Die Linke Liste im Stadtrat von Moers (NRW), die sich aus Mitgliedern der Partei „Die Linke“, der DKP und Parteilosen zusammensetzt, hat ihren Tagungsraum nach der Kommunistin Rosemarie Stiffel benannt. Darüber sprachen wir mit ihrem Fraktionsgeschäftsführer Sascha H. Wagner.
UZ: Sie haben den Tagungssaal ihrer Fraktion im Moerser Rathaus nach der Kommunistin Rosemarie Stiffel benannt. Was hat Sie dazu bewogen?
Sascha H. Wagner: Rosemarie Stiffel und ihr Mann Karl sind auch Jahre nach ihrem Tod noch immer weit über die Grenzen von Moers hinaus bekannt für ihr politisches Engagement. Die beiden Kommunisten haben sich ihr Leben lang für soziale Gerechtigkeit, Antifaschismus und vor allem für die Rehabilitierung der Opfer von Berufsverboten und staatlicher Repression eingesetzt. So etwa in der von ihnen ins Leben gerufenen „Initiativgruppe zur Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges“. Von daher finden wir es wichtig, dass an diese beiden prominenten Kommunisten erinnert wird. Sie sind hier stadtbekannt.
UZ: Geht es bei der Benennung des Fraktionssaals nur um einen symbolischen Akt?
Sascha H. Wagner: Keineswegs. Rosemarie und Karl Stiffel waren außergewöhnliche Persönlichkeiten und ein außergewöhnliches Paar. Menschen von ihrem Schlag könnten wir heutzutage mehr denn je brauchen. Beide waren konsequente Kommunisten und trotz allen Unrechts, welches ihnen widerfahren ist, haben sie nie den Lebensmut und ihre Freundlichkeit verloren. Sie blieben den Menschen zugeneigt und waren nicht verbittert.
Rosemarie Stiffel engagierte sich bereits als junges Mädchen und gründete gemeinsam mit anderen die FDJ in Gelsenkirchen. Im jungen Alter von 17 Jahren wurde sie Mitglied der KPD. Gemeinsam mit ihrem Ehemann und Genossen Karl Stiffel engagierte sie sich über 60 Jahre für Frieden und Sozialismus. Sie war Kreisvorsitzende der DKP in Moers und nach der Gebietsreform im Kreis Wesel und eine überzeugte Gewerkschafterin. Das politische Vermächtnis der Stiffels ist äußerst beeindruckend und wird nicht vergessen werden. Es ist eine Verpflichtung für jüngere Genossinnen und Genossen, ihren Kampf und das Engagement im Sinne von Rosemarie und Karl fortzusetzen.
UZ: Inwiefern wollen Sie das als Fraktion machen?
Sascha H. Wagner: Wir haben uns entschlossen, uns dafür stark zu machen, dass eine Straße in einem Moerser Neubaugebiet nach Karl Stiffel benannt werden soll. Wir wollen, dass das Wirken dieser beiden herausragenden Bürgerinnen und Bürger auch von der Stadt gewürdigt wird. Und ansonsten sind und bleiben wir im Sinne der Stiffels aktiv – für Frieden, Solidarität und für die Entschädigung und Rehabilitation der vielen Opfer der Berufsverbote. Wir sind als die Linke Liste Moers ja auch nicht politisch isoliert, sondern kooperieren mit anderen demokratischen Parteien. Insofern bin ich zuversichtlich, dass es uns gelingt, unsere Pläne in Bezug auf ein würdiges Andenken an Rosemarie und Karl auch umsetzen zu können.
UZ: Was kann man heutzutage von den Eheleuten Stiffel lernen?
Sascha H. Wagner: Dass es sich lohnt zu kämpfen. Und dass man sich allen politischen Widrigkeiten zum Trotz nicht einschüchtern lassen darf. Und dass man den Mut nicht verlieren darf und sich Werte wie Solidarität und Humanismus bewahrt.
UZ: Vor Ihrer jetzigen Tätigkeit für die Moerser Ratsfraktion waren Sie über acht Jahre Landesgeschäftsführer der Linkspartei in NRW. Woher rührt Ihr jetziges Engagement in der Kommunalpolitik?
Sascha H. Wagner: Die Satzung unserer Partei sieht vor, dass das Amt des Landesgeschäftsführers ein Amt auf Zeit ist. Daran wollte ich mich in jedem Fall halten – und das habe ich auch getan. Mir ist es bei meiner jetzigen Tätigkeit wichtig, die Kooperation verschiedener linker Kräfte zu bündeln. In Zeiten des Klassenkampfes von oben, erstarkender Nazis, Rassisten und anderer extremer Rechter muss die politische Linke kooperieren und zusammenarbeiten. Das ist mir ein großes Anliegen und ich denke, es wäre auch im Sinne von Rosi und Karl gewesen. Zudem bin ich selbst ja langjähriger Fraktionsvorsitzender der Linken im Kreistag Wesel. Ich hatte das Glück, das Ehepaar Stiffel noch persönlich kennenlernen zu dürfen, und daher ist mir das Andenken an beide auch ein persönliches wie politisches Anliegen.