Die Landwirte in den Ländern der Europäischen Union leiden unter dem Importverbot für Lebensmittel, das Russland als Reaktion auf die unsinnigen Sanktionen der EU und der USA verhängt hat. Während manche Industrieunternehmen die Folgen der Sanktionen in irgendeiner Form ausgleichen können – wobei eine Reihe von Unternehmen immer lauter über den Verlust des russischen Absatzmarktes und die Unterbrechung der Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern klagen – bleiben die Produzenten von Obst und Gemüse, von Milch und Fleisch auf ihren Produkten sitzen und müssen froh sein, wenn sie sie unter Preis noch irgendwie loswerden können. Auf dem russischen Markt sind die Folgen nur wenig zu spüren, die anfänglichen Lücken im Angebot konnten durch heimische Produkte oder durch Importe aus Ländern ausgeglichen werden, die nicht dem Diktat aus Brüssel und Washington unterliegen.
Dieser Teil der Bestrafung Russlands für sein unbotmäßiges Verhalten ist also ziemlich wirkungslos verpufft. Leidtragende sind eher die Bauern in den EU-Staaten mit einem starken Anteil an Agrarexporten. Es ist also richtig, was der Publizist und frühere Direktor des Luxemburger Instituts für Europäische und Internationale Studien, Armand Clesse, am Wochenende auf dem „Wisefest“ der Luxemburgischen „Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek“, der Schwesterzeitung der UZ, sagte: „Die Bauern werden lediglich als Bauern auf dem Schachbrett behandelt.“ Clesse bezog sich auf ein Buch von Zbigniew Brzezinski „Das große Schachbrett – Amerikanische Vorherrschaft und ihre geostrategischen Imperative“. Unter diesem Titel hat er das Konzept der aggressiven Außenpolitik der USA entwickelt, das bis heute weiter ausgebaut wird. Darin ist unter anderem die Rede von der Notwendigkeit der Umklammerung Russlands und Chinas durch militärische Stützpunkte der USA und der NATO, mit dem letztendlichen Ziel, in Moskau und in Peking einen „Regimewechsel“ herbeizuführen.
Und genau darum geht es. Der Sieg der Konterrevolution in der Sowjetunion und in den damaligen sozialistischen Ländern, die brachiale Rückkehr zu kapitalistischen Verhältnissen, der massive Diebstahl und das Verramschen von Produktionsmitteln, die bis dahin dem Volke gehörten, der radikale Abbau von Produktionsstätten, die den westlichen Unternehmen im Wege standen, und nicht zuletzt die politische und militärische Unterwerfung der Staaten des Warschauer Vertrages gehen den Strategen in Washington und Brüssel noch nicht weit genug. Es liegt ihnen schwer auf dem Magen, dass die Moskauer Führung nicht nach ihrer Pfeife tanzt, sondern eigenen Interessen folgt, wenn sie auch noch so sehr den Gesetzen der kapitalistischen Produktion unterliegen.
Deshalb die Erweiterung des Territoriums der EU und der NATO, deshalb der Vormarsch von NATO-Truppen bis unmittelbar an die Grenzen Russlands, deshalb der teure Putsch in der Ukraine, wo man NATO-Einheiten in einer Entfernung von 130 Kilometern vor Moskau aufmarschieren lassen kann.
Und selbst das genügt ihnen nicht. Sie wollen noch weiter aufrüsten, neue Waffen und Waffensysteme entwickeln und nahe an Russlands Grenzen stationieren. Nicht wenige westliche Strategen hegen dabei auch den Wunsch, Russland totzurüsten, also dazu zu bringen, immer mehr Mittel für militärische Zwecke auszugeben, auf Kosten der Lebensbedingungen der Menschen. Aber genau das passiert heute im Westen. Somit sind nicht nur die Landwirte die wahren Bauernopfer.