An der Elbe schworen am 25. April 1945 Soldaten der Roten Armee und der US-Army angesichts der Verbrechen des deutschen Faschismus, alles zu tun, um künftige Kriege zu verhindern. Der „Tag der Begegnung“ erinnert an das Zusammentreffen. Seit mehreren Jahren findet um den 25. April herum eine Friedensdemonstration statt.
Angesichts des Krieges in der Ukraine und der massiven Hochrüstung von Bundeswehr und NATO gilt der Schwur der Soldaten von einst jetzt erst recht. UZ sprach mit Elke und Gerd Brucks von der DKP Torgau. Sie gehören zu den Hauptorganisatoren der Friedensdemonstration anlässlich des „Tages der Begegnung“ in Torgau.
UZ: Seit mehreren Jahren organisiert die DKP gemeinsam mit anderen Friedensorganisationen zum „Tag der Begegnung“ von sowjetischen und US-amerikanischen Soldaten an der Elbe am 25. April 1945 eine Friedensdemonstration in Torgau unter dem Motto „Abrüsten statt Aufrüsten“. Gefordert wurde in den vergangenen Jahren „Frieden mit Russland und China!“ Am 23. April ruft ihr erneut zur Demo nach Torgau. Bleibt es angesichts des Krieges in der Ukraine bei dieser Ausrichtung?
Elke Brucks: Ja, unbedingt. Der Schwur an der Elbe, den die Soldaten der Roten Armee und der alliierten Streitkräfte am 25. April 1945 in Stein meißeln ließen, lautete: „Der Schwur ist den Völkern aller Nationen gewidmet, um ihre Auseinandersetzungen in Zukunft ohne Krieg zu lösen, und sollte als ewiges Leuchtfeuer gelten, um die zukünftigen Wege aller Nationen zu beleuchten, zum gegenseitigen Gunsten aller Menschen …“. Heute ist wieder Krieg in Europa. Nicht der erste seit 1945 wie viele jetzt behaupten, weil sie die Bombardierung Jugoslawiens vergessen machen wollen. Es ist wichtig, den Schwur von damals wachzuhalten und den Gedanken, dass Differenzen zwischen Staaten nur auf dem Verhandlungsweg zu klären sind.
Die diesjährige Veranstaltung haben wir unmittelbar nach unserer Demonstration im April letzten Jahres angemeldet mit dem Motto: „Abrüsten statt Aufrüsten! – Mahnung an den Schwur an der Elbe.“ Das stimmt heute genauso wie gestern. Für den Frieden zu demonstrieren macht immer Sinn. Es herrschte und herrscht immer Krieg, während wir unsere Demonstrationen durchführten. Krieg im Irak, Krieg in Afghanistan, Krieg in Syrien, Krieg im Jemen, Krieg in Libyen, Krieg in der Westsahara … und sicher habe ich noch einige vergessen. Nun führt Russland Krieg in der Ukraine. Auch er muss gestoppt werden – durch Verhandlungen.
UZ: Wie steht es mit der Forderung „Frieden mit Russland und China“?
Gerd Brucks: Die hat Bestand. Das ist doch klar. Die politische Entwicklung seit 1990 nach dem Wegfall des strategischen Gleichgewichts, welches den Frieden 45 Jahre lang relativ sicherstellte, hat die neuen Kriege förmlich heraufbeschworen. Der Warschauer Vertrag wurde aufgelöst, die NATO blieb nicht nur weiter bestehen, sie dehnte sich trotz gegenteiligen Versprechens immer weiter nach Osten aus. Der Imperialismus ist nicht friedensfähig, das hat sich nun mehrfach bewahrheitet, er strebt nach der Weltherrschaft und geht dabei über Leichen. Die gegenwärtige Situation in der Ukraine ist eines der Resultate dieses Strebens nach Weltherrschaft. Deshalb heißt unsere Losung schon immer: „Frieden mit Russland, raus aus der NATO!“ Die Sicherheit Russlands bedeutet letztendlich auch Sicherheit für uns.
Die Bundesregierung handelt genau in gegenteiliger Richtung, indem sie sich dem aggressiven Konfrontationskurs der USA gegen Russland anschließt, einen Mega-Aufrüstungskurs beschließt und Waffen in die Ukraine schickt. Diese Politik verlängert den Krieg. Deutschland ist Kriegspartei. Dagegen gehen wir auf die Straße. Die Waffenlieferungen müssen eingestellt werden.
UZ: Wie ist die Stimmung in Torgau? Im Schaufenster des „KommTreff“ werbt ihr offensiv für den „Tag der Begegnung“. Bekommt ihr eher Zuspruch oder wächst die Aggression?
Elke Brucks: Die Torgauer Bürger wollen Frieden, so wie die meisten Menschen auf der Welt. Es werden Bilder, Plakate und auch Transparente von Schülern und anderen Personen aufgehängt, auf denen eine Friedenstaube zu sehen ist oder einige Sätze gegen den Krieg stehen. Das ist begrüßenswert und entspringt dem ehrlichen Wunsch nach Frieden. Aber leider wird diese Friedensliebe heute von den Medien und vom offiziellen Apparat für eine undifferenzierte „Ukraine-Solidarität“ instrumentalisiert, die nicht zuletzt immer häufiger in offener Russophobie endet. Ukrainische Fähnchen sind überall zu sehen. Aber hat man jemals Flaggen des Jemen oder des Irak irgendwo gesehen, wenn die NATO dort gebombt hat?
In unserem „KommTreff“ von DKP und SDAJ zeigen wir, was wirklich für den Frieden notwendig ist. Wir benennen die wahren Ursachen für Krieg und Unterdrückung, die von Deutschland, der EU, den USA ausgehen. Viele bleiben stehen, lesen die aktuelle UZ im Schaufenster und unsere Losungen. Wir bekommen eher Zuspruch.
UZ: Wer ruft in diesem Jahr zur Teilnahme an der Demonstration auf und wer wird auf der Kundgebung sprechen?
Elke Brucks: Anmelder der Friedensdemonstration sind wir Torgauer. Aufrufer sind DKP und SDAJ, das Ostdeutsche Kuratorium von Verbänden, der „RotFuchs“-Förderverein und weitere Friedensorganisationen. Mit unseren Blumenschalen, die wir für jede unterstützende Organisation und auch Einzelpersonen am Denkmal der Begegnung aufstellen, hat das ganze schon seit Jahren eine Eigendynamik bekommen. Aus ganz Sachsen und Brandenburg kommen Friedensbewegte und aus Berlin erwarten wir einen Bus.
Sprechen werden neben weiteren Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, und Liane Kilinc von der Organisation „Friedensbrücke/Kriegsopferhilfe“. Sie wird über den jahrelangen Krieg der ukrainischen Armee gegen die Republiken des Donbass sprechen, von dem viele Menschen, die jetzt für den Frieden auf die Straße gehen, gar nichts wissen.
UZ: Wie ist der „Tag der Begegnung“ geplant?
Gerd Brucks: Wir treffen uns am 23. April ab 11 Uhr auf der Ostseite der Elbe am Brückenkopf am Fahnenmonument. Dort wird es eine Gulaschkanone und Sitzgelegenheiten geben. Um 12 Uhr hält Stefan Natke, Vorsitzender der DKP Berlin, die Eröffnungsrede. Danach demonstrieren wir über die Elbbrücke bis zum Ernst-Thälmann-Denkmal, wo wir an den KPD-Vorsitzenden erinnern und die aggressive Geschichtsverfälschung gegen ihn zurückweisen werden. Danach geht es über den Rathausplatz, wo es verschiedene Infostände geben wird, weiter zur Elbstraße zum Denkmal der Begegnung. Dort stehen bereits die etwa 27 Blumenschalen von den einzelnen Friedensorganisationen, Genossen und Sympathisanten. Wir möchten uns auf diesem Weg für die zahlreichen Spenden bedanken, die uns diese Aktion ermöglichen. Den ganzen Tag wird uns unser Freund Ernesto Schwarz von den Freidenkern Frankfurt/Main mit seinen Friedensliedern begleiten.
3. April, 11 Uhr, Torgau, Brückenkopf an der Ostseite der Elbe:
Demonstration „Abrüsten statt Aufrüsten – Mahnung an den Schwur an der Elbe“, Kontakt: torgau@dkp.de,
Karten für den Berliner Bus nach Torgau: druck@dkp-berlin.de