Pressemitteilung der “Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer – Bund der Antifaschisten” (FIR)

Die Gründung der zweiten Spanische Republik vor 90 Jahren

Die FIR erinnert an die Gründung der zweiten spanischen Republik vor 90 Jahren, weil dies exemplarisch die Auseinandersetzung zwischen antifaschistisch-demokratischer Entwicklung und faschistischer Gefahr beleuchtet.

Am 14. April 1931 proklamierte der liberale Rechtsanwalt Alcalá Zamora die Republik. Es war keine Revolution, nur ein Regierungswechsel, der aber mit der Ablösung des spanischen Königs einherging. Weite Teile der Bevölkerung knüpften große Hoffnungen an diese neue Demokratie. Politisch getragen wurde die Republik von den linksrepublikanischen Parteien und den Sozialisten des PSOE. Der Schriftsteller Manuel Azaña (Republikanischen Aktion) wurde Ministerpräsident, Alcalá Zamora Staatspräsident.

Die Herausforderung stand, Reformen gegen die tradierten gesellschaftlichen Machtstrukturen durchzusetzen. Wichtig war die Agrarreform. Spanien war stark agrarisch geprägt und das Problem war die Verteilung des Landes. Vor allem im Süden bestand ein großer Teil der ländlichen Bevölkerung aus Tagelöhnern ohne Grund und Boden. Die Reform ermöglichte es nun den Boden umzuverteilen, wobei ehemalige Besitzer entschädigt werden sollten. Spaniens Großgrundbesitzer blockierten jedoch jede Maßnahme zur Verbesserung der Situation der besitzlosen Bauern.

Die Republikaner versuchten, die Armee der Regierung zu unterstellen. So sollten nun die Befehlshaber einen Eid auf die Republik ablegen oder demissionieren. Die Zahl der Stellen wurde reduziert, viele Offiziere gegen ihren Willen in die Reserve versetzt. Die im Dienst Verbliebenen reagierten auf die Kürzungen im Personal mit wachsendem Unmut. Auch betrachteten sie die Abschaffung der privilegierten Militärrechtsprechung und der Militärakademie als Affront.

Eine weitere Reform betraf die Autonomie Kataloniens und des Baskenlandes. Die Regionalisten beider Provinzen beriefen sich auf ihre Sprache und die eigene Geschichte und forderten seit längerer Zeit Autonomie. Katalonien bekam sie bereits 1932. Das Baskenland erhielt die Autonomie erst 1936.

Der sozialistische Arbeitsminister Francisco Largo Caballero, der schon unter Primo de Rivera als Staatssekretär gearbeitet hatte, erließ seit Dezember 1931 zahlreiche Gesetze, die die Situation der Lohnabhängigen im industriellen Sektor verbesserten und das Streikrecht garantierten. Dagegen organisierten die Fabrikbesitzer Widerstand, um die von den Gewerkschaften geforderten Mindestlöhne und den Achtstundentag zu bekämpften.

Auch der einflussreiche katholische Klerus stellte sich gegen die Republik. Die Kirche fürchtete bei einer Trennung von Staat und Kirche um ihren gesellschaftlichen Einfluss und ihren große Grundbesitz. Auch beklagte man das 1931 beschlossene Frauenwahlrecht.

Die Republik musste sich also von Anfang an gegen Großgrundbesitzer, Unternehmer, die Kirche und das Militär, die den Widerstand organisieren, behaupten. Führende Armeeoffiziere schürten ein republikfeindliches Klima, darunter Spaniens jüngster General Francisco Franco. Man behauptete, Spanien stünde vor einer Revolution wie 1917 in Russland. Da weder aus dem Staatsapparat noch aus der Armee die Feinde der jungen Republik entfernt worden waren, kam es im August 1932 in Sevilla zu einem ersten Staatsstreich unter der Führung von General José Sanjurjo. Der Gewerkschaft CNT gelang es jedoch, den relativ isolierten Aufstand der Militärs mit einem von ihr ausgerufenen Generalstreik zu beenden. Vier Jahre später war es General Franco selber, der mit seinem Militärputsch gegen die Republik den Spanischen Bürgerkrieg auslöste.

Mit Blick auf die Gründung der zweiten spanischen Republik ergeben sich für heutige Antifaschisten zwei zentrale Erkenntnisse:

Demokratischer und sozialer Fortschritt muss gegen den erbitterten Widerstand reaktionärer Kräfte, die auch vor faschistischer Gewalt nicht zurückschrecken, durchgesetzt werden.

Die Verteidigung der demokratischen Republik ist eine gemeinsame Aufgabe aller Antifaschisten im In- und Ausland, wie der Kampf der Internationalen Brigaden 1936 – 1939 zeigt.

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