UZ: Wie bist du zur Kommunistischen Partei gekommen?
Tilly Hendricks: 1948 waren wir frisch verheiratet. Mein Mann Willi hatte mich zwar schon zu Versammlungen der Partei mitgenommen, aber besonders interessiert hat mich das nicht. Einige Jahre später lernte ich dann bei einem Besuch die DDR kennen. Das hat mich dann schon beeindruckt, und nach meiner Rückkehr habe ich die Versammlungen dann anders wahrgenommen. Nach einer Veranstaltung im Jahr 1952, die ich besucht habe, sind die referierenden Genossen wie Oskar Neumann von der Polizei verhaftet worden. Am nächsten Tag bin ich der KPD beigetreten.
UZ: Und wie ging es dann weiter?
Tilly Hendricks: Meine Gruppe wählte mich kurz nach meinem Parteieintritt zur Kassiererin. Auch nach dem Verbot der Partei habe ich in Duisburg einen Teil von Mitgliedern abkassiert, war dazu im gesamten Stadtgebiet mit dem Fahrrad unterwegs.
Nach der Gründung der DKP 1969 kam ich in den Gruppenvorstand und bekam wiederum die Kassierung übertragen. Zudem war ich aktiv im Frauenarbeitskreis der DKP Duisburg tätig und beteiligte mich in verschiedenen Initiativen.
1989 dann übernahm ich die Kreiskasse. Es war eine harte Zeit. Mit großer Energie und Hartnäckigkeit haben wir dafür gesorgt, dass die politische Handlungsfähigkeit unserer Kreisorganisation finanziell abgesichert werden konnte.
Von 1952 an bis heute habe ich meine Funktion ohne Unterbrechung ausgeübt.
UZ: Mit welchem Gefühl?
Tilly Hendricks: Bis jetzt hat mir die Kassierung immer nur Freude gemacht.
UZ: Hast du nun Angst vor der zusätzlichen Arbeit? Immerhin haben ja auf dem Festival der Jugend fünf junge DuisburgerInnen ihren Antrag auf Mitgliedschaft in die DKP gestellt!
Tilly Hendricks: Im Gegenteil: Es freut mich natürlich ungemein, dass unsere Kreisorganisation eine solche Stärkung erfahren hat. Nach der positiven Entwicklung der Kreisorganisation im letzten Jahr macht das Mut.
UZ: Welche Ansprüche stellst du an dich und die Arbeit der Kassierer der DKP?
Tilly Hendricks: Ich wollte als Kassiererin keinesfalls nur das Geld verwalten, sondern auch die Politik der Partei mit erarbeiten und umsetzen. Und so habe ich es bislang gehalten.
Wir wissen, dass die Einbeziehung unserer Mitglieder in die politische Arbeit wesentlich von einer engen persönlichen Verbindung zu ihnen abhängt.
Die Verbesserung der kassenpolitischen Erfassung der Mitglieder und die Steigerung des Spendenaufkommens sind für die Entwicklung unserer politischen Arbeit von großer Bedeutung. Nicht weniger von Belang ist die Beitragswahrheit, hier gibt es sicherlich überall Nachholbedarf. Aber auch die regelmäßige Kassierung unserer Mitglieder, wie auch die regelmäßige Beitrags- und Spendenabrechnung an die Bezirkskasse.
Eine regelmäßige und möglichst hundertprozentige Abrechnung zeigt in etwa das vorhandene Kräfteverhältnis, was für die Umsetzung der Politik unserer Partei nicht unterschätzt werden darf.
Wichtig ist auch die fristgemäße Abgabe der Kassenunterlagen an die zentrale Buchhaltung des Parteivorstands, damit wir gegenüber der Wirtschaftsprüfung nicht in Verzug geraten.
Den Kreis- und Gruppenkassierern fällt vor allem die Aufgabe zu, ihren Mitgliedern nicht nur Beitrags- und Spendenmarken zu verkaufen, sondern sie auch möglichst umfassend über die Beschlüsse der Vorstände zu informieren. Wo das erfolgt, finden sich die Mitglieder eher bereit, am Parteileben und an der Parteiarbeit teilzunehmen. Das ist der Idealfall. Wo das aber nicht vorkommt, gibt es nicht nur mangelnde Bereitschaft zur Mitarbeit, es gibt auch magere Kassen, um die Parteiarbeit finanzieren zu können. Allerdings müssen wir gerade angesichts der Überalterung in vielen Kreisen berücksichtigen, dass längst nicht alle Mitglieder mehr dazu in der Lage sind. Viele von ihnen helfen mit Spendenbeträgen und tragen auf diese Weise zu einer Verbesserung unserer Öffentlichkeitsarbeit bei.
Außerdem halten wir es für sinnvoll, so genannte überschüssige Gelder aus der Parteikasse als Spende an die übergeordneten Vorstände abzuführen. Wir praktizieren das seit eh und je. Gerade Bezirks- und Parteivorstand sind auf finanzielle Zuwendungen angewiesen, wenn sie bedeutende Pläne verwirklichen wollen, die der Organisation insgesamt zugute kommen.
UZ: Wir diskutieren aktuell in der DKP die Möglichkeiten für die Durchführung eines UZ-Pressefestes im Jahr 2016. Wie stehst du dazu?
Tilly Hendricks: Wir sollten es auf jeden Fall machen. Wir haben es in den vergangenen Jahren auch immer hinbekommen. Mich hat immer beeindruckt, welche Spenden wir auch außerhalb der Partei dafür bekommen haben. Das klappt schon. Neben anderen Voraussetzungen ist eine der wichtigsten sicherlich die Finanzierung. In unserem Kreis wollen wir alles daran setzen, dass unser UZ-Pressefest stattfinden kann.
UZ: Welchen Rat würdest du den KassierInnen der DKP mitgeben?
Tilly Hendricks: Immer den Kontakt zu den Genossinnen und Genossen halten und pünktlich abrechnen!