Wer am vergangenen Wochenende die Social-Media-Aktivitäten der Linkspartei verfolgt hat, musste vielleicht an das kleine Gedicht „Ich sprach“ von Robert Gernhardt denken, in dem es heißt: „Ich sprach nachts: Es werde Licht! Aber heller wurd’ es nicht.“
„Beistand von oben“ wünschten sich Martin Schirdewan und Janine Wissler zum Jahrestauftakt. Ihre Gebete wurden erhört, vielleicht nicht von ganz oben, aber fast. Marco Wanderwitz (CDU), der ehemalige Ostbeauftragte der Bundesregierung, gab im „Tagesspiegel“ seinen Segen. „Die Linke“ habe sich „entradikalisiert“, verkündete er und nutzte diesen feierlichen Moment, um eine mögliche Zusammenarbeit zwischen CDU und Linkspartei ins Spiel zu bringen. Wenn es soweit ist, spielt Tobias Bank keine Rolle mehr. Er trat in der vergangenen Woche als Bundesgeschäftsführer zurück und begründete dies mit dem derzeitigen Kurs der Partei. Er wolle „nicht weiter Feigenblatt eines vermeintlichen innerparteilichen Meinungspluralismus sein“. Ob Schirdewan und Wissler auch dafür gebetet haben? Man weiß es nicht genau. Das Gedicht von Gernhardt endet übrigens so: „Da ward auch dem Dümmsten klar, dass ich nicht der Heiland war.“