MEK ist eine bewaffnete iranische oppositionelle Organisation („Volksmudschahedin“). Sie stand lange auf der Liste ausländischer Terrororganisationen des US-Außenministeriums und erst die damalige Außenministerin Clinton strich sie von dieser Liste.
Kurz bevor John Bolton Sicherheitsberater von Präsident Trump wurde, sprach er auf einer Jahresversammlung der MEK. „Die einzige Lösung“, meinte Bolton, „ist der Regime-Change“. Und er fuhr fort: „Noch vor 2019 werden wir in Teheran feiern.“
Noch kann Bolton nicht in Teheran feiern – aber er und seine Verbündeten in den USA und im Nahen Osten arbeiten daran. Ein merkwürdiger Angriff auf Öltanker im Mai, ein weiterer im Juni und jetzt sogar der Abschuss einer „Global Hawk“-Spionagedrohne (Kosten: 125 Millionen Dollar) – der Regime-Change muss doch endlich in Gang kommen
Vielleicht hatte jemand nachgeholfen. Es besteht kaum ein Zweifel, dass die Spionagedrohne über iranischem Hoheitsgebiet abgeschossen wurde. Hat sie sich verflogen – oder war es eine bewusste Provokation, in der Hoffnung, sie würde abgeschossen?
Nach allen Beschreibungen waren es denkwürdige Momente im Weißen Haus. Alle Berater, Minister und Militärs hatten nur ein Mantra: „Bomb, bomb, bomb Iran“. Und dann die Antiklimax, die plötzliche Entscheidung: Abbruch. 15 Jahre oder mehr hatten Bolton und seine Verbündeten auf diesen Moment gewartet. Und dann statt des Jubels eine tiefe Frustration.
Es wurde hoch gepokert am Golf und am Ende waren es die USA, die zurückzogen. Die vielfältigen militärischen Möglichkeiten und die klare Ansage des Iran „Wir schießen zurück“ ließen die US-Regierung zaudern. Wir mussten nicht erfahren, ob der ehemalige schottische Unterhausabgeordnete George Galloway Recht hatte, als er warnte, ein Angriff auf den Iran würde die Tore der Hölle öffnen.
Im Wunsch nach Regime-Change in Teheran sind sich die Politiker der beiden großen US-Parteien einig. Schon Hillary Clinton drohte mit der Verwüstung des Iran (wenn er Israel angreifen würde). Trump arbeitet mit seinen Wirtschaftssanktionen daran.
Wenn aber die Sanktionen den Iran nicht zerstören werden, weil die Unterstützung für das Land durch China und Russland (und andere Länder) zu groß ist – kommt dann die Stunde von Bolton?
Die radikalsten Verfechter der Politik des „Amerika über alles“ werden einen weiteren Vorwand für einen Angriff auf den Iran finden. Die Tore der Hölle sind noch nicht verriegelt.