebus oft sein eigenes Ding macht. Die Puzzleteile werden eins nach dem anderen zusammengefügt, es gibt weitere Tote, einen Verschwundenen, einen Entführten. Irgendwann erklärt John Rebus, „dass eine bestimmte Sorte Mensch mit allem davonkommt, selbst mit Mord. Dafür müssen sie hart, skrupellos und käuflich sein, also alle Eigenschaften aufweisen, die man für ein erfolgreiches Unternehmen braucht.“

„Ein kalter Ort zum Sterben“ ist auch ein Roman über Veränderungen. Ein alternder Polizist kann nicht loslassen, macht einfach weiter. Ein alternder Gangster plant sein Comeback, lässt die Puppen nochmal tanzen. Die alte Unterwelt wird abgelöst von der gesellschaftlichen Elite, Gangstern mit Schlips und Kragen. Überschneidungen nicht ausgeschlossen. Und Brecht hat recht.

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"Die Zeiten ändern sich", UZ vom 9. Juni 2017



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