Ende November gehen im baden-württembergischen Pfullendorf beim Küchenbauer Alno die Lichter endgültig aus. Im Juli 2017 hatte der Küchenhersteller den Insolvenzantrag gestellt. Damit begann der letzte Akt einer einst als Erfolgsstory gestarteten Tragödie.
Seit dem Börsengang im Jahr 1995 schrieb die Aktiengesellschaft nahezu in jedem Jahr rote Zahlen und häufte einen riesigen Schuldenberg an. „Alno scheint Kehrtwende gelungen“, „Erholung beim Küchenbauer“ und „Alno arbeitet sich aus der Krise“ sind Schlagzeilen aus den Jahren 2004, 2010 und 2014. Sie standen für Momente der Hoffnung beim seit den Wirtschaftswunderjahren als Hersteller hochpreisiger Kücheneinrichtungen bekannten Unternehmen.
Doch die Hoffnung der Kollegen währte jeweils nur kurz, obwohl die Beschäftigten immer wieder von den jeweiligen Firmenbossen und ihrem Betriebsrat samt zuständiger Gewerkschaft zum Teil hohe Einbußen bei Lohn, Arbeitszeit oder Sonderzahlungen in Kauf nahmen, um „ihr“ Unternehmen und damit ihre Arbeitsplätze zu retten. Sie handelten so, weil sie stolz auf ihre Arbeit waren, obwohl Alno in der Region schon lange nicht mehr die erste Adresse als Arbeitgeber war.
Im 90. Jahr seines Bestehens ist das Unternehmen Alno dennoch pleite. Für den zahlungsunfähigen Küchenbauer aus Pfullendorf fand sich trotz intensiver Suche kein „Investor“. Auf einer Betriebsversammlung in der vergangenen Woche verkündete der Insolvenzverwalter das Aus von Alno. In letzter Minute witterten zuvor noch einige Börsenspekulanten ihre Chance auf schnelle Gewinne mit den Ramschpapieren der Pfullendorfer Aktiengesellschaft. Das kursierende Gerücht von der Existenz eines im Hintergrund agierenden Last-Minute-Investors aus dem fernen China hatte den Kurs der Schrott-Aktie kurzfristig noch einmal befeuert.
Laut Insolvenzverwalter werden zum Ende des Monats die schon seit einigen Wochen von der Arbeit freigestellten, aber noch nicht gekündigten rund 400 Kolleginnen und Kollegen, samt den etwa noch 170 bis jetzt im Werk arbeitenden Beschäftigten, die betriebsbedingte Kündigung bekommen. Rund 60 Beschäftigte werden aber nicht gleich vom Hof gejagt, sie werden noch gebraucht, um bei der Abwicklung des Betriebes mitzuhelfen.
Insolvenzverwalter und Betriebsrat einigten sich im Vorfeld schon auf einen beschönigend „Interessenausgleich“ genannten „Sozialplan“. Viele der zum Teil schon seit Jahrzehnten Beschäftigten werden keinen neuen Job mehr finden. Sie werden nichts davon haben, wenn jetzt die verbliebenen Vermögenswerte inklusive des Markennamens Alno schnellstmöglich im Rahmen der Resteverwertung verscherbelt werden.