Die Redaktion von „M&R“ hatte eine kreative Pause eingelegt, jetzt erschien das Heft 1/2021 mit dem Schwerpunkt USA in einer angenehmen, soll meinen lesbareren, Gestaltung.
Vorgestellt wird uns zu Anfang die US-amerikanische Künstlerin Diamanda Galás, die sich mit Texten und Kompositionen den Zuständen, den Verheerungen und Zerstörungen besonders in ihrem Land beschäftigt. Ins Stammbuch vieler geschrieben, sagt sie: „Es gibt aber sehr narzisstische Kollegen, die glauben, dass ihre Gedankenwelt einzigartig sei. Das sind normalerweise die miesesten Künstler aller Zeiten.“
Arnold Schölzel nimmt uns mit auf eine „kurze Revue eines nötigen literarischen Antiamerikanismus“, erinnert dabei an frühere Autoren wie Ferdinand Kürnberger (den fast niemand mehr kennt), an Arno Schmidt und Max Horkheimer. An der schon damals geäußerten Kritik an der „überbordenden Aggression dieses Staates … hat sich nichts geändert.“ Schölzel verweist auf Karlheinz Deschner, der der Blutspur nachging, die die USA in der bisherigen Geschichte hinterlassen haben. „Aufgeklärter Antiamerikanismus scheint nötiger denn je“, endet der Beitrag.
Die Fotoreportage von Nina Berman über die evangelikalen Großkirchen in den USA zeigt uns ein wenig bekanntes Bild der Größenordnung und des Einflusses, den diese sich unter dem Deckmantel selbstformulierter Glaubenssätze in großen Teilen der US-Bevölkerung genommen haben. Die zumeist protestantischen Konfessionen haben bis zu 15 Millionen „Gläubige“, mit Spendensammlungen und einem unsäglichen Merchandising werden Woche für Woche Millionen US-Dollar eingenommen. Der politisch-ideologische Druck, den die selbsternannten Bischöfe und Prediger auf die gesamte Politik ausüben, ist enorm und wird selbst von liberalen Intellektuellen kaum zurückgewiesen.
Ein Stimmungsbild der US-amerikanischen Depression unter Trump liefert der Historiker Michael Joseph Roberto. Er mahnt an, dass die faschistischen Parteiführer, die in kapitalistischen Staaten an die Macht gekommen sind, viel zu oft nur als „autoritäre und diktatorische Herrscher“ bezeichnet werden. „Trumps Kurs bedeutet eine entscheidende Wende der USA hin zum Faschismus. Was er und seine Mafiakumpane seit Beginn ihrer Amtszeit so alles angestellt haben, ist eine Version von Gleichschaltung.“ Und später heißt es: „ Der amerikanische Faschismus veranstaltet eine wahnwitzige Maskerade mit Dystopien als Nebenprodukte eines verfaulenden Systems, das sich dem Entertainment und dem Konsum verschrieben hat.“
Ein lesenswertes Heft, zu dem man der Redaktion gratulieren kann.