Ein großer Komponist, Künstler, Kämpfer, Politiker, der Kommunist Mikis Theodorakis, ist tot. In den 96 Jahren seines Lebens hat Mikis ein immenses Werk geschaffen, und damit sind nicht nur seine gewaltigen, unvergesslichen Kompositionen gemeint. Seine Lieder haben viele Kämpfe begleitet, viele Kämpfer inspiriert, Freude bereitet in Stunden des Triumphes und Mut gemacht in Momenten der Niederlagen.
Und kaum geht die Nachricht um die Welt, dass Mikis nicht mehr am Leben ist, da schlägt die Stunde der politischen Leichenfledderer. Das Stichwort gab Herr Mitsotakis, Sprössling einer der bekannten Milliardärsfamilien und Chef der Regierung Griechenlands. Mikis Theodorakis sei „für immer verstummt“, erklärte der rechte Konservative – mit einer Träne im Knopfloch, wobei er sich wohl nur schwer einen irgendwie triumphierenden Unterton verkneifen konnte.
Und die bürgerlichen, weitgehend gleichgeschalteten deutschen Medien übernahmen begierig die Formulierung des Herrn Mitsotakis. In den spärlich formulierten Nachrufen war dann auch kein Platz für eine Würdigung des wirklichen Lebens und des Kampfes des Mikis Theodorakis. Zwar konnte man nicht vermeiden, ihn als Widerstandskämpfer zu bezeichnen, der mit der Waffe in der Hand gegen die Nazis gekämpft hat, später ins KZ gesperrt wurde und unter der faschistischen Obristenjunta ins Exil gehen musste, aber die politische Haltung des Verstorbenen musste der Information weichen, dass Theodorakis durch die Komposition des „Zorbas“ für den gleichnamigen Hollywoodfilm weltbekannt geworden sei.
Nein, Mikis Theodorakis wurde weltbekannt für alle Menschen des gesellschaftlichen Fortschritts durch seine Lieder des Kampfes gegen kapitalistische Ausbeutung, des Widerstandes gegen die faschistische Junta, durch seine Lieder der Zuversicht und der Liebe zu den Menschen. „Die ganze Erde uns“, heißt es in einem der Texte des Poeten Jannis Ritsos, den Theodorakis vertonte und damit über Griechenland hinaus bekannt machte. „Die ganze Erde uns, und kein Stück unseren Feinden!“
Mikis hatte sich in jungen Jahren dem Kampf gegen die deutschen Faschisten angeschlossen, die Griechenland okkupierten und ausraubten. Er wurde bald zu einer der wichtigen Persönlichkeiten der progressiven Jugendbewegung, bezahlte seine politische Überzeugung mit Haft im berüchtigten KZ Makronissos. Er schloss sich früh der Kommunistischen Partei an und bat im hohen Alter den Generalsekretär der Partei in seinem politischen Testament, sich dafür einzusetzen, dass für immer in Erinnerung bleiben möge, dass er auch die letzten Stunden seines Lebens als Kommunist verbracht hat.
Theodorakis war viel mehr als der Komponist des „Zorbas“ und diese Musik ist viel mehr als „nur“ Folklore. Mikis hat seine politische Überzeugung auch damit für immer und alle Zeiten vertont, indem er den „Großen Gesang“, den „Canto general“ des chilenischen kommunistischen Poeten Pablo Neruda, seines Freundes und Genossen, in Töne setzte und dieses monumentale Werk beim Festival des Politischen Liedes in Berlin, Hauptstadt der DDR, zur Uraufführung brachte.
Wir haben Mikis Theodorakis viel zu verdanken. Ein Komponist und Kommunist wie er wird niemals verstummen, so sehr seine Feinde es sich auch wünschen. Die ganze Erde uns, und kein Stück unseren Feinden! Danke, Genosse Mikis!