Erste Warnstreiks nach Ende der Friedenspflicht in der Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Die Welle rollt

Pünktlich zum Ende der Friedenspflicht hat die IG Metall heute um 0.01 Uhr bundesweite Warnstreiks in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie gestartet. Natürlich vorneweg: die Beschäftigten von VW Osnabrück, auch als Antwort auf die Entlassungspläne des VW-Vorstands. In weiteren rund 25 Betrieben ging es kurz nach Mitternacht los, wie immer in den Warnstreiks der Nachtschichten mit Fackeln und Feuern. Insgesamt haben Tausende Kolleginnen und Kollegen in über 100 Betrieben die Arbeit niedergelegt.

In Stuttgart machte Porsche in Zuffenhausen den Streikauftakt. Nachts um 2 Uhr versammelten sich dort rund 500 Beschäftigte der Nachtschicht zum ersten Warnstreik dieser Tarifrunde. Um 9.30 Uhr zogen über 4.000 Porsche-Kollegen aus Zuffenhausen, Weissach, Sachsenheim und Asperg, Arbeiter und Angestellte, mit einem kämpferischen, lautstarken Demozug durch das Industriegebiet in Zuffenhausen. Ihre Lieblingsparolen: „7 Prozent“ und „Solidarität gewinnt“. Auf der Kundgebung heftiges Pfeifen gegen das unverschämte Angebot der Metallkapitalisten. Und kräftigen Beifall für den Betriebsratsvorsitzenden Harald Buck für seine Aussagen: „Lohnzurückhaltung schafft keine Arbeitsplätze. Unsere schwierige Lage hat ganz andere Ursachen als hohe Löhne. Wir sind nicht die Ursache. Wir haben uns unseren Anteil verdient und kämpfen für 7 Prozent.“

Liane Papaioannou, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Stuttgart, bekräftigte auf der Kundgebung die Forderung der IG Metall nach 7 Prozent mehr Lohn: „Auch wenn sich die Inflation gerade beruhigt, so bleiben die Preise für Lebensmittel nach wie vor hoch. Das ist für die unteren Entgeltgruppen besonders hart. Die IG Metall will deshalb in den Verhandlungen eine soziale Komponente durchsetzen.“ Zum Angebot der Kapitalseite aus der zweiten Verhandlungsrunde von 1,7 Prozent ab Juli 2025 und 1,9 Prozent ab Juli 2026 meinte sie: „Mit diesen mageren Erhöhungen soll die Verantwortung für die Krise allein auf unseren Schultern abgeladen werden. Aber Kolleginnen und Kollegen, das werden wir nicht hinnehmen! Nicht heute und nicht in Zukunft! Die Arbeitgeber mögen denken, sie könnten uns mit einem knappen Angebot abspeisen, aber sie unterschätzen uns. Sie unterschätzen, dass wir bereit sind, für unsere Rechte einzustehen. Wir sind bereit, für eine faire Lohnerhöhung zu kämpfen – und wir lassen uns nicht mit Almosen abspeisen.“

Gemeinsam wurde noch ein Zeichen der Solidarität mit den VW-Belegschaften gesetzt: Die rotweißen Schals mit der Aufschrift „Solidarität gewinnt“ wurden von allen hochgehalten, und Tausende riefen gemeinsam: „Solidarität gewinnt!“

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(Foto: Christa Hourani)

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"Die Welle rollt", UZ vom 1. November 2024



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