In einem Anschreiben an Geschäftskunden vom 9. Juni 2015 formulierte Martin Linde, Bereichsvorstand Vertrieb Post: „Die Forderungen von ver.di gefährden nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die Zukunfts- und Leistungsfähigkeit unseres Unternehmens für Sie als Kunden. Das im Vergleich zum Markt doppelt so hohe Lohnniveau verhindert auf mittlere Sicht, dass die Deutsche Post wettbewerbsfähig bleibt. Da die ver.di-Forderungen diesen Kostennachteil dauerhaft um mindestens 300 Millionen Euro vergrößern würden und keinen Beitrag zu einer langfristigen Lösung bieten, haben wir diese abgelehnt.“
Mit einem Offenen Brief reagierte daraufhin Axel Köhler-Schnura, Geschäftsführer von ÖKONZEPT. Darin heißt es u. a.: „Wir haben weder Verständnis für die von Ihnen vorgenommenen Ausgliederungen noch für Ihre Haltung und Vorgehensweise in den dadurch bedingten aktuellen Auseinandersetzungen mit Ihren Beschäftigten und deren Gewerkschaft.
Sie verkehren die Realitäten: Es sind einzig Sie, die Sie den Betriebsfrieden stören. Indem Sie Arbeitsplätze vernichten, die Arbeitsbedingungen verschlechtern und die Einkommen Ihrer Beschäftigten mindern. Und das alles gravierend und im großen Stil. Und auch nicht erst seit heute, sondern anhaltend seit Mitte der 90er Jahre.“
Auf den Offenen Brief von Axel Köhler-Schnura gab es viele Rückmeldungen, hier eine Auswahl:
„Ich hoffe, dass noch mehr Kunden der Post AG sich für die Missstände im Vorstand beschweren. Wir wollen nur gerechte Bezahlung für unsere täglich erbrachte Leistung sowie Sicherheit für unsere Arbeitsplätze. Das ist das normalste der Welt. Sklaverei wurde überwunden und sollte nicht wieder eingeführt werden. Mit freundlichen Grüßen, Alexander Schmidt, Betriebsratsvorsitzender DHL Home Delivery GmbH“
„(I)ch bin Zustellerin bei der Deutschen Post AG und verfolge alles sehr genau zum Thema Streik. Gerade eben bin ich über Ihren offenen Brief gestolpert und möchte einfach DANKE!!!!! sagen. Sie treffen den Nagel auf den Kopf und es ist ein gutes Gefühl, dass zumindest einige das Konzept der AG durchschaut haben. (Leider ist noch nicht bei allen der Groschen gefallen) … Herzliche Grüße, J. T.“
„(I)ch bin seit über 40 Jahren bei der Post AG als Zusteller beschäftigt und möchte mich sehr herzlich für Ihren offenen Brief bedanken, sie haben mit allem den Nagel auf den Kopf getroffen. Was man dazu noch sagen könnte, wäre, dass der Bereich, der mit Paketen zu tun hat, inzwischen ein unmenschliches Ausmaß angenommen hat. (…), ich wünschte es gäbe mehr Menschen von Ihrer Sorte … Hochachtungsvoll, H. P. S. N.“
„Als Briefzustellerin bin ich nicht direkt betroffen aber ich kämpfe für meine Kollegen. Ich möchte, dass für gleiche Arbeit auch dasselbe Gehalt bezahlt wird.
Unser Arbeitgeber übt vermehrt Druck auf die Beschäftigten aus, damit sie nicht am Streik teilnehmen, uns wurde mit Abmahnungen gedroht und das Betriebsklima ist zurzeit vergiftet.
ver.di wird jeden Tag durch Aushänge oder Briefe, die wir nach Hause geschickt bekommen, schlecht gemacht. Durch Fernseher in den Räumen werden wir täglich „informiert“, dass ver.di und der Streik uns schadet. Mit freundlichen Grüßen, S. H.“
„Ich bin Zustellerin bei der DP AG in Vollzeit und streike. Unser Streikleiter und Betriebsrat W. S. hat uns Streikenden Ihren offenen Brief an die Geschäftsführung der Post gemailt, damit wir auch erfahren, dass es Geschäftskunden gibt, die die Gründe für den Streik verstehen und respektieren.
Ich wollte mich persönlich bei Ihnen bedanken, da dieser Brief genau das beschreibt was bei uns von Seiten der Führung schief läuft. Dieser Brief und die darin enthaltene Unterstützung ist in meinem Kopf und Herzen, wenn ich jeden morgen um 4 Uhr am Betriebstor stehe und versuche, meine verängstigten Kollegen zum Mitstreiken zu ermutigen. Vielen Dank für Ihren Brief im Namen aller Streikenden in Freiburg. Mit freundlichen Grüßen, S. M. W.“