UZ: Herzlichen Glückwunsch! Die Franken, Oberpfälzer, Schwaben, Nieder- und Oberbayern können bei der Bundestagswahl im September die DKP wählen. Die Kommunisten in Bayern haben die Voraussetzungen geschaffen und die erforderlichen Unterschriften gesammelt. Wie habt ihr diesen Erfolg organisiert?
Gustl Ballin: Wir haben im letzten Jahr keine Zeit verloren und so schnell wie möglich angefangen. Die kämpferische Stimmung der gesamtbayerischen LMV hat uns motiviert Das haben wir dann gleich auf der „Linken Literatur Messe“ in Nürnberg umgesetzt. Mit dem dort erzielten guten Start- Ergebnis ging es weiter. Meistens wurde zunächst im linken Umfeld auf Veranstaltungen und Demos gesammelt sowie im persönlichen Umfeld. Erst später gingen wir auch mit Infoständen nach außen. Infostände sind jetzt vermehrt angesagt. Wir wollen die Methode, Menschen über die Unterschriftensammlung anzusprechen, weiter nutzen. Aber ohne die vielen südbayerischen Genossinnen, vor allem des Münchner Betriebsaktivs, die mitgekämpft haben, wäre dieses Ergebnis nicht zustande gekommen. „Der Süden“ hat bestimmt einen Anteil von 40 Prozent am Ergebnis. Vielen Dank an die Südbayern!
UZ: Wurde der Beschluss zur Kandidatur gemeinsam von den Genossinnen und Genossen umgesetzt?
Gustl Ballin: Ja, es gab natürlich Diskussionen um den Parteitagsbeschluss, und einige wenige Genossinnen und Genossen haben sich auch dabei überhaupt nicht engagiert. Das wurde ausgeglichen durch hervorragende Einzelkämpfer, die um die 100 Unterschriften oder mehr beigebracht haben. Wichtig ist, dass die meisten entsprechend ihren Möglichkeiten mitgemacht haben und die Kandidatur als gute Möglichkeit erkannt haben, wieder oder wieder stärker in die Öffentlichkeit zu gehen.
UZ: Hat die Wahlteilnahme neue Impulse für die Parteiarbeit gegeben?
Gustl Ballin: Das wird am besten bei der Gruppe Nürnberger Land sichtbar. Die Genossen haben nach sehr vielen Jahren wieder Infostände gemacht, die nun bis zur Wahl monatlich durchgeführt werden, und dabei um die 100 Unterschriften gesammelt. 2 000 UZ-Extra und ein Nachbarschaftsbrief als Einleger sollen bis zum 24. September verteilt werden. Ähnliches gibt es auch bei anderen Gruppen.
UZ: Auf welches Echo seid ihr bei der Unterschriftensammlung an Infoständen gestoßen?
Gustl Ballin: Interessant ist, dass wir auf wenig Antikommunismus gestoßen sind. Erschreckend ist aber die große Gleichgültigkeit und Interessenlosigkeit. Daneben gibt es auch Interessierte, die feststellen dass es uns gibt: „Was heißt DKP?“ oder „Gibt es euch noch?“ Letzteres zeigt auf, dass wir in der Vergangenheit zu wenig sichtbar waren.
UZ: Wie haben sich „Mitbewerber“ verhalten, als ihr sie auf ihre Unterschrift angesprochen habt?
Gustl Ballin: Bei den Genossinnen und Genossen der Linkspartei und bei anderen Linken, mit denen wir in Bündnissen wie der „Linken Liste Nürnberg“ zusammenarbeiten, gab es so gut wie keine Ablehnung. Bei Sozialdemokraten war es meist schwierig. Andererseits haben uns auch Mandatsträger der Freien Wähler oder auch ein Direktkandidat der SPD aus ihrem demokratischen Verständnis heraus („Jeder soll gewählt werden können“) unterstützt.