Zu „Selenski auf Waffentour“, UZ vom 19. Mai

Die Krim in Gefahr

Christian Hamann, per E-Mail

Gegen Ende der Sowjetära haben Staatsfunktionäre und Betriebsleiter die wirtschaftlich verheerende Reformpolitik Gorbatschows dafür genutzt, sich die bis dahin staatlichen Unternehmen anzueignen. Diese „Oligarchen“ haben in Russland und ebenso in der Ukraine teilweise erfolgreich versucht, auch politischen Einfluss auszuüben. Dagegen vorzugehen war eines der Wahlversprechen Selenskis – zwei andere waren eine friedliche Lösung für die Gebiete Lugansk und Donezk und eine effektive Korruptionsbekämpfung. Doch gingen schon vom Start weg zwei Versprechen in die Brüche, indem es der zwielichtige Oligarch Ihor Kolomojski, Haupteigentümer der PrivatBank und des Fernsehkanals 1+1, war, der dem Schauspieler Selenski erstens die Titelrolle in der TV-Serie „Diener des Volkes“ verschafft hatte – das perfekte Sprungbrett für dessen Wahl zum Präsidenten – und zweitens millionenschwere ausländische Vermögenswerte versteckt hielt. Was sein drittes Wahlversprechen angeht, steht dieser „Diener des Volkes“ mit seiner Diskriminierungspolitik gegenüber Russischsprachigen für den kleinlichen Nationalismus, der Europa Schritt für Schritt auf den Friedhof der Geschichte führt.

Der entscheidende Eskalationsschritt soll mit der angestrebten und von Großbritannien unterstützten militärischen Eroberung der Krim vollzogen werden – gegen das Selbstbestimmungsrecht der Halbinselbewohner, die sich 2014 eindeutig für Russland entschieden haben. Die westlichen Mainstream-Medien verschweigen dazu entscheidende Fakten:

  1. Die Krim hat 171 Jahre lang ununterbrochen zu Russland gehört, bevor sie 1954 aus Verwaltungsgründen auf die Ukrainische SSR übertragen wurde.
  2. Auf der Halbinsel hat es nie eine ukrainischsprachige Mehrheit gegeben.
  3. Der Loslösungswunsch der Bewohner ist durch die Streichung des Russischen als Amtssprache nach dem Regierungsumsturz in Kiew von 2014 ausgelöst worden.

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"Die Krim in Gefahr", UZ vom 26. Mai 2023



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