Zum COP26-Gipfel in Glasgow

Die Klima-Show

Man fragt sich, wozu ist ein Gipfel wie COP26 in Glasgow eigentlich gut? Betrachtet man die Kurve der weltweiten CO2-Emissionen aus Fossilenergie, so ist jedenfalls keine Änderung des Anstiegs des Klimagas-Ausstoßes zu erkennen. Im Prinzip seit Mitte des 19. Jahrhunderts, dann aber beschleunigt seit dem II. Weltkrieg, steigen die Werte steil an. In dürren Zahlen: 1996, vor Kyoto, 24,15 Gigatonnen CO2; 2019, vor der Krise, 36,7 Gigatonnen CO2. Eine Steigerung in 23 Jahren um 51 Prozent. Kurze Einbrüche gab es nur bei den großen Wirtschaftskrisen, den OPEC-Ölpreiserhöhungen und dem Zusammenbruch des Sozialismus. Die Weltklimakonferenzen selbst sind in Bezug auf das Klima komplett ­sinnfrei.

Aber es gibt ja nicht nur das Klima. Man kann seinen neuen Privat-Jet vorführen, gucken, wer die längste Eskorte zustande bringt. Biden brachte es auf immerhin 85 Autos. Einige Deals absprechen und in die Kameras grinsen. Ein wichtiger Part ist das beliebte Blame-Game, eine Art Schwarzer-Peter-Spiel, bei dem es darum geht, den größten Klimaschurken an den Pranger zu stellen. Sieger in diesem Spiel ist derjenige, der über die größte Medienmacht verfügt, und das sind klar das US-Imperium und seine Verbündeten. Den Schwarzen Peter kriegt regelmäßig China, in diesem Jahr ausnahmsweise China und Indien. Dass bei diesen Ländervergleichen Äpfel mit Birnen verglichen werden, stört natürlich niemanden. Dass China und Indien mit jeweils knapp 1,5 Milliarden Menschen eine andere Klimabilanz haben als zum Beispiel Luxemburg oder Andorra, sollte eigentlich klar sein. Aber würde man die Pro-Kopf-Emissionen zählen, sähe das doch ein bisschen blöd aus.

Den wichtigsten Part spielt aber wie immer das Geld. Das internationale Finanzkapital und seine Davoser Vordenker haben längst verstanden, dass mit dem Klima-Thema Billionen zu machen sind. Klima ist ein Großthema der nächsten Jahrzehnte, ebenso wie Big Pharma. Es geht darum, Staatsknete locker zu machen – nicht darum, Probleme zu lösen. Das sollte man nicht verwechseln. Der wissenschaftliche Report der Zeitschrift „Nature“ listet präzise auf, dass zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels 5 Billionen Dollar pro Jahr erforderlich seien. Das wären bis 2050 satte 150 Billionen Dollar. Knapp das Doppelte der Weltwirtschaftsleistung. Etwas Ähnliches hätte es in der Geschichte noch nicht gegeben. Da kann man auch mal eine Klimakonferenz veranstalten.

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"Die Klima-Show", UZ vom 19. November 2021



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