Unterschiedliche Sichten auf das Werk und das Wirken von Bert Brecht bietet das Bühnenprogramm in der Eislaufhalle auf dem UZ-Pressefest. Es steht – wenige Wochen vor dem 60. Todestag Brechts unter dem Motto „Die Kunst, die Wahrheit handhabbar zu machen …“
Den Aufschlag machen am Samstag, 2. Juli, um 13.00 Uhr Gina Pietsch und Christine Reumschüssel mit dem Programm „Brecht – Um uns selber müssen wir uns selber kümmern“. Es geht um Brecht und die DDR, das Land, in dem er die letzten neun Jahre seines Leben arbeitete.
Der Titel ist eine Brechtsche Binsenweisheit aus seinem „Aufbaulied der FDJ“ von 1948 und doch Stein des Anstoßes und Beginn einer Reihe von Querelen, besonders mit dem damaligen Berliner FDJ-Sekretär Erich Honecker, der Brecht in besonderer Weise Steine in den Weg legte bei dessen „Mühen der Ebene“.
Diese reichen bis in die Buckower Jahre, in der die Natur nötiger wird zur Regenerierung der eigenen. Es sind schwierige Zeiten um den 17. Juni 1953 herum, die Anlässe genug zu Elegien geben. „Buckower Elegien“ eben, in der DDR missdeutet, im Westen kaum verstanden.
Drei Jahre schreibt er da noch, lehrt, inszeniert, organisiert, mischt sich ein in Politik, macht Vorschläge, die hin und wieder angenommen werden, schafft ein neues Theater, das eine neue Gesellschaft befördern helfen soll und das Weltgeltung erzielt.
Im Mai 56 lassen die Kräfte nach. Die Macherinnen singen und erzählen davon in Pietschs 19. Brecht-Abend.
Ab 15.00 Uhr folgt ein Stündchen mit Katja Krüger und Erich Schaffner, am Klavier Georg Klemp: „Vom bösen B. B.“ Brecht, ist das nicht der mit den Frauen? Ein schlimmer Finger! Kommunist, der angeblich nie Marx gelesen, aber das Manifest in Verse gesetzt und vor dem amerikanischen Ausschuss frech gelogen (!) hat. Ein DDR-Propagandist, Dieb von Ideen, der die Frauen seine drögen Stücke schreiben ließ, die meistgespielt und in der BRD boykottiert wurden. Ein gewiefter Geschäftemacher, der gern schnelle Autos fuhr …
Danach folgt um 16.30 Uhr eine Diskussionsrunde, deren Teilnehmer unter dem Motto „Bert Brecht – Zeitgenosse“ der Frage nachspüren, was uns der Dramtiker und Lyriker heute noch zu sagen hat.
Der Hans-Beimler-Chor, wurde 1972 im Rahmen des Jugendverbands der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins gegründet. Über das Liedgut der Arbeiterbewegung hinaus hat er sich ein vielseitiges Repertoire erworben. Er entert um 19.00 Uhr die Bühne in der Eislaufhalle und bringt unter anderem das „Lied von der belebenden Wirkung des Geldes“ und die „Resolution der Kommunarden“ zu Gehör.
Das „Kleine Welttheater Chemnitz“ kommt um 20.15 mit „Nur nicht weich werd’n“. Wenn sich die Schauspielerin Renate Hundertmark, die Sängerin Sabine Kühnrich und der Kabarettist und Komponist Ludwig Streng zu ihrem Brecht-Abend auf der Bühne treffen, dann zeigen sie, dass Brecht viel Spaß machen kann. Man sollte gefasst sein auf ein politisch brisantes Program, mit weniger bekannten Texten, Liedern und Collagen, zwischen Satire, Sarkasmus und Betroffenheit, mit Musik von Hanns Eisler, Kurt Weill, Bertolt Brecht und einer ganzen Reihe Kompositionen von Ludwig Streng. Man darf verblüfft sein über die Aktualität Brechtscher Texte und sich amüsieren über deren feinsinnigen Spott.
Am Sonntag, 3. Juli um 15.00 Uhr rundet eine Aufführung des Wuppertaler Ensembles „Projektgruppe Ernst Toller“ die Brecht-Reihe ab: In Form einer szenischen Lesung interpretieren sie das Stück „Die Gewehre der Frau Carrar“ von Bert Brecht und Margarete Steffin – mit Gedichten von Pablo Neruda und Erich Arendt und Liedern aus der Sammlung „Canciones de las Brigadas Internacionales.
Das Motto „Die Kunst, die Wahrheit handhabbar zu machen, stammt übrigens aus Brechts „Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit“ von 1934. Es ist nicht ganz vollständig, die beiden folgenden Wörter lauten: „… zum Kämpfen“.