Schülerinnen und Schüler gehen vielerorts jeden Freitag auf die Straße statt in die Klassenzimmer. Sie streiken unter dem Motto „Fridays for Future“ (deutsch: Freitage für die Zukunft) für eine Politik, die den Klimawandel ernst nimmt. UZ sprach mit Jan Küter-Luks, einem Schüler aus Osnabrück, der in seiner Heimatstadt die Proteste mitorganisiert.
UZ: Warum geht ihr auf die Straße und nicht in die Schule?
Jan Küter-Luks: Das Ganze fing in Schweden mit Greta Thunberg an. Die mittlerweile 16-jährige Schülerin ging in Stockholm jeden Freitag anstatt zur Schule vor das Parlament. Der Hintergrund ist das Gefühl, dass was falsch läuft und die Angst um die eigene Zukunft. Es bringt wenig, in die Schule zu gehen und irgendwelchen Kram zu lernen, wenn währenddessen der Klimawandel ungebremst weitergeht. Gegen den Klimawandel wollen wir uns wehren. Als Schülerinnen und Schüler haben wir keine Wählerstimmen. So sind wir an der politischen Partizipation nicht wirklich beteiligt. Mit den „Fridays for Future“-Demonstrationen versuchen wir, uns eine Stimme zu verschaffen.
UZ: Wie ist bei euch in Osnabrück die Resonanz?
Jan Küter-Luks: Bei der letzten Demonstration waren wir gut 170 Schülerinnen und Schüler. Das ist noch relativ gering. In anderen Städten ist das schon mehr. In Freiburg waren 8 000 und in Berlin 10 000 auf der Straße.
Viele Schüler haben noch Angst, die Schule zu schwänzen. Es gibt Lehrer, die den Schülern mit einem Brief nach Hause oder einem Telefonat mit den Eltern drohen, wenn sie die Schule zum Streiken verlassen. Es gibt aber auch Rektoren und Lehrer, die sich mit uns solidarisieren und sagen, das ist eine gute Aktion.
UZ: Welche Forderungen habt ihr und an wen stellt ihr sie?
Jan Küter-Luks: Wir haben zwar Kontakt zu manchen NGOs, aber wir achten darauf, dass wir keinen ausgrenzen. Wir haben uns auf Forderungen bezüglich des Braunkohleausstiegs geeinigt. Der Ausstieg muss bis spätestens 2030 geschehen und bis 2022 soll die Förderung um die Hälfte reduziert werden. Bei uns hat es auch mit dem Hambacher Forst angefangen, wo viele Leute auf die Kohle-Thematik gestoßen sind.
Neben den Streiks gibt es Workshops und Diskussionsgruppen. Da bildet sich der Konsens: Wir können nicht einfach nur fordern, dass hier ein Grenzwert, da ein Grenzwert verbessert wird. Das ganze Problem liegt tiefer. Das Problem liegt bei dem Einfluss der Energie- und der Automobilbranche in Deutschland.
UZ: Wie sähe für euch eine Politik aus, die den Klimawandel ernst nimmt?
Jan Küter-Luks: Grundsätzlich kann das Klima nicht durch einzelne Regulierungen geschützt werden. Ich denke, irgendwann kommt die Zeit, wo man Verbindlichkeiten und auch Verbote schaffen muss. Und der Zeitpunkt ist unserer Meinung nach schon erreicht. Es gibt viele wissenschaftliche Studien, zum Beipiel vom IPCC oder dem Fraunhofer-Institut, die sagen, jetzt ist der Zeitpunkt, wo man ganz klar Grenzen setzen muss. Denn die langfristigen Folgen des Klimawandels werden heute nicht einbezogen. Würden sie beachtet werden, dann könnte man von einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Politik sprechen. Es müssen internationale Klimaallianzen gebildet werden, wo man sich ambitioniert mit dem Klimawandel auseinandersetzt und nicht scheinheilig rumgeredet wird. Es muss richtig viel Geld reingepumpt werden. Dazu gehört auch Umverteilung, um das Geld für den Ausbau des Nahverkehrs oder für die Energiewende zu nützen.