Die Bundesliga-Wechselbörse

Von Hannes Schinder

Eine bekannte Singleplattform wirbt mit den Slogan „alle elf Minuten verliebt sich ein Single über Parship“. Ähnlich schnell verlieben sich Fußballspieler in ihre neuen Vereine und loben diese dann doch immer mit den gleichen Worten, die in etwa so klingen: „Ein unglaublicher Verein, mit einer tollen Tradition. Ich wollte unbedingt zu XY und hoffe, dass ich dem Verein helfen kann“.

Vergangenes Wochenende startete die Bundesliga in das neue Jahr. Bis zum 17. Spieltag verstärkten sich die Bundesligisten mit einigen Spielern und gaben eben soviele ab. Aber die heiße Phase der Wechselbörse beginnt jetzt erst. Denn bis zum 31. Januar haben die Vereine noch Zeit, Spieler unter Vertrag zu nehmen und auf die Schwachstellen, die sich letztes Wochenende offenbarten, zu reagieren.

Bis jetzt kaufte Bayern München, wie alle Jahre wieder, der Konkurrenz die Spieler weg Auch wenn Niklas Süle und Sebastian Rudy erst im Sommer vom drittplatzierten Hoffenheim kommen werden. Die bayerische Hauptstadt durften Julian Greene und Holger Badstuber verlassen. Wobei Badstuber nach Schalke verliehen wurde, um dort Spielpraxis zu sammeln. Warum die Schalker auf diesen Deal eingegangen sind, bleibt ein Rätsel. Denn der letzte Wechsel dieser Art hat ja schon so gut funktioniert, dass Jan Kirchhoff inzwischen beim AFC Sunderland spielt. Denn auf Schalke absolvierte er lediglich 16 Spiele. Und es bleibt die Frage, ob der verletzungsanfällige Badstuber auf mehr Spiele kommen wird. Zusätzlich kaufte Schalke noch Guido Burgstaller von Nürnberg, der vergangenes Wochenende gleich den Siegtreffer für die Schalker erzielte. Und man verlieh Sidney Sam nach Darmstadt.

Der zweitplatzierte Brauseklub aus Leipzig kaufte lediglich einen Spieler von dem Schwesterklub aus Salzburg Dayot Upamecano. Dafür wurde die Leihe mit Kyriakos Papadopoulos beendet, der von Leverkusen an den HSV ausgeliehen wurde. Das Sorgenkind der Liga aus der Hansestadt verstärkte seine anfällige Abwehr mit Mergim Mavraj vom Kölner FC. Die Kölner kauften im Gegenzug Christian Clemens von Mainz 05, der damit zu seinem Heimatverein wechselte und am ersten Spieltag des neuen Jahres mit seinem neuen Arbeitgeber auf den alten traf.

Bei Mainz 05 bediente sich noch der VFL Wolfsburg, die Yunus Malli für 12,5 Millionen kaufte. Dieser Wechsel macht nur Sinn, wenn man sich die Gehaltsliste des VW-Vereins betrachtet. Denn trotz des sportlichen Misserfolgs werden die Spieler dort mehr als ausreichend entlohnt. Als Ausgleich verkaufte man Julian Draxler, der die Erwartungen in Wolfsburg nie erfüllen konnte, nach Paris.

Bisher wurden also die Spieler, wie jedes Jahr, zwischen den Vereinen hin- und hergeschoben. Da kann es kaum verwundern, wieso die Spieler auch als Söldner bezeichnet werden, die nur dem Ruf des Geldes folgen. Und dadurch entwickeln sich Spieler kaum noch zu Identifikationspersonen des Vereins und verlieben sich alle elf Minuten neu.

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"Die Bundesliga-Wechselbörse", UZ vom 27. Januar 2017



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