Endspurt in Brandenburg: DKP kämpft um die Absicherung ihrer Landesliste

Die Menschen haben Angst vor Krieg

Mit vier Direktkandidaten und einer Landesliste möchte die DKP Brandenburg zur Landtagswahl am 22. September antreten. Damit das klappt, müssen die Genossen 100 Unterstützerunterschriften je Direktkandidat und 2.000 für die Landesliste einreichen – halb so viele, wie die DKP in ganz Deutschland für ihren Antritt zur EU-Wahl vorlegen musste. Ein ambitioniertes Ziel für den kleinen Landesverband. UZ sprach mit Marion Baur, die als Direktkandidatin antritt und für Platz 2 der Landesliste nominiert wurde.

UZ: Bis zum 5. August müsst ihr je Direktkandidaten 100 Unterstützerunterschriften einreichen und 2.000 für die Landesliste. Ist das zu schaffen?

Marion Baur: Wir glauben, wir schaffen es. Aber die Ämter machen uns im Moment sehr große Schwierigkeiten. Sie zögern die Beglaubigung der Unterschriften hinaus. Wir bekommen Hilfe von Sympathisanten, die mit auf die Straße gehen. Wir führen im Schnitt zehn Gespräche für eine Unterschrift. Das heißt, wir werden am Ende mit 25.000 Bürgern in Brandenburg gesprochen haben, die wissen, dass es die DKP noch gibt, und die wissen, was die DKP fordert. Wir haben UZ verteilt und verkauft und den „Roten Brandenburger“ unter das Volk gebracht.

Viele Menschen im Osten sind erstaunt zu erfahren, dass die DKP noch existiert. „Euch haben sie doch verboten“, hören wir oft. Dann erzähle ich vom KPD-Verbot 1956 und der DKP-Gründung 1968.

UZ: Wie seid ihr an die Mammutaufgabe rangegangen?

Marion Baur: Wir haben so viele Menschen wie möglich zusammengetrommelt, die in der Lage sind, Unterschriften zu sammeln. Wir haben ein gutes Team zusammengestellt. In Lauchhammer haben wir bereits Mitte April angefangen zu sammeln. Anderswo leider erst später. Wir müssen nach wie vor sammeln.

UZ: Ihr habt solidarische Hilfe von außen bekommen.

Marion Baur: Eine Genossin aus Münster ist zwei Wochen lang wirklich jeden Tag mitgegangen, hat jeden Tag Menschen angesprochen. Sie ist sehr gut im Sammeln von Unterschriften und hat viel Erfahrung darin mitgebracht. Diese Erfahrung fehlt manchen Leuten hier im Osten. Hier in Lauchhammer haben uns Leute sehr regelmäßig unterstützt, die nicht in der DKP organisiert sind. Ein Genosse ist seit dreieinhalb Monaten dreimal pro Woche am Infostand – mit seiner Frau, die im Rollstuhl sitzt. So etwas erlebt man nur im Wahlkampf.

UZ: Wie reagieren Passanten auf euch, wenn ihr euch auf einen Marktplatz etwa in Brandenburg an der Havel stellt?

Marion Baur: Da gibt es drei verschiedene Typen. Die größte Gruppe besteht aus Menschen, die sagen, ich will mit Politik gar nichts mehr zu tun haben. Dann gibt es diejenigen, die sagen, ich unterschreibe, die DKP soll kandidieren. Schließlich diejenigen, die abwinken und sagen, mit der DKP haben wir nichts am Hut, dafür würde ich nie unterschreiben. Und es gibt noch eine kleine Minderheit an Bürgern, die der Meinung sind, alle Linken sollten zusammengehen, und fragen, warum wir nicht zur Wahl der Linkspartei aufrufen.

Man erlebt durchaus kuriose Geschichten. Ein Passant sagte mir: Kommunisten hatten wir 40 Jahre lang, was sollen wir mit denen? Ich habe ihm geantwortet: Und was habt ihr jetzt? Nur noch Scheiße, meinte er. Tja, dagegen treten wir an, habe ich ihm entgegnet. Er hat unterschrieben.

UZ: Welches Thema brennt den Brandenburgern am meisten auf den Nägeln?

Marion Baur: Die Friedensfrage. Hier sieht man oft Züge mit Waffen und Munition gen Osten fahren. Die Menschen haben wirklich Angst vor dem Krieg.

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"Die Menschen haben Angst vor Krieg", UZ vom 2. August 2024



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